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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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fangen wir von vorne an.«
    Gero von Aha und Karin Krafft verließen gemeinsam den Vernehmungsraum und freuten sich über einen guten Kaffee in der Pause. Von Aha blickte versonnen in seine Tasse.
    »Sollen wir Frau Verfürth auch einen bringen?«
    »Erst nach der nächsten Befragungseinheit. Das gibt es doch nicht, die Geschichte ist haarsträubend, die sie uns aufzutischen versucht. Sie habe geglaubt, ihren Mann in diesem Haus zu finden, weil dort seine Sekretärin wohnt. Abendelang habe sie das Anwesen belauert und beobachtet, wer da ein und aus ging. Glaubst du ihr?«
    Von Aha konnte den Verdruss seiner Vorgesetzten nachvollziehen, die Möglichkeit bestand, dass diese Frau Fakten unter Verschluss hielt. »Schon, wir wissen ja, dank der Emsigkeit einer gewissen Frau Krafft senior, dass Alfons Verfürth nichts anbrennen ließ und seine Mitarbeiterin durchaus ins Beuteschema passte. Die Verfürth kann nicht wirklich lügen, das ist eine ganz Naive.«
    »Ist sie das, oder spielt sie diese Rolle perfekt?«
    Der Kommissar blickte nachdenklich aus dem Fenster. »Nein, die ist nicht ganz von dieser Welt, glaub mir. Wer lebt denn so lange in einer Beziehung, die von einem Part ständig durch Seitensprünge strapaziert wird?«
    »Gero von Aha, was höre ich da? Ich hätte vermutet, dass du ein ganz offener Typ bist, fernab von solch konventionellem Denken.«
    Von Aha wiegte den Kopf hin und her, eine Geste, die Unentschiedenheit signalisierte. »Ist das nicht eine Frage der eigenen Erfahrung? Ich habe mit einer Frau gelebt, die mir ständig Hörner aufgesetzt hat, und zum Schluss musste ich mir anhören, dass ich unsensibel bin.«
    Karin war erstaunt über die parallelen Erfahrungen in ihrer beider Leben. »Mein erster Mann ist auch ständig über die Dörfer.«
    »Du warst schon mal verheiratet?«
    Karin nickte. »Ja, mit dem Vater meines Ältesten. Er hat nie offen mit mir geredet, sondern immer versucht, alles zu vertuschen. Ich fand es schlimm, dass er meine Wahrnehmungen bestritt und mir ständig einreden wollte, alles wäre ganz anders. Das ist die Hölle, wenn du anfängst, deinen Sinnen und deinem gesunden Verstand nicht mehr zu trauen.«
    Eine Weile hockten sie still mit ihren Tassen auf der Schreibtischkante. Von Aha stieß mit seinem Becher an ihren. »Darauf, dass wir jetzt ein anderes Leben führen.«
    »Auf die Maartens und Mettes der Welt«, erwiderte Karin.
    Von Aha raufte sich mit der freien Hand die Haare. »Lieber nicht. Ehrlich gesagt, die ist mir viel zu anstrengend. Ich dachte schon an freiwillige Überstunden. Zum Glück fährt sie übermorgen wieder.«
    Der kann ja entwaffnend ehrlich sein, dachte Karin. Sie wechselte das Thema. »Ob die Verfürth den Brandstifter erkannt hat?«
    »Ich weiß es nicht. Ich denke, dass wir mehr erfahren werden, wenn wir hartnäckig bleiben und uns viel Zeit für die Befragung nehmen. Wenn sie mehr weiß, wird sie es nicht verschweigen können.«
    Von Aha goss Kaffee nach, vertiefte seine Nase in die Tasse. »Du hast also auch bemerkt, dass sie immer weiter ausschmückt, je länger es dauert?«
    Karin lächelte ihn an. Er bewies mittlerweile ein ausgesprochenes Gespür für Vernehmungen und konnte sein Gegenüber richtig einschätzen. »Genau. Ich würde stutzig werden, wenn sie bei gleichen Formulierungen und Antworten bliebe, aber sie erinnert sich offensichtlich bei jeder Frage an neue Details.«
    Sie stellten ihre Tassen auf dem Tablett neben dem Kaffeeautomaten ab. Karin wollte den Fortgang der Vernehmung strukturieren. »Du gehst allein rein und machst richtig Dampf. Zeig ihr, wer hier der zielstrebige, unbarmherzige Bulle ist. Ich komme nach, wenn sie mürbe wird. Du gibst mir ein Zeichen durch die Scheibe.«
    Gero von Aha setzte ein komplizenhaftes Lächeln auf. »Und du mimst dann die solidarische Frau und beschützt sie vor mir.«
    »Genau. Ich glaube ihr, dass sie den Brand nicht gelegt hat. Ich kann auch nachvollziehen, wie sie Mitleid mit den Kindern bekam und todesmutig ins Haus ist, um sie zu retten. Bleibt die Frage, ob sie die Schlafzimmertür verriegelt hat, um sich der Rivalin zu entledigen. Das wird sie erst gestehen, wenn sie mürbe genug ist.«
    Es klopfte, Behördenchefin van den Berg betrat den Raum.
    »Ich höre, Sie haben eine Verdächtige im Fall der Brandstiftung festgenommen?«
    »Wir sind vorläufig bei der Vernehmung. Es kann sein, dass sie lediglich die Kinder gerettet hat, sich also eher als ein Fall für einen Verdienstorden anstatt

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