Die Spitze des Eichbergs
vor 40.000 begeisterten Zuschauern im Parkstadion die zweite Runde. Und das, obwohl die Portugiesen schon durch zwei Tore von Oliveira uneinholbar in Front zu sein schienen. Doch Fichtel, Abramczik und Fischer brachten die Königsblauen wieder auf die Siegerstraße. In der zweiten Runde wartete Sportul Bukarest, das allerdings nicht wirklich eine gefährliche Hürde darstellte. Schon in Rumänien gewann Schalke mit 1:0, das Rückspiel gar mit 4:0 (je zwei Tore durch Fischer und Bongartz). Endstation war erst Belgiens Vertreter RWD Molenbeek. Im Hinspiel erzielte Schalke noch ein aufholbares 0:1, doch im Rückspiel lief alles schief, was nur schief laufen konnte. Zuerst musste Lüt-kebohmert verletzt vom Platz getragen werden, dann irrte Marie durch seinen Fünfmeterraum und ermöglichte so einen Gegentreffer. Und zum Schluss flog Klaus Fichtel nach einer Tätlichkeit gegen Teugels auch noch vom Platz. Ein rabenschwarzer Tag.
Hauptsache, die Haare liegen: Rüdiger Abramczik
ENDLICH SKANDALFREI
Zum Beginn der Narrenzeit am 11.11.1976 berief der FC Schalke 04 seine angekündigte außerordentliche Mitgliederversammlung ein, um einen neuen ersten Vorsitzenden wählen zu lassen. Schon im Vorfeld pfiffen es die Spatzen von den Dächern, dass Dr. Hütsch - bis dato Verwaltungsratsvorsitzender - das Präsidentenamt übernehmen sollte. Und so kam es dann auch. Dr. Hütsch, Verteidiger im Bundesligaskan-dal, schritt sogleich zur Tat und handelte innerhalb von vier Wochen gemeinsam mit dem DFB einen Kompromiss aus, der ab dem 15. Januar 1977 den Skandal endgültig beenden sollte.
Weckt das Tier in dir: Klaus Fischer mit Pelz
Am 9. Dezember 1976 wurde in Frankfurt die »Schluss-Akte« von Dr. Hütsch und DFB-Präsident Hermann Neuberger unterzeichnet und damit ein Schlussstrich unter den Bundesligaskandal gezogen, der am 17. April 1971 mit dem Spiel gegen Arminia Bielefeld seinen Anfang nahm. Um endlich für Schalke zu einem »Ende gut, alles gut« zu kommen, wurde den Spielern Fischer, Sobie-ray, Lütkebohmert, Rüssmann und Wittkamp vom 9. Dezember bis 14. Januar die Lizenz entzogen. Des weiteren zahlten sie pro Person 10.000 Mark an die Deutsche Krebshilfe. Sechs Jahre nach dem Skandal hatte Schalke endlich jene Affäre hinter sich, die den Verein bis zur Zerreißprobe belastet hat. Für den FC Schalke 04 war mit der Unterzeichnung des Vergleichs die Akte »Bundesligaskandal« geschlossen. Endlich konnte Schalke durchatmen. Lediglich die abgetrennte Verhandlung gegen Klaus Fichtel stand noch aus.
Aus heutiger Sicht scheint klar zu sein, dass der Bundesligaskandal den Schalkern die eine oder andere Deutsche Meisterschaft gekostet hat. Wenn man sich heute vor Augen führt, dass sich damals eine so junge Truppe mit einem so großen Potenzial mit einer solchen Dummheit um den eigenen Ruhm gebracht hat, lässt das einen Schalke-Fan schon so manche Träne verdrücken.
34. SCHÖNE BESCHERUNG
Der FC Schalke 04 hatte den Bundesliga-skandal hinter sich gelassen. Neu-Präsident Dr. Hütsch unterzeichnete zusammen mit dem DFB-Präsidenten Hermann Neuberger im Dezember 1976 die letzte Akte des unrühmlichen Kapitels. Schalke aber auch sorgenfrei? Keineswegs!
Eine vorweihnachtliche Bescherung im doppelten Sinne des Wortes gab es kurz vor dem Heiligen Abend im Gelsenkirchener Hotel »Maritim«. Vorstand und Verwaltungsrat des FC Schalke 04 beschlossen nach einer geheim gehaltenen Mammutsitzung, ihren langjährigen Präsidenten und designierten Manager Günter Siebert noch vor der Amtsaufnahme am 1. Januar 1977 seines Postens zu entheben. Ein rüder Fußtritt nach neun Jahren. Aber warum das ganze?
Günter Siebert gab bekanntlich sein Präsidentenamt auf der Jahreshauptversammlung am 11.11. ab, um das Ehrenamt in einen bezahlten Manager-Job zu tauschen. Siebert war über Jahre hinweg die personifizierte Macht auf Schalke, nun musste er nach Anweisungen anderer arbeiten. Und die, speziell sein Nachfolger Dr. Karl-Heinz Hütsch, pikanterweise der Schalker Rechtsvertreter im Bundesligaskandalverfahren, demütigte ihn in einer Art, die er nicht verdient hatte. Hütsch, insbesondere dafür verantwortlich, dass das Kriegsbeil zwischen Schalke und dem DFB begraben wurde, spielte den Friedensstifter, haargenau an Siebert vorbei. Hütsch fragte seinen Vorgänger auch nicht, als neue Verträge mit Klaus Fischer und Branko Oblak ausgehandelt wurden. Siebert erfuhr so was - wenn überhaupt - nur aus der Zeitung. Der ExPräsident fühlte sich
Weitere Kostenlose Bücher