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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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können, die sich bei ihrem E-Mail-Anbieter einblendete, sobald sie sich in ihr Postfach einloggte. Gleich in mehreren Portalen hatte sie sich angemeldet, mit einem aktuellen Foto und einem verdeckten Namen. Es hatte mehrere Antworten gegeben, manchmal auch nur Unverschämtheiten oder Angebote ganz junger Männer, die sexuelle Erfahrungen sammeln wollten.
    Bei ihm war es vom ersten Wort an anders gelaufen. Sie gefiel ihm, er gefiel ihr. Er hatte so treue Augen. Für das erste Zusammentreffen war es ihnen gelungen, ein besonderes Restaurant auszusuchen. Lange hatten sie sich über ihre kulinarischen Vorlieben ausgetauscht, bis sie beide feststellten, dass sie sich zum ersten Mal bei erlesenen asiatischen Spezialitäten begegnen sollten. Louise war daraufhin das nepalesisch-tibetanische Restaurant Namaste in Spellen eingefallen, Küche aus dem Himalaya mit frischen Zutaten ohne Geschmacksverstärker. Sofort hatte er begeistert zugestimmt.
    Heute Abend sollte es nun so weit sein. Sie hatte den Weg nach Spellen fahren geübt, hatte sich den kleinen Marktplatz angeschaut, an dem das Restaurant lag, hatte den Tisch dort reserviert und sich gemerkt, wo sie parken würde. Sie war nie eine sichere Autofahrerin gewesen, sie wollte sich aber nicht blamieren. Louise wollte ihn gewinnen, von Anfang an.
    Lächelnd schob sie eine  CD in die Lade, Silbermond, Gefühle, die sie überwältigten. Alfons hätte sofort gesagt, mach das aus, ist ja zu kitschig. Jetzt konnte sie ihre Musik ungehindert hören. Sie nahm ihr Smartphone und rief das Foto auf, blätterte in den wunderbaren Zeilen, die Alfons mehr und mehr aus ihrem Leben bugsierten. »Du und ich, eine neue Dimension mit einem neuen Mann.« Immer wieder schaute sie auf die Uhr. Noch zwei Stunden Zeit. Viel zu lange.
    Wenn Sie allerdings jetzt schon losfahren würde, könnte sie noch in der kleinen Buchhandlung am Spellener Marktplatz stöbern, die in unmittelbarer Nähe zum Namaste zu finden war. »Lesezeit«, der Name hatte ihr gefallen. Was für ein Dorf, hatte sie gedacht, ein moderner Marktplatz, und daran lagen zwei außergewöhnliche Perlen. Vielleicht würde sie in der Buchhandlung noch ein kleines Präsent für ihn finden, er mochte Gedichte. Ein Mann, der Gedichte rezitieren konnte, war ihr vorher noch nie begegnet. Literarische Vorlieben waren nie Thema zwischen Alfons und ihr gewesen, für ihn gab es das Börsenblatt und den Regionalteil der Tageszeitung, das reichte.
    Noch eineinhalb Stunden. Sie würde jetzt starten. Zu ihrem größten Abenteuer seit vielen Jahren. Ein Aufbruch in ein neues Leben.
    Bye-bye, Alfons.
    * * *
    In den nächsten Tagen arbeitete das K1 auf Hochtouren. Die im Hintergrund erwarteten Schlagzeilen über den Einsatz in Büderich waren gemäßigt und verschwanden hinter wesentlich größeren Titelzeilen über neue Lebensmittelskandale, drohende Rockerkriege im Ruhrgebiet und die erneute, international missmutig beäugte Präsidentschaftskandidatur Berlusconis in Italien.
    Der Winter hatte auch zu Beginn des Februars den Niederrhein fest im Griff, immer wieder fiel Schnee, und die Anzahl der Verkehrsunfälle auf spiegelglatter Fahrbahn wurde nicht kleiner. Zumindest konnten sich die Bediensteten des K1 nicht mehr über die unangemessene Raumtemperatur beschweren. Der Krefelder Installateur hatte einen Großauftrag zur Sanierung des Heizsystems übernommen, erschien mit siegesgewissem Lächeln und provisorischen Heizern, die für ein angenehmes Klima sorgten.
    Petra Winter befand sich während ihrer körperlichen Genesung gleichzeitig in psychologischer Behandlung. Sie fühlte sich ständig belauert und beschuldigte einen Teil ihrer Bekannten und das Pflegepersonal der Krankenstation, sie zu verfolgen. Dem behandelnden Arzt erzählte sie, himmlische Stimmen hätten ihr befohlen, aus dem Fenster zu springen. Für den Zeitraum dieses akuten psychotischen Schubs stand sie unter gesetzlicher Betreuung und wurde gleichzeitig mit Psychopharmaka versorgt. Sie konnte nicht vernommen werden, bevor die Ärzte und ihr Betreuer nicht grünes Licht gaben.
    In ihren Räumen hatte man nichts offensichtlich Verwertbares gefunden, in ihrem  PC entdeckte man diverse Kontakte zu Heilerinnen, die online ihre Dienste anboten und viel Geld für ihre Tätigkeiten über die Rechnungen des Internetanbieters von Winters Konto abzogen. Im Besprechungsraum standen das Notebook, Kisten mit Kalendern, Adressbüchern und Fotoalben, die darauf warteten, abgeholt zu

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