Die Spitze des Eichbergs
DFB-Gericht kaum mehr haftbar zu machen.
Das DFB-Gericht unter der Leitung von Dr. Rückert ließ sich davon nur wenig beeindrucken, vielmehr wurde der Antrag, das Verfahren gegen Canellas auszusetzen, abgelehnt. Zudem wurde Dr. Augstein gar nicht erst als Rechtsanwalt zugelassen, da er keinem Verein des DFB angehörte. So folgte dem überraschenden Erscheinen des Dr. Augstein der ebenso schnelle Abgang.
Das Urteil: Canellas wurde weiterhin die Fähigkeit, ein Amt im Verein, im Verband oder im DFB zu bekleiden, auf Lebenszeit abgesprochen. Nach der Verhandlung soll Canellas übrigens sein zur Berühmtheit gelangtes Tonbandgerät verkauft haben. Canellas letzte Chance waren die Zivilgerichte, er stellte sich auf einen langen Kampf ein.
DAS BLAU-WEISSE HOCH
Vor dem nächsten Spiel der Königsblauen gegen Bremen lud Mannschaftsbetreuer Ede Lichterfeld die Mannschaft zum Wildschweinessen ein. »Das hat die Mannschaft ganz wild gemacht«, begründete Ivica Hor-vat später den 2:0-Erfolg (Tore von Rüss-mann und Sobieray) gegen Werder.
Fortuna Düsseldorfs Fans mussten sich um ihre Eintrittskarten Gedanken machen, denn Schalke sollte mit 5000 Fans in den Flinger Broich kommen. Die blieben aber lange still, denn erst in der Schlussphase konnte sich Schalke den 2:0-Sieg sichern. Bedauerlich, dass Rüssmann kurz vor dem Abpfiff die Rote Karte sah; er soll den Schiedsrichter Walter Eschweiler »Drecksau« genannt haben. Rüssmann stritt alles ab, musste sich aber dennoch vor einem Sportgericht verantworten und wurde schließlich für vier Spiele gesperrt.
Der Schalker Höhenflug hielt an. Am folgenden Spieltag machten die Schalker ihrem Vizepräsidenten Heinrich »Onkel Heini« Orzewalla mit einem 4:0-Sieg gegen Hertha BSC Berlin das wohl schönste Geburtstagsgeschenk. Einem torlosen Remis in Braunschweig folgte wiederum ein 4:0-Erfolg (drei Tore von Klaus Fischer), diesmal gegen Oberhausen. Doch nun musste sich Schalke einer echten Bewährungsprobe unterziehen. Es ging zum Bökelberg, wo die Gladbacher gerade den »Büchsenwurf gegen Boninsegna« zu verarbeiten hatten. Hier hatte ein Gladbacher Fan beim Europapokalspiel gegen Inter den Mailänder mit einer Cola-Dose getroffen. Gladbach gewann zwar sein Heimspiel mit 7:1, musste jedoch wegen des Dosenwurfs ein Wiederholungsspiel auf (fast) neutralem Platz in Berlin in Kauf nehmen und schied am Ende doch noch aus. Beim amtierenden Deutschen Meister geriet Schalke mit 0:7 unter die Räder.
Tröstende Gesänge der zahlreich mitgereisten Schalke-Fans bauten die Mannschaft wieder auf. Das hatte sie auch bitter nötig, denn Schalke verlor nicht nur das Spiel, sondern auch die Tabellenspitze an Bayern München.
Mit mächtig Brand in den Gerichtssaal: Bernd Patzke und Tasso Wild
DAS LÜGENKARTENHAUS
Währenddessen wurde vor dem DFB-Sportgericht der Fall »Rot-Weiß Oberhausen« verhandelt. Im Mittelpunkt stand der Vorwurf, der 4:2-Sieg Oberhausens in Köln am 22. Mai sei vom damaligen Kölner Torhüter Manglitz für einen Betrag zwischen 22.000 und 30.000 Mark gekauft worden. Kindermann hatte auch hier lebenslange Sperren gegen den Präsidenten Peter Maaßen und Trainer Ady Preißler gefordert. Doch RWO kam noch einmal mit einem blauen Auge davon, weil »Chefankläger« Kindermann den Hauptbelastungszeugen Peter-Georg Friesdorf selbst als »Hyäne des Fußballs« und »alles andere als glaubwürdig« bezeichnete.
Bei der Verhandlung gegen Patzke, Wild und Neumann geriet Arminia Bielefeld immer mehr unter Druck. Der Verein selbst war zwar in diesem Verfahren noch nicht angeklagt, doch Hans Kindermann hielt alle Trümpfe in der Hand.
Der Vertagungsantrag der Bielefelder Verteidigung erwies sich als perfekter Bu-merang: Ein Neumann-Verteidiger erschien gar nicht, der andere räumte mit seinem Mandanten fluchtartig das Feld, als der Bielefelder Kaufmann Rupert Schreiner als Kronzeuge aufmarschierte. Bis zuletzt leugneten die Schuldigen den Vorwurf, den Bielefelder 1:0-Sieg in Berlin für 250.000 Mark manipuliert zu haben. Neumann gab lediglich zu, für 45.000 Mark das Bielefelder 1:0 über Stuttgart »gekauft« zu haben. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann das Lügenkartenhaus der Arminen zusammenbrechen sollte.
Der DFB-Kontrollausschuss ermittelte weiter und filzte die Bielefelder Geschäftsstelle. Dabei entdeckte man einen Buchungsbeleg über 40.000 Mark, auf dem stand: »Anteil Spielervermittler Holland«. Und mit Bleistift war darauf geschrieben: »FC
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