Die Sprache der Macht
in die Hand zu nehmen. Erst die selbstbewusste Äußerung „Ich rede mit ihm.“ rundet die Sache ab (→ S. 175, „Sichere Sätze“).
Souveräne Ruhe hat nichts Passives oder Phlegmatisches. Im Gegenteil, sie strahlt Entschlossenheit aus, eine wohlüberlegte Entschlossenheit. Es geht darum, überstürztes Handeln zu vermeiden und sich überhaupt erst einmal ein Bild der Lage zu machen. Eine solche Haltung wirkt auch auf andere beruhigend und gibt ihnen Sicherheit. Allerdings spielt dabei schon eine Rolle, ob die betreffende Person eine verantwortliche Position innehat oder nicht. Gerät die Chefin in Panik, kann das ein noch so entspannter Praktikant nicht ausgleichen.
Achtung: Sich in Ruhe dem Ernst der Lage stellen
Wer souverän sein möchte, der muss eindeutig zu erkennen geben, dass er den Ernst der Lage erkennt und ihm nicht etwa ausweicht. Verharmlosung ist nun geradewegs das Gegenteil von Souveränität.
Wir haben es schon erwähnt: Wir empfinden eine Leistung dann als besonders souverän, wenn wir den Eindruck haben, sie sei ohne große Mühe erbracht worden. Diese Leichtigkeit kann auch sprachlich zum Ausdruck kommen. Zum Beispiel indem komplexe Sachverhalte mit einer gewissen Lässigkeit präsentiert werden. Manche gewitzten Redner tragen ihre druckreifen Sätze mit einer leichten Zerstreutheit vor. Gerade so, als hätten sie nicht lange daran herumgefeilt, sondern als wäre ihnen das, was sie da äußern, eben erst eingefallen. Dabei geht der Effekt natürlich nach hinten los, wenn die Sätze so druckreif gar nicht sind. Eine souveräne Leistung ist eben vor allem auch eine exzellente Leistung.
Das Ideal der „sprezzatura“
Aus der italienischen Renaissance kennen wir das Ideal der „sprezzatura“: Der Künstler soll alles so leicht wie möglich erscheinen lassen. Was an harter Arbeit und Anstrengung hinter den Werken steckte, sollte verborgen bleiben. Auch deshalb bekamen die Auftraggeber die Meisterwerke erst zu sehen, wenn sie fertig waren.
Unabhängigkeit
Wer souverän ist, neigt nicht dazu sich anzupassen und sein Fähnchen nach dem Wind zu hängen. Er redet den anderen nicht nach dem Mund, sondern leistet sich sein eigenes Urteil – freilich ohne eigensinnig oder gar verbohrt zu sein. Vielmehr ist dem Souveränen durchaus bewusst, dass seine Mitmenschen manches anders sehen als er. Es gibt nun einmal unterschiedliche Perspektiven. Aber der Souveräne besteht auf seinem Urteil, gerade wenn er unter Druck gesetzt wird. Er hat keine Angst, sich unbeliebt zu machen.
Ein besonderer Typ
Der ehemalige Finanzminister Per Steinbrück wurde wegen seiner Äußerungen über die Schweiz und ihre Rolle bei Steuerhinterziehungen stark kritisiert. In einem Interview erklärte er: „Die Leute dürfen von mir ruhig sagen: Was für ein Scheißtyp. Sie sollten wenigstens hinzufügen: Aber wenigstens steht er zu dem, was er sagt.“
Dass so jemand keine Angst davor hat, sich unbeliebt zu machen, hat gelegentlich zur Folge, dass er sich unbeliebt macht. Souveräne Menschen sind nicht allen sympathisch. Zumindest diejenigen, die eine andere Meinung vertreten, unterstellen den Souveränen gerne „Arroganz“. Denn sie lassen sich von windschiefen Argumenten nicht beeindrucken, sondern bleiben konsequent bei ihrer Ansicht.
In diesen Zusammenhang gehört auch die Fähigkeit, sich nicht von einer Situation gefangen nehmen zu lassen, sondern herauszutreten und den Rahmen neu festzulegen. Das ist leicht gesagt, aber im Alltag gelingt das nicht so ohne weiteres. Denn wir befinden uns ja immer in einer bestimmten Situation, die einen Rahmen schafft und der auch eine gewisse Eigendynamik anhaftet. Aus diesem Rahmen herauszutreten hat immer etwas von Münchhausens Versuch, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Wie so etwas doch gelingen kann, wird uns noch beschäftigen (→ S. 178, „Aus der Situation heraustreten“). Denn es handelt sich um eine Fähigkeit, bei der es auf die Sprache ankommt – und da ist vielerlei möglich, wie Sie auch diesem Buch entnehmen können.
Realistisches Selbstbild
Souveräne Menschen sind sich über ihre eigenen Stärken und Schwächen im Klaren – und sie machen kein Geheimnis daraus. Das heißt nun gerade nicht, dass sie damit hausieren gehen. Eher vermitteln sieden Eindruck, dass sich ihre Stärken von selbst verstehen, ihre Unzulänglichkeiten räumen sie freimütig ein, ohne damit zu kokettieren.
Die künftige Marktentwicklung
In einem Interview wird der
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