Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Nachrichten, dabei blendete er seine Umgebung wie immer aus und konzentrierte sich auf den Bildschirm.
    »Da, bingo!« Er klatschte mit übertriebener Geste in die Hände. »Die Tierhilfe in Grefrath hat einen Staffordshire-Terrier aufgefunden, dessen Chipdaten mit dem Hund aus Wesel übereinstimmen. Wir haben ihn!«
    Tom Weber kam von den Jubelrufen angelockt in den Raum und schaute auf von Ahas Bildschirm. Der öffnete einen Anhang mit Fotos eines Hundes, der sich in einem Zwinger aufrecht an die Gitter stellte.
    »Wie kommt der nach Grefrath? Das ist doch in der Nähe von Mönchengladbach, oder?«
    »Genau. Der zuständige Tierheimleiter schreibt, der Hund sei vor dem Gelände angeleint aufgefunden worden. Man habe sich ihm nähern können, ohne dass er aggressiv wurde, er wirke eher mitgenommen und sei heilfroh über Ansprache, eine Streicheleinheit und einen Spaziergang.«
    »Die Kollegen der Spurensicherung aus Mönchengladbach sollten ihn sich genauer ansehen, meinst du nicht?«
    »Das nützt uns jetzt herzlich wenig, ich glaube nicht, dass noch irgendwelche Spuren an ihm zu finden sind.«
    Von Aha wies auf den Text zu den Fotos. »Hier heißt es, sein Geruchssinn sei derzeit noch irritiert, weil jemand das Tier komplett mit einem desinfizierenden Reiniger gewaschen hat, der viel zu scharf für Haut und Nase ist. Wer auch immer den Hund hatte, hat ihn einige Zeit verborgen gehalten und wollte hundertprozentig sichergehen, dass keine Spur zurückverfolgt werden kann.«
    »Scheint ein Mensch zu sein, der mit Tieren kann.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Einen Hund endgültig loszuwerden, dazu bedarf es einer Schaufel und eines ruhigen Plätzchens mitten im Wald oder im eigenen Garten.«
    »Bei gefrorenem Boden ein aussichtsloser Plan.«
    »Du hast recht, da hat sich jemand Gedanken darüber gemacht, wie das Tier von Spuren zu reinigen ist, und hat es gezielt ausgesetzt, damit es schnell gefunden wird.«
    »Um sicher zu sein, dass er es wirklich ist, bleibt nur eine erneute Haarprobe.«
    »Und eine Untersuchung von Halsband und Leine.«
    »Gute Idee, ich schreibe, dass sie beides sicherstellen sollen, und wenn dann noch die Haare von dem Tier mit den bisherigen Proben übereinstimmen, reicht es für eine Anzeige gegen die Hundehalterin.«
    »Die kann ihn ja nicht ausgesetzt haben, die ist noch in der Klinik.«
    »Die Winter weiß aber ganz genau, wem sie den Hund gegeben hat, da wette ich drauf.«
    Mette hörte mit halbem Ohr zu, konnte aber nicht von den Amateurfotos mit kindlicher Beschriftung lassen. In ihrer polizeilichen Arbeit in Oslo war es eine ihrer markanten Arbeitsmethoden, sich in Täter und Opfer einzufühlen, indem sie deren Geschichte rekonstruierte, Briefe las, Bilder anschaute, in alten Tagebüchern den Gefühlen und Gedanken nachspürte. Diese Fotos sprachen von menschlicher Einsamkeit, von der Gemeinschaft mit Tieren. Mit ihnen fuhr die Frau in Urlaub, sie konnte sie immer und immer wieder ablichten, sogar ihre Bestattungen hatte sie festgehalten. »Meinem Liebling ein letzter Gruß von Mami«, las sie auf der Schleife eines Gestecks.
    Mette nahm sich ein anderes Album vor, schon sichtlich älter, die Farbfotos hatten bereits den unvermeidlichen Gelbstich, und die Mode schien aus den Achtzigern zu sein. Hier gab es deutlich mehr Menschen als Tiere zu sehen. »Meine Schulklasse«, las sie, die »9   b auf Klassenfahrt in den Harz«. Die Jugendherberge in Northeim, das Dorf Kalefeld mit der Weißwasser-Kirche, Blick über die Grenze bei Duderstadt, die Holzkirche von Hahnenklee, im Vordergrund lauter Jungen und Mädchen in Jeans, manche mit grob gestrickten Pullovern, viele der Mädels mit Stofftaschen über den Schultern. Immer wieder war die gleiche Gruppe Jugendlicher zu sehen, vier Mädchen, vier Jungen.
    Plötzlich fiel Mette die Hauptkommissarin ein, die vielleicht noch Fragen zu ihrer Mappe hatte. Sie legte die Fotos ab und ging nach einer herzlichen Verabschiedung von Gero, die ihm schon wieder den Schweiß auf die Stirn trieb, hinüber ins andere Büro.
    Von Aha ordnete seine Frisur.
    * * *
    Johanna Krafft beeilte sich an diesem Morgen nicht wie sonst dabei, ihre Einfahrt und den Weg zur Haustür vom Neuschnee zu räumen. Die Geschwindigkeit, mit der sie den Schneeschieber und anschließend den Besen bewegte, ließ auf rheumatische Beschwerden in den Knien, Rückenschmerzen oder andere Gebrechen schließen. Henner Jensen nahm die Veränderung sofort wahr, als er mit dem Einkauf vom

Weitere Kostenlose Bücher