Die Spinnenfrau
ab, weil er genug gesehen hatte.
Jetzt kam es darauf an, wie er reagierte. Sollte er sich wirklich als Zeuge zur Verfügung stellen? Eigentlich hätte er es tun müssen, aber wenn er es tat, wer würde ihm denn glauben? Ihm, einem Penner?
Wohl keiner der Bullen, man würde ihn eher auslachen und ihn wegen Irreführung belangen.
Das schoss ihm durch den Kopf, und er kam auch zu einem Entschluss. Er wollte erst mal abwarten, denn dabei war er auf der sicheren Seite. Und auch dem Pfarrer, bei dem er übernachtete, wollte er erst mal nichts sagen.
Die Sakristei war für ihn ein gutes Versteck.
Als ihm der Gedanke kam, machte er sich auf den Weg …
***
Der andere Tag!
Es war kein Sonntag, sondern ein Bürotag wie immer. Suko und ich waren sogar pünktlich, trotzdem war Glenda Perkins schon vor uns da. Und sie sah aus wie der frische Sommerwind, trug ein beigefarbenes Kleid mit grünen Punkten und grüne Sandalen, die mehr Halt boten als irgendwelche Flip Flops.
»Oh, schon da?«
»Wie immer«, sagte ich.
Sie korrigierte mich. »Fast wie immer.«
»Egal. Draußen scheint jedenfalls die Sonne, und es ist nicht zu schwül. Ideal für einen Tag, um ihn im Freien zu verbringen.«
»Daraus wird erst mal nichts«, sagte sie.
»Wieso nicht?«
»Ihr sollt um zehn Uhr bei Sir James im Büro erscheinen. Das soll ich euch bestellen.«
»Warum das denn?«
Glenda räusperte sich. »Ich weiß es nicht genau. Aber es geht wohl um den gestrigen Fall, um die beiden Menschen, die auf eine so ungewöhnliche Art und Weise ums Leben gekommen sind.«
»Da wissen wir auch nicht mehr.«
»Sag das Sir James.«
»Ja, machen wir, wenn wir ihn sehen.« Suko verschwand schon in unserem Büro, während ich es nicht versäumte und mir einen wunderbaren Kaffee holte.
Glenda grinste mich an, als ich ihn trank und leicht die Augen verdrehte.
»Was ist denn?«
»Ach, er ist wieder wunderbar!«, erklärte ich mit verstellter Stimme und sah dann zu, in unser Büro zu kommen, denn Glenda suchte bereits nach einem passenden Wurfgeschoss.
Dem konnte ich zum Glück entgehen, und es schwappte auch kein Kaffee über. So fand ich locker meinen Platz hinter dem Schreibtisch. Suko saß mir gegenüber. Ich konnte seine Gedanken nicht lesen, glaubte aber, dass er ebenso wie ich über die beiden Toten vom gestrigen Tag nachdachte. Ob es unser Fall werden würde, stand noch nicht fest, aber ich glaubte schon daran.
»Na, ist dir über Nacht eine Lösung eingefallen?«, fragte Suko.
»Nein.«
»Mir auch nicht.«
Ich leerte meine Tasse und stellte sie hart zurück. »Aber ich bin mir sicher, dass der unbekannte Killer weitermacht.«
»Der Spinnenkiller!«
»Ja.«
»Oder eine Spinne? Eine Monsterspinne, John? Könnte sie der Killer gewesen sein?«
Ich sagte erst mal nichts. Dann fragte ich ihn, ob er den Film Tarantula gesehen hatte.
»Nein, wer oder was ist das?«
»Da geht es um eine Riesenspinne, in deren Netze sich Menschen verfangen.«
»Ja, ja, im Kino.«
»Das könnte auch in der Realität möglich sein«, sagte ich. »Monsterspinnen gibt es nicht auf der Erde, aber ich weiß nicht, welches Tor sich da geöffnet hat.«
»Du meinst, dass sie aus einer anderen Dimension gekommen ist und nun zugeschlagen hat?«
»Das könnte so gewesen sein.«
Suko winkte ab und sagte: »Ich weiß nicht so recht. Das klingt mir alles zu fantastisch.«
»Das ist es auch. Aber was haben wir nicht schon alles erlebt.«
»Du musst es wissen.«
»Nein, ich weiß es eben nicht.«
Suko nickte und fragte dann: »Was war denn noch alles mit Purdy abgemacht?«
»Nicht viel. Sie will sich um die beiden Toten kümmern, ob es irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gibt. Sie will sich auch an Freunde und Verwandte halten. Sobald es eine Spur gibt, sagt sie uns Bescheid. So lange können wir von hier durch das Fenster den Sonnenschein betrachten. Das ist alles.«
»Ja und nicht schlecht.«
Ob Suko das wirklich so meinte, wusste ich nicht. Ich gab erst mal keine Antwort und dachte daran, mir einen frischen Kaffee zu holen. Wenn Sir James einen Bericht haben wollte, mussten wir ihn enttäuschen. Es gab nichts Neues.
Aber dann meldete sich das Telefon. Ich war schon aufgestanden, deshalb hob Suko ab. Ich blieb dann an der offenen Bürotür stehen, um zu horchen, wer was von uns wollte. Suko stellte auf Lautsprecher, sodass ich mithören konnte, und ich vernahm, dass es Purdy Prentiss war, die angerufen hatte. »Na, seid ihr schon da?«
»Was«, rief
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