Die Spitze des Eichbergs
drei Spiele der Hinrunde gestaltete man unentschieden gegen Darmstadt (2:2), Saarbrücken (1:1) und Blau-Weiß 90 Berlin (1:1), letzteres war der erste Punktverlust im heimischen Parkstadion.
ENDLICH NEUE SPIELER
Kurz vor Weihnachten spielte Günter Eichberg Weihnachtsmann und legte den Schal-ke-Fans das »Geschenk« Aleks Ristic unter den Christbaum. »An Fortuna haben wir 200.000 Mark Ablöse gezahlt«, ließ Eichberg verlautbaren. Die Fans waren wieder versöhnt, zumal Ristic schon davon sprach, Schalke in den Uefa-Cup zu führen. Als Willkommensgruß versprach Günter Eichberg seinem neuen Coach weitere Stürmer. Dabei musste Eichberg ein weiteres Mal tief in sein Portemonnaie greifen, denn diesmal sollte es etwas besonderes werden. Roger Milla, Kameruns 38 Jahre alter Torjäger der WM in Italien war ablösefrei und sollte der nächste Coup werden. Eichberg machte sich auf den Weg zum Sponsor Adidas nach Herzogenaurach zur Vertragsunterzeichnung, doch zurück kam er ohne Unterschrift. Milla ließ ihn einfach sitzen, angeblich hatte er Angst vorm Fliegen wegen des Golfkriegs.
Ein neuer Star für Schalke: Radmilo Mihajlovic
GENIAL ODER GRÖSSENWAHNSINNIG?
Die Schalker Verantwortlichen machten sich erneut auf die Suche nach einem Stürmer, diesmal sollte es der 26-malige jugoslawische Nationalspieler Radmilo Mihajlovic, Sturmpartner von Allen Mclnally bei Bayern München, werden. Mit Bayern war man sich schnell einig (2,5 Millionen Mark Ablöse). Kein Wunder, denn die wollten den Bosnier schon länger loswerden. Uli Hoeneß lacht sich wahrscheinlich noch heute über diesen Deal ins Fäustchen. Eichberg hatte sich total verkalkuliert. Er konnte vielleicht noch nicht ahnen, dass Mihajlovic nicht einschlagen würde, aber die Praxis, mit der er Mihajlovic transferierte, ließ stark an seinem Verstand zweifeln. Eichberg unterzeichnete einen Blankovertrag und sagte zu ihm: »Ich gehe jetzt aus dem Zimmer und du trägst deine Gehaltsvorstellungen in den Vertrag ein.« Eichberg kam nach fünf Minuten zurück und Mihajlovic hatte 600.000 Mark in den Vertrag geschrieben, eine Summe, die jeden auf Schalke bisher dagewesenen Rahmen sprengte.
Elchberg schien größenwahnsinnig zu werden. Die Bundesliga zitterte vor Eichbergs Bankkonto (geschätztes Vermögen 20 Millionen Mark). Er hatte sich soeben das feudale Schloss Abtsee bei Bad Reichenhall gekauft, wo er seine siebte Krampfader-Klinik eröffnen wollte. Und schon kündigte er an, Olaf Thon an den Schalker Markt zurückzuholen.
59. ORIGINAL UND FÄLSCHUNG
Ernst Kuzorra, die Schalke-Legende, sechsmaliger Deutscher Meister mit den Königsblauen. Am Neujahrstag 1990 pfiff der liebe Gott sein Lebens-Spiel nach 84 Jahren ab. Eine Woche später dann die Beerdigung auf dem Schalker Friedhof »Am Rosenhügel«. Tausende Fans nahmen Abschied, viele von ihnen fanden keinen Platz mehr in der Kirche und mussten draußen warten.
Mannschaftsbetreuer Charly Neumann senkte die Vereinsfahne ins Grab, Vorstands-Vize Herbert Schmitz legte einen Kranz mit weiß-blauen Schleifen nieder. Den größten Kranz aber steuerte die Box-Legende Max Schmeling bei. Ein Monument von einem Kranz, Hunderte von weißen Nelken, versehen mit dem Spruchband »Zum Abschied für meinen Freund Ernst«. Diesen historischen Auftritt hatte eigentlich Präsident Günter Eichberg für sich geplant. Aber der Schalker »Sonnenkönig« bekam keinen Flieger aus seinem Feriendomizil in Florida.
Stan Libudas Stärke waren derartige Veranstaltungen nicht. Während der Trauerandacht Pastor Dohms ist er aufgestanden, unter den missbilligenden Blicken der wenigen geladenen Gäste zur Kirchenpforte gestiefelt, hatte diese aufgestoßen wie »Indiana-Jones die Tür eines Sa-loons« und zielstrebig die Vereins-Gaststätte »Bosch« aufgesucht.
Nach dem Begräbnis fand sich die Schalke-Gemeinde traditionell zum »Leichenschmaus« im Hans-Sachs-Haus zusammen. Am frühen Nach mittag stieß auch Eichberg dazu. Der eitle Klubchef war höchst unglücklich, weil er auf keinem Begräbnis-Foto zu sehen sein würde. So reifte zwischen einigen Pils der Plan, Kuzorra noch einmal zu beerdigen.
Zwei Mal beerdigt: Ernst Kuzorra
Charly Neumann organisierte alles, sogar Oberbürgermeister Bartlewski wurde wieder zum Friedhof gekarrt. Der dicke Charly räumte die Blumengestecke vom Grab, kratzte den Schlamm vom Schalke-Kranz. Den legte Eichberg ergriffen nieder.
Zum Knipsen ging der Fotograf in die Hocke - damit keiner sah, dass das
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