Die Spitze des Eichbergs
Kabine. Als die Mannschaft am Abend im Vereinsheim an der Glückauf-Kampfbahn eintraf, floss das Pils in Strömen. Dennoch gab es nach Auskunft der Polizei keine Fan-Randale, ohne Zwischenfälle war auch die Fair-Play-Bustour verlaufen, obwohl schon auf der Hinfahrt in einigen Bussen das Bier ausgegangen war.
KÖNIGSBLAU IN MODE
Die Stadionuhr zeigte 16:42 Uhr. Da ergriff Schiedsrichter Manfred Schmidt plötzlich die Flucht, brach bereits drei Minuten vor dem regulären Ende das Spiel ab und gab damit den Startschuss zu einer irren blauweißen Jubelfeier. 2:1 gewann Schalke gegen Fortuna Köln - doch das interessierte (fast) niemanden mehr, zumal das Spiel durch den Punktverlust des Aufstiegskonkurrenten Stuttgarter Kickers am Vortag bereits bedeutungslos geworden war. Das Parkstadion kochte über. Schon eine Viertelstunde vor Spielende waren Tausende der 55.000 begeisterten Fans in den Innenraum geklettert. Trainer Ristic saß da längst mit Schalke-Mütze und Riesen-Fahne »bewaffnet« auf den Schultern der Fans. Mittendrin Charly Neumann: »So was habe ich noch nicht erlebt!« Schalke feierte den Aufstieg wie den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Auch Fortunen-Trainer Tony Wood-cock zeigte sich beeindruckt: »Einmalig!«
Zurück in der Bundesliga
Die Saison war noch nicht vorüber und im nächsten Spiel musste Schalke in Essen ran. Und Rot-Weiss Essen hatte echten Bammel vor Schalke. Zwei Jahre zuvor drangen Schalke-Fans nachts vor dem Derby ins Georg-Melches-Stadion ein und strichen die Torpfosten blau und weiß. Um das zu verhindern, stellte der Essener Ordnungsdienst sogar eine Nachtwache auf. Dennoch gab es Trouble. Der Schlusspfiff nach dem 0:0 war das Startsignal für Hooligans, das Stadion halb abzureißen. Hunderte stürmten den Platz, schwere Zäune wurden niedergerissen. Die Ordner waren machtlos, Polizisten mit Helmen und Schlagstöcken standen anfangs abwartend im Abseits. Wenige lange Minuten später schritten die Polizisten ein und jagten die Hools wieder auf die vollbesetzte Tribüne. Die Straßenschlacht an der Hafenstraße dauerte bis weit nach Mitternacht.
AM ZIEL DER TRÄUME
Am Ende einer langen Saison sah man den Spielern an, dass sie am Ende ihrer Kräfte waren. Und so war es kein Wunder, dass sich beim letzten Ligaspiel gegen Darmstadt 98 (1:0) auf den Rängen meist mehr tat als auf dem Spielfeld. Dort ging die »La Ola«-Welle 65 Mal durch's Parkstadion - das war neuer Weltrekord. Von Rekorden wusste auch Aleksander Ristic zu berichten: »Ich weiß ja aus Düsseldorf wie es ist, wenn man aufsteigt. Aber hier auf Schalke gab es ja gleich mehrere Aufstiegsfeiern. Ich denke da an die letzten vier Spiele - jedes eine Feier für sich.« Im allgemeinen Jubel wirkte es fast schon störend, dass noch Fußball gespielt werden musste. Vorher und nachher ging dafür die Post ab, so stark, dass ein Großteil der Brieftauben, die aus dem Parkstadion ihren Heimflug antreten sollten, vorzog, lieber nicht zu starten.
Beim großen Schalke-Umzug über die Tartanbahn wirbelten Vertreter von 90 Fanclubs rund um das Spielfeld, und als die Bee-Gees-Revival-Band »Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Schalker nicht« anstimmte, gab es kein Halten mehr. Im allgemeinen Jubelfest ging selbst die offizielle Meisterehrung durch den DFB unter. »Hier brennt der Baum«, meinte der einiges gewohnte Charly Neumann. »Jungens, datt is Schalke, hier is ja wieder richtig wat los«, schwärmte auch Ex-Präsident Günter Siebert. Trubel gab es bis spät in den Abend und bis In die Morgenstunden eines blauen Montags. Doch Darmstadt 98 legte auch noch Protest gegen die Wertung des Spiels ein, da wieder einmal der Platz von den Fans bereits vor Abpfiff gestürmt wurde und das Spiel nicht fortgesetzt werden konnte. Darmstadt 98 befand sich im Abstiegskampf und benötigte jeden Punkt. Später ließen die Darmstädter allerdings den Einspruch fallen, da Rot-Weiß Essen keine Lizenz bekam, absteigen musste, und Darmstadt somit der Verbleib in der 2. Liga gesichert war.
DANISH DYNAMITE
Schalkes Planungen für die Bundesliga liefen auf Hochtouren. Schatzmeister Rüdiger Höffken rechnete mit einem Zuschauerschnitt von 37.000 und einem Etat von 15 Millionen Mark (Etat 1990/91: 8 Millionen Mark). Schalke wies damit den vierthöchsten Etat der Liga aus (nach dem 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt und Bayern München), damit konnte man auch so manchen Transfer ermöglichen. Hendrik Herzog kam vom FC Berlin, Sascha Jusufi vom
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