Die Spitze des Eichbergs
wirtschaftlich gesund.«
Damit war eine der schlimmsten Schlammschlachten des Vereins eröffnet, die noch um eine Entscheidung erweitert wurde. Nebenbei gab Jürgen Wennekers noch die Beurlaubung von Manager Assauer wegen angeblicher privater finanzieller Probleme bekannt. Assauer kickte zu dieser Zeit noch mit dem Profikader, was er sonntags öfter tat. Schalke hatte übrigens einen Tag zuvor 1:1 in Uerdingen gespielt, doch das interessierte niemanden mehr.
Nach dem Trainings-Spiel stellte sich Assauer unrasiert in Adiletten und mit der obligatorischen Zigarre den Journalisten. Er bestätigte einen Pfändungsbeschluss, der aber längst erledigt sei und von dem Kremers gewusst habe. Durch die unrechtmäßige Veröffentlichung privater Angelegenheiten von Manager Assauer befand sich dessen »Arbeitgeber« nun in der Defensive.
Die Schalker Spieler wurden danach von den Journalisten informiert und waren perplex. Vor allem die Beurlaubung von Manager Assauer stieß auf Kritik. Gleichzeitig machte Assauer die organisierten Schalke-Fans mobil. Zu Hunderten versammelten sie sich vor der Schalker Geschäftsstelle und forderten in Lynchstimmung den Kopf von Helmut Kremers »Hängt ihn auf!«.
Hinter den Kulissen ging die Diskussion weiter. Der Verwaltungsrat forderte die Wiedereinstellung von Assauer, den Rücktritt des Vorstands und eine außerordentliche Mitgliederversammlung zum Zwecke der Verabschiedung einer neuen Satzung.
Für den Nachmittag wurde eine weitere Pressekonferenz einberufen, weil bereits eine Heerschar von Medienvertretern vor den Toren der Geschäftsstelle wartete, um die Ergebnisse der »Elefantenrunde« zu erfahren. Kremers wies Peter Peters an, eine Presseerklärung zu formulieren. Peters machte sich an die Arbeit, verfasste aber eine Version mit dem ursprünglichen Ansinnen. Erst mit Beginn des Pressegesprächs übergab er Kremers den Zettel. Ohne sich den Inhalt durchgelesen zu haben, trug Kremers vor. Die Folge: Kremers verlas sein eigenes »Todesurteil«. Der Vorstand war aus dem Amt und bildete nun mit dem Verwaltungsrat bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung ein Übergangsgremium.
NEUE SATZUNG - NEUER VORSTAND
Nur einen Tag später kehrte Assauer als Manager zurück. Die Entscheidung des Vorstandes wurde rückgängig gemacht. Dieser Rückzieher konnte jedoch den Bruch zwischen Verwaltungsrat und Vorstand auch nicht mehr kitten. Schalke 04, zwischen durch nun von einem Notvorstand regiert, glich einem Tollhaus, und Kremers wurde mürbe gemacht.
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 5. Dezember 1994 wurde die neue Satzung beschlossen, einen Tag danach trat der amtierende Notvorstand (u.a. mit Helmut Kremers) wie verabredet zurück. Helmut Kremers selbst war aufgrund einer Bandscheiben-Operation gar nicht bei der JHV anwesend, es wäre ihm wohl auch nicht gut bekommen.
Am 12. Dezember wurde der neue Vorstand vom Aufsichtsrat bestellt, nach Eichberg nun wieder zwei »Berge«: Vorsitzender wurde Gerd Rehberg, sein »Vize« Josef Schnusenberg, der vorher dem Aufsichtsrat angehörte. Mit Manager Rudi Assauer und Geschäftsführer Peter Peters gehörten dem Vorstand erstmals auch zwei hauptamtliche Kräfte an. Der FC Schalke 04 besaß nun eine »Muster«-Satzung, in der die oft zitierten »Schalker Verhältnisse« unmöglich gemacht werden sollen. Der Vorstand wurde somit nicht mehr von einer emotionsgeladenen Mitgliederversammlung gewählt, sondern - analog zu den Gegebenheiten einer Aktiengesellschaft-von einem Aufsichtsrat bestellt und kontrolliert.
Beginn einer neuen Ära: Gelsenkirchens Bürgermeister Gerd Rehberg wird S04-Präsident
76. SCHWANENSEE
Der neue Vorstand war gewählt, die neue Satzung mit großer Mehrheit verabschiedet. Günter Eichberg hatte die Flucht in die USA ergriffen. Aber war das nun das Ende der Skandale? Mitnichten.
Bereits im Januar 1995 geriet der FC Schalke 04 erneut in den Skandalstrudel. Millionenbetrügereien mit Börsenspekulationen war die Bochumer Staatsanwaltschaft auf die Spur gekommen. Arglosen Geldanlegern sollen Riesengewinne ohne Risiko versprochen worden sein. Seit 1990 wurden über 5.000 Anleger - vor allem aus den neuen Bundesländern - für Warenter-min- und Optionsgeschäfte geworben und am Ende geprellt. Der Schaden wurde auf 500 Millionen Mark beziffert.
Fünf Festnahmen gab es, darunter Hubert Schotte und Peter Schwan. Schwan saß als Vertreter der Recklinghäuser Immobilien- und Kapitalfirma Schotte und Partner, die
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