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Die Spitze des Eichbergs

Die Spitze des Eichbergs

Titel: Die Spitze des Eichbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schalker Fan-Initiative
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Anderbrügge, Goldbaek, Schlipper und Marell ging völlig unter. Nach der Niederlage lud Eichberg seine Truppe dennoch in die Düsseldorfer Altstadt an die längste Theke der Welt ein.
    Auf Schalke ließ es sich als Spieler prima leben. Das Training verlief ausgesprochen harmonisch, keiner wurde angemacht, selten ging es im Zweikampf richtig zur Sache. Nach jedem Training dufteten in der Kabine frischer Kaffee und leckerer Kuchen. Das Arbeitsklima auf Schalke verschlechterte sich aber drastisch, als die spielerischen Leistungen auf dem Platz nicht besser werden wollten. 0:1 in Braunschweig verloren, dann nur ein 1:1 gegen Rot-Weiss Essen und ein indiskutables 0:2 in Aschaffenburg. Charly Neumann blieben bei seiner Schrotkur in Oberstauffen die Körner im Halse stecken. Schalke befand sich schon wieder im Abstiegskampf - diesmal ging es aber um den Abstieg in die Amateurliga.
    Die Gründe für den Absturz: Der Schalker Sturm war nur noch ein laues Lüftchen. Uwe Wassmer hatte Ladehemmung, Neueinkauf Uwe Igler passte überhaupt nicht in die Mannschaft. Jürgen Luginger war alles andere als ein Flankengott und Ingo Anderbrügge, Bjarne Goldbaek und Günter Schlipper arbeiteten kein bisschen nach hinten. Didi Ferner gönnte Jens Lehmann, der in den letzten Spielen einige Male patzte, eine Auszeit. Abstiegskampf in der 2. Liga und Prüfungsstress im Abitur waren wohl zuviel für den 19-Jährigen. Werner Vollack kehrte ins Tor zurück.

54. PLATZSTURM
    Der Linienrichter schaffte es gerade noch in den Kabineneingang zu stürmen. Doch für Schiedsrichter Michael Prengel blieb der Fluchtweg versperrt. Etwa 200 aufgebrachte Schalke-Fans stürmten knapp fünf Minuten vor dem Abpfiff der Partie Schalke 04 gegen Darmstadt 98 (3:4) den Rasen des Parkstadions und wollten den Unparteiischen »einfangen«.
    Die Meute war kaum noch zu beruhigen und nur dem schützenden Einsatz der Schalker Spieler verdankte es Prengel, dass er mit einem Tritt in den Allerwertesten davonkam. Konnte die Partie nach einer Unterbrechung von 15 Minuten fortgesetzt werden, so lauerten zahlreiche Fans noch eine Stunde vor dem Marathontor, um den Referee »zu holen«. »Ich rechne mit einer angemessenen Strafe vom DFB, die haben wir auch verdient«, meinte Günter Eichberg, während Geschäftsführer und Großbäcker Fred Gar-tenbröcker nur kleine Brötchen backte: »Mit so etwas konnte niemand rechnen.«
    Dabei war mit zunehmender Spielzeit abzusehen, dass der 25 Jahre alte Prengel in diesem Kellerduell überfordert war. Mit merkwürdigen Entscheidungen brachte das Schiedsrichtergespann die Volksseele mehr und mehr zum Kochen (vornehmlich nicht gegebene Abseitstore für Schalke, welche niemals abseits waren). Doch der Schiedsrichter hatte natürlich nicht die alleinige Schuld an der Niederlage. Die Spieler mussten sich an die eigene Nase fassen und auch Trainer Ferner war längst nicht mehr unumstritten.

    Kraftvoll abziehen: Günter Schlipper
    Dennoch sollte das ganze ein Nachspiel haben, Schalke bekam vom DFB eine Platzsperre für das Heimspiel gegen Fortuna Köln auferlegt. Es gab ein langes Hickhack um den Austragungsort. Man wollte eigentlich nach Lüdenscheid (das echte Lüdenscheid), aber der DFB genehmigte dies aus Sicherheitsgründen nicht. Schließlich entschied man sich für Hannover. Das Verhalten der Zuschauer sorgte auch noch dafür, dass die hohen Zäune in die Nordkurve des Parkstadions kamen (wo sie bis heute stehen, wenn man sie im Zuge des Abrisses des Parkstadions nicht bereits beseitigt hat).

55. EIN SCHRITT VOR DEM ABGRUND
    Es kam der absolute sportliche Tiefpunkt in der Schalker Vereinsgeschichte. Schalke verlor auch das Keller-Derby in Osnabrück mit 0:1 und rutschte in der 2. Liga auf den vorletzten Platz ab. Bis zum rettenden Ufer waren es schon vier Punkte Abstand, der Absturz zu den Amateuren stand kurz bevor. Nach dem Spiel erklärte Günter Eichberg: »Wir werden noch in dieser Woche über die Trainer-Frage beraten müssen.«
    So kam es, wie es kommen musste. Didi Ferner packte seine Koffer zum zweiten Mal und Günter Eichberg begann die Suche nach einem geeigneten Trainer. Geheimverhandlungen soll es sogar mit Rainer Bonhof und Udo Lattek gegeben haben, heißester Kandidat aber war der Trainer von Alemannia Aachen, Peter Neururer. Ein Spiel mit drei Marionetten, gelenkt von Günter Eichberg, das selbst für Insider kaum mehr nachvollziehbar war: Morgens um sieben Uhr wurden die Spieler aus den Betten geklingelt: »Kommen Sie

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