Die Spitze des Eichbergs
auf Schalke zu langweilig. Der ehemalige DDR-Auswahltrainer funkte SOS: »Hilfe, ich will wieder auf die Bank.« Als Nachfolger wurde Bodo Menze, bis dato Verbandstrainer, geholt. Als Talentspäher sollte ihm Mathlas Herget zur Seite stehen. Während in der Heimat Schneechaos herrschte, fuhr Schalke in der Winterpause ins Trainingslager nach Portugal. Ein Hinflug mit Hindernissen, denn die Mannschaft saß wegen einer Bombendrohung stundenlang am Frankfurter Flughafen fest.
Eine traurige Meldung schockierte die Schalker Fan-Szene: Ötte Tibulsky erlag im Alter von 78 Jahren einem langwierigen Krebsleiden. Tibulsky war Mittelläufer im »Schalker Kreisel«, trotz seiner nur 1,72 Meter war er ein gefürchteter Kopfballspieler. Mit dem zweimaligen Nationalspieler war damit der letzte Schalker Fußballer verstorben, der in den 30er und 40er Jahren an allen sechs Meisterschaften und am Pokalsieg 1937 beteiligt war.
Einer weniger aus dem Kreisel: Ötte Tibulsky starb mit 78
RICHTUNG AUFSTIEG
Zurück in der zweiten Bundesliga feierte Ristic beim ersten Spiel nach der Winterpause vor 15.000 Zuschauern in Braunschweig einen Einstand nach Maß. Schalke spielte dabei überaus couragiert, die quicklebendigen Borodjuk, Sendscheid und Mihajlovic fuhren den 1:0-Sieg ein (Torschütze Thorsten Wörsdörfer).
Schalke gab Gas. Gegen Osnabrück (1:0), Havelse (2:1) und Schweinfurt (2:0) zeigte vor allem ein überzeugender Sascha Borodjuk, dass man die Aufstiegsambitionen nun auch in die Tat umsetzen wollte.
Und so ging Schalke als Spitzenreiter ins »Spiel der Spiele« gegen den MSV Duisburg. Das Wedaustadion war schon seit Wochen ausverkauft, Sicherheitsstufe eins war angesagt. Ein Aufgebot von 570 Polizisten, so viel wie noch nie zuvor bei einer Partie in Duisburg, und 220 Ordner sollten für Ruhe sorgen. Das Spiel endete ziemlich glücklich aus Sicht der Schalker 1:1 (Treffer durch Sascha Borodjuk und Ewald Lienen). Beim nächsten Spiel setzte es die erste Heimniederlage seit langem (1:2 gegen Waldhof Mannheim), doch im nächsten Spiel zu Hause gegen den SV Meppen lief es wieder besser (2:0).
Beim Spitzenspiel gegen die Stuttgarter Kickers (0:0) kam Trainer Ristic einige Minuten zu spät nach dem Wiederanpfiff aus der Kabine und wunderte sich, dass ihm Egon Flad bereits entgegenlief. »Keine Lust mehr?«, fragte Ristic. »Ich schon, aber der Schiri nicht.« Egon Flad, In Fan-Kreisen auch »Karten-Egon« genannt, war bereits 44 Sekunden nach Anpfiff der zweiten Halbzeit mal wieder vom Platz geflogen. Er wurde für zwei Spiele gesperrt.
Zu schade für die zweite Liga: Sascha Borodjuk
Beim Spiel gegen Homburg (3:1) gab es großes Aufatmen, denn Mihajlovic traf zum ersten Mal in einem Pflichtspiel ins gegnerische Tor. Alle hofften, dass damit der Knoten geplatzt war. Preußen Münster spuckte vor dem nächsten Duell große Töne, doch vor 15.000 mitgereisten Schalke-Fans hatten sie keine Chance (3:0, Tore durch Anderbrügge, Sendscheid und Schlipper).
Der Aufstieg rückte immer näher und auch Spekulationen wurden laut, Olaf Thon würde zurückkehren. »Für Schalke ist das Beste gerade gut genug«, wusste Günter Eichberg zu erklären. Doch auch andere Namen kursierten am Schalker Markt: Holger Fach (Bayer Uerdingen), Sascha Jusufi (HSV), Hendrik Herzog (FC Berlin), Darius Wosz (Chemie Halle), Christian Wörns (Waldhof Mannheim), Michael Tarnat (MSV).
61. PLANUNG DER AUFSTIEGSFEIER KANN BEGINNEN
Gegen Oldenburg gab es Im folgenden Match ein überzeugendes 4:1, dann mussten die Königsblauen nach Hannover. Zur Stadt an der Leine reisten 10.000 Schalke-Fans mit ihrer Mannschaft, alle bereits im Aufstiegsfieber, doch das 0:0 enttäuschte die Zuschauer etwas. Im Heimspiel gegen Freiburg zeigten sich die Breisgauer destruktiv und wurden auch prompt mit 3:1 bestraft. Schalke konnte die Aufstiegsfeier bereits planen.
Zum Auswärtsspiel in Mainz startete Schalke eine »Fair-Play«-Aktion, die es in dieser Form im bezahlten Fußball noch nicht gegeben hatte. Schalke hatte für 13.000 Mark 1.000 Eintrittskarten beim FSV Mainz 05 gekauft und setzte auf Vereinskosten zwanzig Busse ein, um die 1.000 Fans in einer Sternfahrt aus verschiedenen Orten zum Mainzer Stadion zu bringen. Das Match endete 1:1, es fehlte dank der Rückrundenserie von 22:6 Punkten und sechs Punkten Vorsprung auf einen Nicht-aufstiegsplatz nur noch ein einziger Punkt aus drei Spielen zum Aufstieg. Die Fans trugen »König Aleks« auf ihren Schultern in die
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