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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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allgemein gilt: Je natürlicher die Worte klingen, desto besser.
    „Take on the challenge – und zwar nachhaltig!“
    Der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens hält vor seinen Mitarbeitern eine Rede, um sie „auf die Herausforderungen von morgen einzustimmen“, wie er sagt. Als „zentrale Botschaft der Zukunft“ verkündet er stolz in breitestem Schwäbisch „Take on the challenge!“ Und nach einer kurzen Pause, die sich nur zaghaft mit Beifall füllen mag, fügt er donnernd hinzu: „Und zwar nachhaltig, meine Damen und Herren!“
    Je gespreizter sich jemand ausdrückt, desto weniger kommen seine Worte bei uns an. Das gilt auch, wenn die Formulierung zwar verständlich ist, er aber ein bisschen zu viel des Guten tut, seine Sätze mit Superlativen aufbläht oder zu sprachlichen Geschmacksverstärkern greift, wie „garantiert“, „selbstverständlich“ oder „hundertprozentig“. Solche Mittel bewirken das Gegenteil von dem, was der Sprecher beabsichtigt: Sie verstärken seine Botschaft nicht, sie richten sie zugrunde.
    Stattdessen gilt der Umkehrschluss: Es sind gerade die schlichten, alltagsnahen, aber auch unvorbelasteten Wörter, die der Kernbotschaft ihre Kraft geben. Wobei die Vorbelastung mancher Wörter darin besteht, dass sie vorzugsweise von bestimmten Leuten benutzt werden, mit denen man nicht in einen Topf geworfen werden will. Oder sie werden ständig benutzt und sind daher abgegriffen. Näheres dazu im nächsten Abschnitt (→ S. 133, „Begriffe besetzen, prägen und umdeuten“).
    „Lasst hundert Blumen blühen“
    Der äußerst machtbewusste Mao Zedong nutzte die Ideologie und das kühle Vokabular des Marxismus / Leninismus für seine Zwecke. Doch viele seiner Kernbotschaften vermeiden jeden marxistischen Jargon und schlagen völlig andere Töne an. So sprach er sich unter dem Leitsatz „Lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern“ für Meinungsvielfalt und konstruktive Kritik aus. Rückblickend drängt sich der Verdacht auf, dass dies aus taktischen Gründen geschah, um diejenigen aufzuspüren, die ihm gefährlich werden konnten. Nach einem Jahr war die Blütezeit vorbei, die Kritiker wurden eingesperrt. Doch wie immer man die Sache wendet: Die Botschaft der hundert Blumen hat sofort ein gewaltiges Echo ausgelöst.
    Die Macht der Wiederholung
    Eine Kernbotschaft entfaltet erst ihr ganzes Potenzial, wenn sie wiederholt wird. Immer wieder und immer wieder, damit sie sich in den Köpfen festsetzt. Auch deshalb müssen Kernbotschaften einfach sein. Sie sollen ja im Wortlaut wiedergegeben werden. Variation und Abweichung schwächt die Botschaft. Bleibt sie hingegen unverändert, verleiht ihr das noch mehr Gewicht.
    Einer Kernbotschaft, die uns immer wieder begegnet, können wir uns nur schwer entziehen. Auch wenn wir ihr gegenüber gewisse Vorbehalte haben, sie als „zu simpel“ ansehen, so prägt sie sich doch ein – und unser Widerstand schwindet. Die Chancen stehen gut, dass wir sie schließlich akzeptieren und womöglich sogar weitertragen.
    Es ist die Kombination von Einfachheit und Wiederholung, die außerordentliche Überzeugungskraft entfalten kann. Nach dem Prinzip des steten Tropfens vermag die simple Kernbotschaft auch entschiedene Abwehr aufzuweichen. Denn stellen Sie sich vor, es gelingt Ihnen, die simple Kernbotschaft mit guten Argumenten zu entkräften (was schwer genug ist). Sie meinen, damit hat sich der Fall erledigt. Doch bei nächster Gelegenheit kommt die gleiche Kernbotschaft wieder auf den Tisch. Und wieder und wieder.
    Allerdings stellt sich die Sache ganz anders dar, wenn Sie selbst von diesem Mittel Gebrauch machen. Dann verhelfen Sie der guten Sache mit Hartnäckigkeit und einer überzeugenden Botschaft zum Erfolg. Ganz im Sinne von Mahatma Gandhis berühmten Worten: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich – und dann siegst du.“ Dass diese Formel nichts anderes ist als eine zündende Kernbotschaft, wird Ihnen als aufmerksamer Leser gewiss nicht entgangen sein.
    „Sie können's einfach nicht.“
    Zu Zeiten der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder pflegten einige Oppositionspolitiker ihre harsche Kritik an der Regierung abzurunden mit dem Hinweis: „Sie können's einfach nicht.“ Eine unscheinbare Formel, um die nicht viel Aufhebens gemacht wurde. Und die doch von Mal zu Mal mehr Überzeugungskraft gewann – bis die vermeintlichen Könner selbst das

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