Die Spitze des Eichbergs
Grab schon zugeschaufelt war.
Dass ausgerechnet Ernst Kuzorra, für den Schalke an der Grenzstraße anfing und »vor dem Kanal aufhörte«, zum Mittelpunkt dieser Show-Inszenierung wurde, ließ ihn wahrscheinlich - gerade unter der Erde -das erste Male im Grabe herumdrehen. Aber sicherlich nicht zum letzten Male.
60. EIN TRAUERSPIEL IN FÜNF AKTEN
Aufstiegsraketen und blau-weißer Jubel im Berger Feld, mehr als 70.000 Zuschauer bejubeln die Königsblauen in der 2. Liga. Schalke sprengt alle Rekorde. Mit Vollgas geht es ins Fußball-Oberhaus. Doch schon bald verliert Günter Eichberg jedes Maß. Als Schalkes neuer Stürmerstar auf der Geschäftsstelle im Berger Feld auftauchte, war nicht er der Star, sondern seine Freundin, das Fotomodell Zori-ca Pantic. Alle Blicke richteten sich auf das neue Schalker Traumpaar. Dabei hatten es die Schalker mit Radmilo Mihajlovic wahrlich nicht einfach. Drei Millionen Mark Ablöse, bis dahin der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte, dazu war er ständig verletzt. Nach einem Meniskusschaden am rechten Knie war es die Patellasehne im linken.
Und die Hintergründe des Transfers wurden in der Sport-Bild breit getreten. Uli Hoeneß muss wohl noch heute schmunzeln, wenn er daran zurückdenkt. Sobald Hoeneß dann ausgeschmunzelt hat, erzählt er die Story, wie er Eichberg beim Transfer des Jugoslawen 500.000 Mark aus der Tasche gezogen hat.
1. Akt: Mihajlovic kommt ins Büro von Uli Hoeneß und fragt nach seiner Ablöse. Hoeneß: »Für 2,5 Millionen kannst Du gehen.«
2. Akt: Helmut Kremers ruft von Teneriffa aus bei Hoeneß an, will die Telefonnummer von Mihajlovic. Hoeneß: »Kremers sagte mir, dass er nun nach Deutschland zurückfliegt, um alles klar zu machen.«
Es raschelt im Karton: Günter Eichberg und die Akte Mihajlovic
3. Akt: Eichberg will sich von Kremers nicht die Show stehlen lassen, im Privatjet düst er nach München und trifft sich mit Mihajlovic. Wenig später läuft bereits über den Ticker der Presseagenturen, dass Mihajlovic ein Schalker wird. Hoeneß: »Dem Eichberg werden wir's zeigen. Dafür muss er zahlen ...«
4. Akt: Hoeneß tut vor der Presse so, als würde er vor Wut platzen: »Eine Sauerei von Eichberg, dass er einen Spieler verpflichtet, ohne uns zu informieren.« Eichberg, mittlerweile wieder im Westen, kontert: »Der Hoeneß glaubt immer noch, dass er der Größte ist. Der kann mich mal am Hobel blasen.« Hoeneß reist an diesem Tag früher ab, um für Eichberg nicht erreichbar zu sein.
5. Akt: Als Eichberg bei Bayern anruft, um über die Ablöse zu verhandeln, sagt die Sekretärin: »Herr Hoeneß ist nicht da, aber der Chef möchte sie persönlich sprechen.« Bayern-Präsident Fritz Scherer geht an den Apparat und spielt die Rolle des Empörten: »Das sind ja eigenartige Methoden. Drei Millionen oder Mihajlovic bleibt bei uns.« Im Nu ist der Handel perfekt. Eichberg erzählt später triumphierend: »Der Hoeneß hat bei Bayern gar nichts mehr zu sagen.« Hoeneß schmunzelte weiter: »Hätte Kremers die Verhandlungen geführt, wäre Mihajlovic eine halbe Million billiger gewesen. Wenn wir mit solchen Komödien 500.000 Mark verdienen, dann darf mich Eichberg so oft am Hobel blasen, wie er will. Ich bin sofort bereit.«
WAS KOSTET DIE WELT?
Das war aber noch lange nicht alles. Wie später die Bild-Zeitung verbreitete, zahlte Schalke nicht nur eine überhöhte Ablöse, sondern auch ein total überzogenes Gehalt an Mihajlovic. 1,6 Millionen Mark sollen als Handgeld geflossen sein. Dazu ein garantiertes Gehalt von 500.000 Mark plus einen Mercedes 500 SL (fast 150.000 Mark) plus Miete für sein Haus in Herten (2.000 Mark) plus Wohnungseinrichtung (120.000 Mark). Damit war Mihajlovic einer der absoluten Spitzenverdiener im deutschen Fußball -und das in der 2. Liga. Vielleicht lag die schlechte Vertragsverhandlung aber auch einfach nur an dem Charakter des Günter Eichberg, über den Charly Neumann einmal sagte: »Er kann nicht nein sagen. Wenn er eine Frau wäre, hätte er bestimmt schon zwanzig Kinder.«
PERSONALIA
Mit Mihajlovic hatte Schalke nun das Problem, einen Ausländer zuviel im Kader zu haben. Für Wladimir Ljuty suchte Manager Helmut Kremers nun einen Abnehmer. Es fand sich aber keiner, also wurde mit Ljuty kurzerhand ein Kontrakt als Vertragsamateur geschlossen, dafür musste der Russe allerdings eine dreimonatige Sperre in Kauf nehmen.
Eduard Geyer, von Eichberg als Jugend-Koordinator und »Nordost-Berater« geholt, wurde es
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