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Die Spitze des Eichbergs

Die Spitze des Eichbergs

Titel: Die Spitze des Eichbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schalker Fan-Initiative
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Peit-sche«-Stil kam bei vielen nicht an. Auch mit anderen Schalker Funktionsträgern geriet Merkel in die Wolle. So gab es Zoff mit Mannschaftsbetreuer Ede Lichterfeld, woraufhin Günter Siebert Merkel sogar schon entlassen wollte, dann aber doch lieber Ede Lichterfeld degradierte.
    Wer nun meinte, das Spießrutenlaufen der Schalker Spieler sei mit diesem Gerichtsurteil beendet gewesen und Max Merkel hätte wieder voll auf seine Spieler zählen können, sah sich getäuscht. Denn schon zwei Wochen später zitierte der Kontrollausschuss des DFB die im Schalker Meineidsprozess verurteilten Spieler zu einer Anhörung nach Frankfurt. DFB-Chefankläger Hans Kindermann war der Meinung, dass bei einer Verurteilung wegen Meineids der für die Lizenzerteilung wichtige gute Leumund nicht mehr gegeben war. Erneut sollte über die Lizenzen der Spieler entschieden werden.
    Fischer, Lütkebohmert, Sobieray, Libuda und Rüssmann erklärten übereinstimmend: »Wir haben in den letzten Jahren in Verbindung mit dem Bundesligaskandal und dem Prozess so viel mitgemacht, dass uns so leicht nichts mehr erschüttern kann. Wir sind auch fest davon überzeugt, dass Kindermann uns nicht erneut sperren kann. Zumal wir durch die Einlegung unserer Revision noch nicht rechtskräftig verurteilt sind.«

    Arme Sünder: Schalker auf der Anklagebank
    Auch Günter Siebert und Ex-Schatzmeister Heinz Aldenhoven erwartete noch der Richterspruch im Verfahren wegen eidlicher Falschaussage vor dem Essener Landgericht. Derweil formierte sich bereits eine Opposition auf Schalke, die Siebert auf der kommenden Jahreshauptversammlung stürzen wollte. Doch gerade diese Opposition -bestehend aus dem Bäckermeister Josef Wittinghofer, dem Fichtel-Verteidiger Peter Michael und Dr. Rüdiger Fenne -geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, weil ihre Kandidaten sich nur dann als Nachfolger wählen lassen wollten, wenn Siebert tatsächlich verurteilt würde.
IN DUBIO PRO REO
    Weil sich ein Schöffe verspätet hatte, mussten Siebert und Aldenhoven eine ganze geschlagene Stunde warten. Für sie forderte der Staatsanwaltschaft sieben Monate auf Bewährung und 20.000 Mark Geldstrafe. Nie war der große Schwurgerichtssaal 101 so voll. Nie drängten sich auf den Fluren mehr Schaulustige, Kameramänner und Journalisten. Am Mittwoch, 4. Februar 1976, 9.55 Uhr, war für Günter Siebert und den ehemaligen Schatzmeister Aldenhoven die Welt wieder in Ordnung. Richter Pohl, Vorsitzender der siebten Strafkammer am Essener Landgericht, verkündete unter anhaltendem Beifall aus dem voll besetzten Zuhörerraum »im Namen des Volkes« das Urteil: »Die Angeklagten Siebert und Aldenhoven werden freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens fallen der Staatskasse zur Last.«
    Schalkes Tribüne hätte in diesem Augenblick keine wirkungsvollere Kulisse sein können. Der Beifall war größer als nach einem Schalker Tor. Und Günter Siebert, eben noch der eiskalte, smart plaudernde Weltmann und Fußballexperte, weinte hemmungslos wie ein Kind. Die Spannung von fünf Jahren und vier Monaten war urplötzlich von ihm gewichen.
    Richter Pohl ließ offen, ob dies eine Stunde der Wahrheit war. »Die Kammer ist von der Unschuld der Angeklagten nicht überzeugt«, erklärte er, »aber auch nicht von der Schuld«. Eine weitere Wahrheitsfindung sei für das Gericht nicht möglich gewesen, da mit den bereits verurteilten und in Revision gegangenen Spielern entscheidende Zeugen von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch gemacht hatten.

    In Erklärungsnot: Günter Siebert am Mikro
    Beim Verlassen des Gerichtsgebäudes sagte Siebert: »Nun ist Schalke kein Skandalverein mehr. Nun ist er ein Verein wie der 1. FC Köln, Hertha BSC und VfB Stuttgart. Nun ist Schluss mit allen Skandalen. Nun beginnt eine neue Zukunft.« Ein Wort, das in totalem Gegensatz zu dem seines ehemaligen Schatzmeisters Aldenhoven stand: »Nach all dem, was hier geschehen ist, werde ich nie mehr in irgendeinem Verein ehrenamtlich tätig sein.« Aldenhoven war sichtbar mit den Nerven am Ende. Sofort machte sich Siebert wieder an die Arbeit und nahm die Vertragsverlängerungen in Angriff - mit Bongartz, Lütkebohmert, Thiele, Dubski, Fichtel, Abramczik, Nigbur, Fischer, Rüssmann, Sobieray, van den Berg und den Kremers-Zwillingen. Die beiden Kremers sollen dabei 220.000 Mark Jahresleistung plus 50.000 Mark Prämien erhalten haben.

32. KEIN WÜRSTCHENVEREIN
    Auf der Jahreshauptversammlung am 8. Februar 1976 im Hans-Sachs-Haus ließ sich Günter

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