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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Spitznamen, die man ihnen als Kind gab, begraben, ehrlich.«
    Mette musste lachen. Sie kannte eine andere Art von Namensergänzung. »Bei uns heißt es zum Beispiel Ole, der Bärenstarke.«
    Oder Mette, die Unersättliche, dachte Gero, der den Dialog stumm verfolgte.
    »Wie sagt ihr Deutschen zu Kids in dem Alter?«
    »Teenager oder Pubertierende sind korrekte Bezeichnungen, Halbstarke oder Backfische sagte man früher. Heute sind das die Kids.«
    »Das passt.«
    Die Fotos auf den nächsten Seiten fesselten Mettes und Burmeesters Aufmerksamkeit, da hatte sich einiges verändert in diesen kindlichen Gesichtern, sie waren plötzlich ernster, erwachsener und hatten etwas verloren, was Mette nicht zu deuten wusste.
    »Schau mal, irgendwas an diesen Strandbildern irritiert mich.«
    »Vielleicht haben die einen gemeinsamen Alkoholtest hinter sich, ich kann mich gut an übermäßigen Alkohol in einer Gruppe Gleichaltriger erinnern. Von allem zu viel, weil man ja unbesiegbar und nicht kleinzukriegen ist, und alle hatten Kopfweh.«
    »Vergleiche die Bilder mit denen von der Klassenfahrt. Es ist nicht zu übersehen, wie sie voneinander abrücken, wo vorher Nähe herrschte. Wir sollten herausfinden, wer das ist.«
    »Ich denke, eines dieser Mädchen ist Petra. Vielleicht ist ein anderes Mädchen die tote Carola.«
    Mette blätterte weiter, ein Abschlussfoto des Jahrgangs beendete die gemeinsame Schulzeit, sie suchten darauf die Jugendlichen aus der kleinen Gruppe. Dazu lösten sie das großformatige Schulbild aus den Fotoecken. Auf der Rückseite klebte ein vergilbtes Papier, auf dem noch schemenhaft eine alphabethische Auflistung der Namen erkennbar war.
    Burmeester hielt das Blatt unter eine Lampe und zupfte immer wieder an dem schicken V-Ausschnitt seines edlen Pullovers. »Da schau her, die Namensliste des Jahrgangs, das macht vieles einfacher.«
    Mette gesellte sich zu ihm. »Was ist das für Papier, und wieso ist das alles so blass?«
    »Ich kenne das. Ich musste ständig die Schule wechseln, weil meine Mutter wie eine Nomadin lebte. In einer der Schulen auf dem Land gab es einen altmodischen Vervielfältiger. Man stellte eine Vorlage her, ich glaube, das hieß Matrize, spannte sie ein und kurbelte dann ein Blatt nach dem anderen über eine Trommel. Das roch so süßlich, nach Alkohol. Ich habe das Gerät gerne bedient. Eins der wenigen Dinge aus meiner Vergangenheit ist ein Blatt mit einem Gedicht von Wilhelm Busch. ›Abends, wenn die Heimchen singen, wenn die Lampe düster schwelt, hör ich gern von Spukedingen, was die Tante mir erzählt.‹ Ich habe diese Verse geliebt, deshalb das Papier aufbewahrt. Es sieht genauso aus wie diese Liste. Heute zahlen die Schüler Kopiergeld und schleppen neben den Büchern dicke Schnellhefter mit sich herum.«
    »Schau mal, es gab zwei Petras in der Klasse.«
    Sie rückten über den ehemals blauen, sehr blassen Buchstaben näher zusammen, Burmeester nahm eine Lupe zur Hilfe.
    »Da, aber nur einen Christian Mertesacker. Viel mehr kann ich nicht entziffern.«
    »Wir müssen zu der Schule und in alte Klassenbücher schauen.«
    Realschule Mitte in Wesel. Burmeester holte ein regionales Telefonbuch und schaute nach. Nichts zu finden.
    »Die wird es nicht mehr geben. Ich habe eine andere Idee. Ich scanne das Foto ein und drucke es aus. Und dann fahre ich nach Bislich.«
    Schon war der geschmackvoll gekleidete Burmeester zur Tür hinaus. Gero schaute ihm nach. »Das war mal Burmeester, der Farbenkiller.«
    »Jetzt ist es Burmeester, der Modische. Sieht prima aus.«
    »Wird nicht lange halten. Hast du gesehen, wie er immer an Ausschnitt und Hosenbund nestelt? Wo will er denn hin?«
    »Hat er nicht gesagt.«

SECHS
    Johanna Krafft schreckte auf, als sie die Haustür ins Schloss fallen hörte. Burmeester kam sonst nie so früh nach Hause. Noch merkwürdiger war, dass er nach ihr rief. Henner lag neben ihr und bekam von alldem nichts mit, wie immer. Dieser Mann fiel selbst am Mittag in gesegneten Tiefschlaf.
    »Ich komme sofort, Moment bitte.«
    Hastig zog sie sich an und betrat die Diele. Zunächst wollte sie Alarm schlagen, weil sie diesen Mann, der da mitten im Flur stand, nicht zu kennen schien, erst beim zweiten Hinschauen identifizierte sie Burmeester unter der seriösen Kleidung. »Lass mich raten, hat Yasmin für dich eingekauft?«
    »Nein, sie hat mich nur beraten. Du musst mir helfen.«
    »Lass mich noch einen Augenblick über diesen erfreulichen Anblick staunen. So, jetzt. Was kann

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