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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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den Raum. In der Tür dreht er sich noch mal um, wirft einen Blick in die Runde und schüttelt den Kopf. »Diese Firma hat mal für was gestanden. Jetzt steht sie für Gott weiß was«, sagt er, schüttelt noch mal den Kopf und geht.
    »Tja«, sagt Casey.
    »Wir zahlen die fünfzig«, sagt Bourne. »In drei Monaten haben wir die nächste Anhebung, und dieses Minus ist ein gutes Argument für eine Prämienerhöhung.«
    Casey hört nicht mehr zu.
    Die Sache ist entschieden.

93
    Jack jagt den Mustang Richtung Süden.
    Zischt vorbei an der Einfahrt von Fire and Life, vorbei an der Einfahrt zu seiner Wohnanlage und rast immer weiter bis zum Ortega Highway, den er ostwärts hinauffährt.
    Wenn man auf dem Ortega Highway ostwärts fährt, wird es bergab ziemlich kurvig, spätestens dann fängt der Labrador auf dem Rücksitz an zu kotzen. Über kahle Gipfel mit verstreuten Felsblöcken geht es zum Cleveland National Forest, man durchquert den »Wald«, und wenn es plötzlich steil abwärts geht zur Stadt Lake Elsinore, kommt es einem vor, als würde man vom Rand der Welt fallen. Was auch wirklich so ist, wie jeder weiß, der schon mal in Lake Elsinore war.
    Auf dieser Bergstraße jedenfalls macht man keinen Fehler. Wer hier mit seinem Auto auf der sprichwörtlichen Bananenschale ausrutscht, hebt ab wie eine Rakete. Ob mit einem Allrad-SUV oder einem Sattelschlepper mit achtzehn Rädern, ist ganz egal, wenn alle Räder in der Luft sind. Man braucht schon Flügel oder einen Fallschirm, wenn man in diesen Kurven den Unterschied zwischen zentrifugalen und zentripetalen Kräften nicht kennt.
    So mancher Biker hat sich da schon vertan, und nicht einmal die Highway Patrol findet ihn wieder, weil er sich zweihundert Meter tiefer seinen eigenen Bombenkrater gegraben hat.
    Wer hier aus der Kurve fliegt, für den heißt es Adios, ihr Arschlöcher.
    Jack ist kurz davor.
    Er tobt seine Wut auf der Straße aus, er und sein Mustang nehmen den Ortega Highway wie eine Landstraße in Nebraska – wieso Kurven? hier gibt’s keine Kurven! Jack quält den Motor, lässt die Reifen quietschen, obwohl er nicht unbedingt abheben will. Er tut nur nicht allzu viel, es zu verhindern.
    Was soll’s?, denkt er.
    Der Job ist weg.
    Und außer dem Job war da nicht viel, abgesehen vom täglichen Surfritual.
    Womit es auch schlagartig vorbei ist, wenn er jetzt aus der Kurve fliegt.
    Sein Adrenalin ist am Überkochen, als er herunterschaltet, um rauszufinden, wo Letty wohnt.
    Irgendwo hier muss es sein, mitten in der Einöde.
    Schließlich findet er das Anwesen am Ende eines Feldwegs zwischen zwei Viehweiden. Eine Baumgruppe mit ein paar Häusern, und als er vor dem Schild steht, liest er DEL RIO .
    Er bleibt in seinem Wagen sitzen und fragt sich, was er hier soll, kommt zu dem Schluss, dass er keinen Grund hat, hier zu sein, und will den Mustang gerade wenden, als er im Haus die Lichter angehen sieht.
    Er schaltet den Motor ab und steigt aus.
    Da kommt sie schon aus dem Haus, barfuß, das T-Shirt über den Jeans, zerzaustes Haar.
    Steht in der Einfahrt und starrt ihn an.
    Was willst du denn hier? , sagt ihr Blick.
    »Es ist aus«, sagt er schließlich. »Wir haben verloren. Meine Schuld.«
    Ein paar Sekunden arbeitet es in ihr, dann fragt sie: »Und du bist gekommen, um mir das zu sagen?«
    Es dauert eine Minute, bis er sich sprechen hört.
    »Ich hab sonst nichts mehr.«
    Kommt sich weit entfernt vor von dem, der das sagt.
    Sie geht ihm entgegen, nimmt seinen Arm und führt ihn ins Haus.

94
    Später, im Schlafzimmer, streift sie das T-Shirt ab, steigt aus den Jeans und schlüpft unter die Decke. Jack zieht sich aus und legt sich neben sie. Sie streckt nur die Hand nach ihm aus, schon küssen und umarmen sie sich.
    Sie reagiert auf seine zärtlichen Bewegungen, reckt sich ihnen entgegen, umklammert seine andere Hand, mit großen überraschten Augen.
    Er will sie weiter streicheln, aber sie schiebt seine Hand weg, zieht ihn auf sich, lässt ihn eindringen, und Jack staunt, wie gut sich das anfühlt. Ihr schwarzes Haar breitet sich über das Kissen, er lässt es durch die Finger gleiten, vergräbt sein Gesicht in ihrem Haar. Sie packt ihn fester – ja, so ist’s gut –, und er wird immer schneller. Er fängt an zu schweben, zu fallen, und diese Hitze in ihm, in ihr, ist so unglaublich, ihr Gesicht so unglaublich, dieses Gleiten wie auf einer Feuerwoge – oh, das ist gut, Baby, du kannst kommen – und dann kommt er. Die Feuerwoge bricht über ihm

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