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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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nicht, wennich in der Rechtsabteilung nachgraben muss. Dann könnte nämlich auch die Chefetage aufwachen und Wind davon kriegen.«
    »Du bist ein Arschloch.«
    »Oder ich könnte zu deinen Jungs rübergehen«, sagt Jack und zeigt mit dem Kinn auf Hazlitts Golfpartner. »Ihnen raten, die Versicherung heute noch abzuschließen, denn wer weiß, ob du morgen deine Lizenz noch hast.«
    »Ein absolutes Arschloch.«
    »Ich brauch nur einen Namen«, sagt Jack. »Jemand, mit dem ich reden kann. Ich will kein Geld von dir, Roger.«
    »Und ob du das willst. Ihr armen Schlucker von der Schadensabteilung seid doch nur neidisch. Was verdienst du denn so? Fünfunddreißig, fünfundvierzig, vielleicht fünfzig Mille im Jahr? Da kann ich ja nur lachen!«
    »Gut für dich, Roger.«
    Aber es stimmt. Wir armen Schlucker von der Schadensabteilung sind neidisch auf die Großverdiener vom Vertrieb.
    »Bill Reynolds«, flüstert Hazlitt.
    »Der Schwarze?«
    »Brauchen Schwarze kein Geld? Ich hab ihm einen Tausender rübergeschoben.«
    »Und was bringt dir das?«
    »Die Zusatzversicherung bringt mir gar nichts. Ich verdiene nur an Feuer, Leben, Kfz ...«
    »Deshalb bist du so reich, Roger.«
    »Die Zusatzversicherungen mussten sein, sonst wäre ich nicht mit Vale ins Geschäft gekommen. Hast du eine Ahnung, zu welchen Summen sich die Provisionen steigern, Jahr für Jahr! Dann die drei Mietshäuser, die Vale besitzt. Die versichere ich auch, und ich kann den Mietern Mieterversicherungen und Kfz-Versicherungen verkaufen. Weißt du, wie viel Geld das ist?«
    »Sag’s lieber nicht, sonst werde ich neidisch.«
    »Es ist mehr, als du denkst.«
    Jack sieht Hazlitts Golfpartner auf dem Green stehen undwarten. Jetzt haben sie ihre Bälle gefunden, denkt er. Und fragt Hazlitt: »Machst du irgendwie auf Buddy mit ihm?«
    »Das könnte dir so passen«, sagt Hazlitt. »Für so was hab ich keine Zeit. Vielleicht mal ein Drink, ab und zu. Ein Essen ... Okay, ein paarmal war ich bei ihm auf dem Boot, mit ein paar Girls, mir was durch die Nase ziehen – guck mich nicht so an, Jack.«
    »Ich denke, dein Buddy hat seine Frau ermordet, um die Versicherung zu kassieren. Und sein Haus angezündet. Also scheiß auf sein Boot, sein Kokain und seine Girls. Und noch was, Roger: Ruf nie wieder meinen Boss oder deinen Boss oder sonst einen Boss an, um die Auszahlung durchzudrücken.«
    »Und du halte mich da raus, Jack.«
    Klar, du kassierst die Kohle, und ich soll dich da raushalten. Wenn es Tote gibt und Trümmer und astronomische Entschädigungen.
    »Halt du dich lieber raus.«, sagt Jack. »Wenn du mir noch mal in die Regulierung reinpfuschst, gibt’s was auf den Rüssel.«
    Aber kräftig.

61
    Jack betritt die Bank. Pacific Coast Mortgage and Finance.
    Sie teilt sich das Gebäude mit einem Geschäft für Bademoden und einem Erotik-Shop auf dem Del Prado von Dana Point. Große Hochglanzfotos mit Ozeanmotiven schmücken die Wände. Hübsche Boys und knackige Girls beim Windsurfen, in der Sonne glänzend, von Gischt umtost. Prächtige Segelboote durchpflügen mannshohe Wellen, ein paar Surfer laufen mit ihren Brettern und ihren Bräuten in einen feurigen Sonnenuntergang hinein.
    Motto: Das Leben ist schön.
    Das Leben ist kurz.
    Pump dir Geld und genieße es, solange du kannst.
    Der Typ am Schreibtisch ist jung, locker, mit glatt zurückgegeltem Haar, pinkfarbenem Polohemd und blauem Blazer. Die leibhaftige Verkörperung von Banking kann cool sein – und nach dem Papierkram geh ich surfen .
    GARY MILLER steht auf seinem Kärtchen.
    Jack stellt sich vor und zeigt ihm die Vollmacht, die Nicky unterschrieben hat.
    »Halten Sie die Hypothek auf das Haus von Nicky Vale?«
    Jack fragt nur pro forma – der Name der Bank steht auf der Versicherungspolice und auf dem Schadensprotokoll –, aber er will sehen, ob Garys Augen aufleuchten.
    Tun sie. Gary hat babyblaue Unschuldsaugen, und sie verraten ihm, dass Nicky seit längerem nicht zahlt, dass Gary grässlich um sein Geld bangt, aber soeben von Hoffnung durchflutet wird. Der Hoffnung, dass die Versicherung im letzten Moment hereingeritten kommt und ihm den Arsch rettet.
    Danke, liebe Versicherung. Danke, California Fire and Life.
    »Ist was passiert?«, fragt er so unbeteiligt wie möglich.
    »Das Haus ist abgebrannt«, sagt Jack.
    »Ist das wahr?«
    »Und Mrs. Vale ist dabei umgekommen.«
    »Das ist aber schade.«
    Bösartig ist er nicht, dieser Gary Miller, er findet es wirklich schade, das mit Pamela Vale, die ihm

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