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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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sieben zum Dinner gefahren.«
    »Wohin?«
    »Ist das wichtig?«
    Jack zuckt die Schultern. »Im Moment weiß ich noch nicht, was wichtig ist und was nicht.«
    »Wir waren im Harbor House. Das lieben die Kinder, weil es dort den ganzen Tag Frühstück gibt. Sie haben Pfannkuchen gegessen«, sagt er.
    Und, mit einem Hauch Sarkasmus: »Was ich gegessen hab, weiß ich beim besten Willen nicht mehr.«
    »Um welche Zeit sind Sie nach Hause gekommen?«
    »Zwanzig Uhr dreißig.«
    »Es war fast zwanzig Uhr fünfundvierzig«, sagt Mutter.
    »Dann zwanzig Uhr fünfundvierzig«, sagt Nicky.
    »Große Pfannkuchen«, sagt Jack.
    »Ja, richtig große gibt es dort. Die sollten Sie mal probieren.«
    »Ich frühstücke dort fast jeden Sonnabend«, sagt Jack.
    »Dann wissen Sie ja Bescheid.«
    »Das Denver-Omelett. Meine Spezialität.«
    »Nach dem Essen sind wir spazieren gegangen. Unten am Hafen«, sagt Nicky.
    »Was haben Sie danach zu Hause gemacht?«
    »Ich fürchte, wir haben ferngesehen. Die Kinder sind schließlich Amerikaner.«
    »Erinnern Sie sich an die –«
    »Nein«, sagt Nicky. »Für mich sind diese Shows alle gleich. Fragen Sie doch die Kinder.«
    Kommt nicht in Frage, denkt Jack. Wisst ihr noch, was ihr an dem Abend, als eure Mutter starb, im Fernsehen gesehen habt? Ich bin zwar abgebrüht, aber so abgebrüht auch wieder nicht.
    Jack wendet sich an Mutter. »Wann haben Sie die Kinder schlafen gelegt?«
    »Das war um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn«, sagt sie vorwurfsvoll, und Nicky reagiert sofort.
    »Es sind Ferien«, sagt er. »Sie müssen nicht zur Schule. Deshalb bin ich wohl ein bisschen nachgiebig.«
    »Kinder brauchen feste Gewohnheiten«, belehrt ihn Mutter.
    Jack fragt: »Was haben Sie gemacht, als die Kinder im Bett waren?«
    Nicky lacht. »Ich bin jetzt auch Amerikaner, also hab ich ferngesehen. Einen Film auf HBO .«
    »Cinemax«, korrigiert ihn Mutter.
    »Cinemax«, wiederholt Nicky, und sein Blick sagt: Mütter!
    »Erinnern Sie sich an den Film?«
    »Irgendwas mit Travolta«, sagt Nicky. »Der Diebstahl einer Atombombe.«
    »Haben Sie den ganzen Film gesehen?«
    »War sehr spannend.«
    »Heißt das ja?«
    »Ja.«
    Jack wendet sich an Mutter. »Haben Sie zusammen mit Ihrem Sohn ferngesehen?«
    »Werde ich etwa verdächtigt?«, fragt sie.
    »Keiner wird hier verdächtigt«, sagt Jack. »Wir müssen diese Fragen stellen.«
    Ihr wollt zwei Millionen, also stelle ich Fragen.
    Mutter antwortet: »Ich habe gelesen, als Dasjatnik den Film sah, aber ich saß mit ihm im Zimmer.«
    »Sind Sie nach dem Film ins Bett gegangen?«, wendet sich Jack an Nicky.
    »Ja.«
    »Wann war das?«
    »Gegen halb eins, glaube ich.«
    »Nein«, sagt Mutter. »Du warst noch schwimmen und dann im Jacuzzi.«
    Nicky lächelt. »Sie hat recht. Ich hab einen Brandy mit nach draußen genommen.«
    »Und sind wann ins Bett gegangen?«
    »Etwa halb zwei muss es gewesen sein.«
    »Und Sie, Mrs. Valeshin?«, fragt Jack. »Sind Sie nach dem Film ins Bett gegangen?«
    »Ja«, antwortet sie. »Um eins habe ich das Licht gelöscht.«
    Soweit zur Vorgeschichte, denkt Jack und wendet sich an Nicky: »Wann sind Sie aufgestanden?«
    »Als das Telefon klingelte.«
    »Wer rief an?«
    »Die Polizei, die mir ... den Tod meiner Frau mitteilte.«
    »Es tut mir leid, dass ich fragen muss ...«
    »Sie machen nur Ihren Job«, sagt Nicky. »Deshalb habe ich Sie ja hergebeten, nicht wahr? Ihre nächste Frage ist, ob ich mich an die Zeit erinnere. Ja, ich erinnere mich. Als das Telefon klingelte, sah ich auf den Wecker, weil ich mich fragte, welcher Idiot um diese Zeit anruft. Es war sechs Uhr fünfunddreißig. Da bin ich mir sicher. Solche Dinge vergisst man nicht.«
    »Verstehe«, sagt Jack.
    »Dann habe ich Mutter geweckt. Ich informierte sie, und wir diskutierten, ob wir die Kinder wecken sollten. Wir beschlossen, sie noch eine Weile schlafen zu lassen, und ich glaube, es war etwa halb acht, als wir sie weckten und informierten.«
    »Sie haben also etwa von halb zwei bis halb sieben geschlafen.«
    »Das ist korrekt.«
    »Nein«, sagt Mutter. »Du bist einmal aufgestanden, um nach den Kindern zu sehen. Michael hat geweint, und ich wollte gerade aufstehen, als ich dich hörte. Das war um –«
    Ich tippe auf fünf Uhr, denkt Jack.
    »– vier Uhr fünfundvierzig.«
    Okay, beinahe.
    »Mutter hat wie immer recht«, sagt Nicky. »Jetzt, wo sie es sagt, fällt mir ein, dass ich nach Michael gesehen habe. Er schlief natürlich schon, als ich in das Zimmer kam. Danach

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