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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ich für dich tun?«
    »Du kannst mich einen Moment lang in den Garten lassen. Ich habe vom Fenster aus etwas auf der Terrasse der Nachbarn gesehen, was ich seit Wochen nicht beachtet habe. Ich möchte nur Fotos machen, mehr nicht.«
    Mit einer Geste gab Johanna ihm den Weg frei und schaute ihm wohlwollend nach. Er sah schick aus. Sie beobachtete, wie er auf die Terrasse ging und sein Handy über den Zaun hielt, verschiedene Perspektiven suchte, sich reckte, bückte, immer wieder seine Fotos überprüfte. Er bedankte sich bei der verblüfft dastehenden Johanna und verschwand kurz in seinem Appartement. Als er wieder zur Tür lief, war Burmeester fast wieder der Alte. Er hatte seine selbst gestrickte Zipfelmütze geholt und verließ das Haus nun genauso geschmacksverwirrt wie sonst auch. Er startete sein Auto, während Johanna sich die Jacke anzog und in den Garten stiefelte.
    Sie blickte hinüber zu Louises Terrasse und überlegte, was Nikolas Burmeesters Interesse von der Dachgaube aus geweckt haben konnte. Sie nahm die gleiche Position ein wie er, reckte sich und ließ die Augen über zusammengestellte Gartenmöbel, einen gemauerten Grill und die mit Schnee bedeckten Natursteinfliesen gleiten. Nichts von dem, was sie erblickte, erweckte ihr gesteigertes Interesse. Sie ging in die Hocke, ihre Knie knirschten schmerzhaft, sofort bereute sie diese Bewegung in der kalten Luft. Selbst aus diesem Blickwinkel erschien ihr nichts merkwürdig oder verdächtig genug, um es zu fotografieren. Ein Eimer mit abgeblühten Geranienresten gammelte in der Ecke neben der Tür vor sich hin, drei mit Kokosmatten ummantelte Blumentöpfe standen nah am Haus, und ansonsten vertiefte sich der Schnee in den Fugen der gefliesten Terrasse und hinterließ ein gemasertes Relief. Was Burmeester nur hier gesucht hatte?
    Ein kurzer Schrei entfuhr ihr, als sie sich wieder aufrichten wollte. Der zuckende Schmerz durchfuhr ihre Lendenwirbel und zog sich in den rechten Oberschenkel hinab. Auch das noch, dachte sie, ein Hexenschuss, vielleicht hätte sie die Aktion am Morgen nicht so in die Länge ziehen sollen. Vorsichtig, in gebückter Haltung, humpelte sie ins Haus, klammerte sich in gleicher Haltung am Esstisch fest und rief nach Henner. »Mayday, SOS , Oma in Not!«
    Mit bloßem Oberkörper kam er ins Esszimmer gelaufen.
    »Gott sei Dank, du wachst immer auf, wenn ich dich brauche.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich wollte nur wissen, was Burmeester auf Louises Terrasse fotografiert hat, da hat mich die Hexe angeschossen.«
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Deine Neugierde bringt dich eines Tages noch ins Grab, meine Liebe. Ich zieh mich an, und dann chauffiere ich dich zum Arzt. Nicht weglaufen.«
    »Haha.«
    * * *
    »Franky Boy, ich muss mit dir reden, bist du allein?«
    »Alfons, wieso rufst du an? Wo bist du denn?«
    »Frag nicht, ich lebe unter primitiven Bedingungen. Ich bin so entsetzt über die Entwicklungen, zudem habe ich das Gefühl, dass meine Frau mich betrügt.«
    »Das würde mich nicht weiter erstaunen. Du hast ihr straffe Vorlagen geliefert.«
    »Sie geht nicht mehr ans Telefon, und beim Blick auf mein Konto habe ich festgestellt, dass sie es geplündert hat.«
    »Deine treue, naive Louise entpuppt sich als Gangsterbraut? Das würde ich ihr nicht zutrauen, die liebt dich doch bedingungslos. Vielleicht hat sie vor dem Zugriff der Polizei alles in Sicherheit gebracht.«
    »Unter dem Aspekt habe ich es noch nicht betrachtet. Du könntest recht haben.«
    »Bestimmt. Ich habe dich immer um sie beneidet, die ist so treu und anhänglich, du hast sie nie in fremden Betten suchen müssen.«
    »Hm.«
    »Jetzt erzähl, wo bist du?«
    »Auf einem Campingplatz ganz in der Nähe. Wintercamping mit Gasheizung, und zur Dusche geht es einen halben Kilometer durch das Gelände. Umgeben bin ich von Eigenbrötlern, die mich ständig mit guten Tipps und heißer Suppe versorgen wollen.«
    »Du bist richtig abgetaucht, oder?«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes, ich muss warten, bis sich die Gemüter wieder beruhigt haben. Die Welt da draußen glaubt an einen Zusammenhang mit den gefälschten Genehmigungen für die Medikamente.«
    »Ich habe hier viel Zeit zum Nachdenken, Alfons. Je länger ich hier liege, desto mehr bezweifle ich, dass die Chinesen hinter uns her sind, wie das in der Zeitung stand. Wir beide wissen es besser.«
    Alfons Verfürth schwieg.
    »Die Spinne war schon immer unser Symbol, vergiss das nicht, und jetzt bedroht sie uns ernsthaft.

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