Die Spitze des Eichbergs
Parkstadion, die einen 3:1-Erfolg der Knappen bewundern konnten. Dank Ingo Anderbrügge und Peter Sendscheid (2) war auf Schalke der Himmel schon wieder königsblau. Und auch in der ersten Runde des DFB-Pokals ließ Günter Schlipper mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg bei der SpVgg Unterhaching die Schalke-Fans jubeln.
Bei dem ersten Pflichtspiel einer Profimannschaft des DFB außerhalb des Verbandsgebietes traf Schalke im Ost-Berliner Jahn-Sportpark auf Blau-Weiß 90 Berlin. Das Spiel (1:1, Tor durch Peter Sendscheid) an sich war eher unspektakulär, die »dritte Halbzeit« hatte es aber in sich. Bis nach Mitternacht prügelten sich Schalker, Hertha-Fans und Volkspolizei mit Eisenstangen und Pflastersteinen. Fensterscheiben und Türen gingen zu Bruch, Autos wurden demoliert.
Auch bei den nächsten Spielen hielt Schalkes Vormarsch an: Braunschweig (2:1), VfL Osnabrück (3:0), TSV Havelse (3:0), Schweinfurt 05 (1:0) hatten allesamt keine Chance. Schalke legte mit 11:1 Punkten einen Traumstart hin und Günter Eichberg be-kam leuchtende Augen; »So rechnen wir für das Spitzenspiel gegen den MSV Duisburg mit 60.000 Zuschauern.«
SPITZENSPIEL
Seit Wochenbeginn herrschte Hochbetrieb auf der Geschäftsstelle, die Telefondrähte liefen heiß. Vor tatsächlich 60.000 Zuschauern sahen die Zuschauer ein absolutes Spitzenspiel mit Rasse und Klasse, Spannung und Dramatik und letztlich einen verdienten 1:0-Sieg (Peter Sendscheid) der Schalker. Jens Lehmann hielt sein Gehäuse bereits 380 Minuten sauber. Schalke-Herz, was willst du mehr? Getrübt wurde das Fußballfest nur von anschließenden Ausschreitungen zwischen Schalkern und Meiderichern. Und selbst beim ärgsten Verfolger Waldhof Mannheim beeindruckten die Königsblauen durch ein 3:1 trotz des Platzverweises von Günter Güttier. Günter Eichberg war so froh, dass er sofort die Prämien um 1.000 Mark pro Spieler anhob. Ausgerechnet beim SV Meppen sollte die Siegesserie reißen: In einem kampfbetonten Spiel fügten die Emsländer den Schalkern die erste Niederlage zu (0:2), wobei sich besonders das Fehlen von Libero Günter Güttier als nachteilig erwies. Und nun sah beim SV Meppen auch noch Jürgen Luginger den roten Karton. Kein Glanz und Gloria dann beim nächsten Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers, eher wohl ein hart erkämpfter Arbeitssieg (2:1). Immerhin war Schalke nun ein Jahr ohne Heimniederlage.
Spitzenspiel gegen Duisburg vor 60.000 Zuschauern: Yves Eigenrauch
ERSTE TRAINERGERÜCHTE
Eduard Geyer, der in der Presse bereits als neuer Chef-Trainer an Stelle von Peter Neu-rurer im Gespräch war, wurde von Eichberg tatsächlich nach Gelsenkirchen geholt. Allerdings nur als Jugend-Trainer und Nachfolger von Holger Osieck, der dem Ruf seines Ex-Teamchefs Franz Beckenbauer (bei dem er Assistent der Nationalelf zur WM 90 war) zu Olympique Marseille folgte.
Beim folgenden Spiel in Homburg wurde den Schalke-Fans übel mitgespielt. Als der Himmel an der Saar seine Schleusen öffnete, »ertrank« das Spiel in den Wassermassen. Schiedsrichter Wittke, der die Begegnung in der 26. Minute zunächst für zehn Minuten unterbrochen hatte, musste das Spiel endgültig absagen.
Peter Neururer hatte seinen Humor aber nicht verloren: »Wir wollten als Tabellenführer an- und abreisen, das haben wir geschafft«, schmunzelte er in die Kameras. Günter Eichberg hatte doppelt Pech: Sein BMW blieb beim Wolkenbruch auf dem Parkplatz in einer Sandgrube stecken und musste von einem Kranwagen aus dem Schlamm gezogen werden. »900 Kilometer für die Katz«, ein schwacher Trost für die Fans, dass sie auf Vereinskosten am folgenden Dienstag wieder nach Homburg gebracht wurden, um dort die 2:1-Niederlage mit anzusehen. Das 3:1 gegen Preußen Münster sorgte für ruhiges Fahrwasser für die Jahreshauptversammlung, die so ruhig wie lange nicht verlief. Steigende Zuschauerzahlen, ein Mitgliederzuwachs von 31 Prozent, dazu Investitionen in Höhe von 6,6 Millionen Mark, Eichberg konnte stolz auf seine erste Bilanz sein.
Doch mitten in der größten Erfolgsserie knallte es auf Schalke, ein hausgemachter Krach im Trainer-Theater um Düsseldorfs Coach Aleksander Ristic. Peter Neururer drohte mit Kündigung, wenn sein Vertrag nicht verlängert würde. Die Spieler solidarisierten sich und die Fans gingen auf die Barrikaden. Doch die Männer, die das Sagen hatten, waren im Urlaub: Manager Kremers sonnte sich auf Sylt, Eichberg weilte mit Schatzmeister Rüdiger Höffken zur Schrotkur. Dabei hatte
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