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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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kannte meine Vorstrafe.«
    »Er nahm sogar an der Verhandlung teil, in der Sie Meineid begingen. Ist das korrekt?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Er wusste, dass Sie ein Lügner sind.«
    »Ja.«
    »Ein brutaler Cop.«
    »Ja.«
    »Dass Sie Beweise fälschen würden, um einen Menschen der Brandstiftung zu bezichtigen.«
    »Er hat an dem Prozess teilgenommen.«
    »Und Sie trotzdem eingestellt.«
    »Ja.«
    »Er hat Sie eingestellt, damit Sie für Fire and Life größere Brandschäden regulieren, nicht wahr?«
    »Unter anderem deshalb.«
    »Und ist dieser Gentleman immer noch bei Fire and Life beschäftigt?«, fragt Casey mit Blick auf die Jury.
    Wo einige schon sehr den Kopf schütteln.
    »Ja.«
    »In welcher Position?«
    »Er ist der Leiter der Schadensabteilung.«
    Jetzt drehen die Geschworenen durch. Drücken die Joysticks durch bis zum Anschlag, schütteln fassungslos die Köpfe, einer ruft »Unglaublich!«
    »Er ist auch jetzt noch Ihr Vorgesetzter?«
    »Ja.«
    »Hat er Kenntnis von Ihren Ermittlungen gegen meinen Mandanten?«
    »Ja.«
    »Sind Sie für Ihre Ermittlungsmethoden bestraft worden?«
    »Nein.«
    »Beurlaubt?«
    »Nein.«
    »Kritisiert?«
    »Nein.«
    Und bei der nächsten Frage sieht Casey wieder in den Spiegel: »California Fire and Life wollte also, dass Sie den Fall in dieser Weise regulieren? Nein, streichen Sie diese Frage. Keine weiteren Fragen, danke.«
    »Sie können sich setzen, Mr. Smith.«
    Casey sagt: »Eine Frage hätte ich doch noch, Mr. Smith: Würden Sie anders vorgehen, wenn Sie den Schaden meines Mandanten noch einmal bearbeiten müssten?«
    Eine beliebte Schlussfrage beim Kreuzverhör, die den Befragten immer ins Unrecht setzt, egal wie er antwortet. Sagt er, er würde alles wieder genauso machen, entpuppt er sich als arrogant und uneinsichtig. Sagt er, er würde es das nächste Mal anders machen, gesteht er den Geschworenen sein Fehlverhalten ein.
    Jack weiß, dass er verloren hat. Es sieht es an den Blicken der Geschworenen. Sie sind entsetzt und wütend, und sie werden dem armen, vom Schicksal verfolgten Mr. White eine Entschädigung von mindestens 25 Millionen zusprechen.
    Und er kann sich vorstellen, was im Observationsraum los ist. Die Chefs überschlagen sich vor lauter Eifer, ein dickes grünes Pflaster auf diese klaffende Wunde zu kleben und Nicky Vale 50 Millionen Dollar auszuzahlen.
    Also sagt Jack: »Ja, ich würde es das nächste Mal anders machen.«
    »Und was würden Sie tun?«
    Jack wendet sich zur Jury, sucht den Augenkontakt.
    »Das nächste Mal würde ich den Dreckskerl erschießen.«
    Steht auf und verlässt den Raum.

92
    Casey kommt in den Observationsraum zurück, füllt sich Lasagne auf den Teller und verkündet: »Und nun zum nächsten Zaubertrick ...!«
    Denn soeben hat er nicht nur Jack Wade zum Verschwinden gebracht, sondern auch den Fall Nicky Vale und außerdem 50 Millionen Dollar Firmengeld. Er selbst würde im hohen Bogen hinterherfliegen, wäre er nicht der beste Anwalt Südkaliforniens und wäre der Vorstand nicht auf ihn und seine Fähigkeiten angewiesen.
    Die VP s würden ihn am liebsten erwürgen, aber Casey lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie tragen diesen kollektiven Drohblick vor sich her, der besagt: Pass auf, dass wir dich nicht in die Wüste schicken .
    Den beantwortet Casey mit einem Zitat von John Wayne, es ist sein Lieblingsspruch: »Könnte sein, dass Sie mich und diese Flinte noch brauchen, Curly. Letzte Nacht haben hier ein paar Farmen gebrannt.«
    Phil Herlihy lässt seine Wut an Goddamn Billy aus, der an seiner Zigarette zieht, als würde er alle zehn Schilder DANKE, DASS SIE NICHT RAUCHEN ! übersehen (und, darauf angesprochen, immer gern erwidert: »Sie brauchen mir ja nicht zu danken!«) Herlihy jedenfalls muss sich sehr zusammenreißen, um nicht loszubrüllen, als er Billy anfährt: »Wie konnten Sie diesen Kerl nur einstellen? Was haben Sie sich dabei gedacht?«
    »Ich habe mir gedacht«, antwortet Billy, »dass er ein verdammt guter Regulierer wäre. Was sich auch bewahrheitet hat.«
    »Einer der besten«, bestätigt Casey. »Der beste überhaupt.«
    Herlihy überhört Caseys Bemerkung. Er wäre auch lebensmüde, wenn er nach diesem Kreuzverhör Streit mit ihm anfangen würde.
    »Feuern Sie ihn«, sagt Herlihy zu Billy. »Morgen. Oder heute noch, wenn Sie ihn zu fassen kriegen.«
    »Ich werde ihn nicht feuern«, sagt Billy.
    »Das ist eine Anweisung!«
    »Die habe ich gehört.«
    Jetzt kommt der Mann von der Prozessforschung,

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