Die Spinnenfrau
quoll graues Haar hervor.
Er wollte zu uns. Auf den letzten Metern fiel mir seine Unsicherheit auf. Da machte er den Eindruck, als wollte er sich umdrehen und verschwinden.
»Kommen Sie ruhig näher, wir beißen nicht«, sagte ich.
»Ja, ja …« Er ging die letzten Schritte, blieb dann stehen und schaute uns an. »Sie sind doch die beiden Polizisten.«
»Stimmt«, sagte ich.
»Dann bin ich wohl richtig.«
»Das müssen Sie wissen.« Ich lächelte. »Um was geht es denn, Mister …?«
»Ich heiße Zack. Jedenfalls nennt man mich so. Ich lebe auf der Straße, wie es auch der Tote getan hat.«
Jetzt bekamen wir große Ohren.
»Sie kennen ihn?«, fragte Suko.
»Ja, er war der Schläger.«
»Bitte?«
»Na, wir alle kannten seinen richtigen Namen nicht. Er war eben der Schläger, und seine körperlichen Kräfte hat er oft genug ausgespielt. Aber gestern haben ihm die auch nicht geholfen. Da hat es ihn erwischt. Peng.«
»Und wer hat ihn erwischt?«
»Der Killer.«
»Den Sie gesehen haben?«, fragte Suko.
Zack nickte Suko bedächtig zu.
»Dann waren Sie also dabei?«
»Ja, Sir. Mich kann man als Zeugen betrachten. Ich habe alles gesehen, bin aber selbst zum Glück nicht gesehen worden. Ein großer Vorteil.«
»Das kann man laut sagen …«
Da Suko eine kleine Pause einlegte, fragte ich weiter. »Was genau haben Sie gesehen?«
Bisher waren seine Antworten flüssig gewesen. Jetzt aber stockte er, und wir bekamen mit, dass sich sein Gesicht rötete.
»Was ist denn?«
»Es ist so unwahrscheinlich. Einfach furchtbar. Er ist mit diesen Fäden getötet worden.«
Ich fragte. »Spinnenfäden?«
»Ja, Sir.«
»Und das haben Sie genau gesehen?«
»Ja, auch wenn es vielleicht verkehrt ist, dass ich mit Ihnen darüber rede. Aber ich musste es einfach tun. Jemand muss doch Bescheid wissen.«
»Dann weiter, bitte.«
»Ich habe ihn sterben sehen. Es war grauenvoll. Ich habe jede Sekunde seines Endes miterlebt.«
»Und wie war das?«
Zack senkte den Kopf und sagte erst mal nichts. Danach flüsterte er ein Wort.
»Grauenhaft …«
»Das kann ich mir denken.«
»Der Schläger ist erstickt. Die unterschiedlichen großen Fäden schossen auf ihn zu. Sie schleuderten ihn zu Boden, und von dort kam er dann nicht mehr hoch.«
»Und wer schoss die Fäden ab?«, fragte Suko.
»Nicht die Frau.«
Ich zuckte zusammen. »Moment mal, habe ich das richtig verstanden? Da gab es noch eine Frau?«
»Ja.«
»Und weiter?«
Zack leckte über seine Lippen. »Sie war mit einem Messer oder einem Dolch bewaffnet. Was sie damit wollte, wusste ich nicht, aber getötet hat sie den Schläger nicht. Das waren die Spinnweben oder wie auch immer.«
»Woher stammten sie?«
Zack überlegte. Nach einer Weile sagte er: »Das ist die Frage. Ich kann es nicht sagen. Derjenige stand in Deckung, aber er hat immer geschossen.«
»Haben Sie denn nichts von ihm gesehen?« Ich hakte nach, weil ich es nicht so recht glauben wollte.
»Doch«, gab er zu.
»Und was war es?«
»Ein Schatten«, sagte er mit leiser Stimme. »Es ist ein Schatten gewesen.«
Diesmal gab ich keinen Kommentar ab, schaute jedoch zu Suko hin, um mitzubekommen, wie er reagierte.
Er sagte nichts.
Ich kam wieder auf den Schatten zu sprechen. »Und Sie haben sich nicht getäuscht?«
»So ist es.« Er sah an mir vorbei. »Aber es war nicht nur ein Schatten, glaube ich, sondern gleich mehrere.«
»Wie sahen sie denn aus?«, fragte Suko.
Zack rollte mit den Augen, als wäre ihm die Frage unangenehm. Dann fing er an, sie zu beschreiben. Wir erfuhren, dass sie nicht sehr breit waren. Dafür sehr hoch und auch gebogen, wobei sie in eine Richtung liefen, hinein in den Wald.
»Sind Sie sicher?«, wollte ich wissen.
»Ja, ich habe alles gesehen.«
»Aber nicht, wo sie anfingen?«
»Nein.«
»Waren es denn wirklich Schatten?« Daran konnte ich nicht so recht glauben und wartete auf die Antwort.
Jetzt war Zack schon etwas überfragt. Er schnaufte und gab dann die Antwort. »Na ja, ich habe sie als Schatten wahrgenommen. Das waren sie natürlich nicht. Es waren die Fäden, die den Schläger getötet haben.«
»Und was hat die Frau getan?«
»Zugeschaut!«, blaffte mich Zack an. »Ja, sie hat zugeschaut, und dabei hat sie ihr Messer immer in der rechten Hand gehalten, als wäre es etwas Besonderes.«
»Das kann doch sein«, sagte ich.
»Jedenfalls hat sie nicht eingegriffen und so lange gewartet, bis der Schläger nicht mehr lebte.«
»Und Sie haben die Frau zuvor
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