Die Sprache des Feuers - Roman
ganz nett vorkam und die er total super fand. Andererseits weiß er, dass Nicky total pleite ist und dass California Fire and Life tiefe Taschen hat.
»Ja«, sagt Jack. »Schade.«
»Was ist passiert?«, fragt Gary. Er will nicht gleich mit seiner brennendsten Frage rausplatzen, nämlich der, ob es ein Totalverlust ist.
Bitte, bitte Totalverlust, fleht er innerlich.
Bei Totalverlust kriegt er das ganze Darlehen zurück.
»Den Ermittlungen zufolge hat Mrs. Vale im Bett geraucht.«
Gary schüttelt betroffen den Kopf. »So was macht man nicht.«
»Sehr uncool«, bestätigt Jack. »Könnten Sie mir die Unterlagen zeigen, bitte?«
»Ach ja. Klar.«
Die Hypothek ist tonnenschwer. Eine Schuld dieser Größenordnung schleppt man, sagen wir mal, durch das ganze Death Valley!
Aber Nicky hat sie geschleppt. Und ursprünglich hat er das Haus in bar bezahlt. Wer zum Teufel, denkt Jack, hat zwei Millionen Dollar in bar? Doch es zeigt sich, dass auch Nicky sie nicht hatte. Denn sechs Jahre später beleiht er das Haus mit 1 , 5 Millionen. Und zahlt monatlich sechstausend zurück.
»Er ist mit, äh, drei Raten im Rückstand«, sagt Gary unaufgefordert.
Er kann nicht anders. In ihm glimmt noch die Hoffnung, dass Jack ein Scheckbuch zückt und sagt: »Bitteschön, hier ist Ihr Geld.«
Wenn das Vale-Darlehen im Eimer ist, dann ist auch Gary im Eimer.
»Drei Raten?«, fragt Jack. »Ist an Zwangsvollstreckung gedacht?«
»Es ist eine Überlegung«, sagt Gary. »Ich meine, man will nicht unbedingt.«
»Nein.«
»Aber was würden Sie tun?«
Ich würde versuchen, den Kerl durchzuschleppen, denkt Jack, zumindest bis sich der Immobilienmarkt erholt hat. Andernfalls zehrt der das Darlehen auf, und man hat ein Haus, das sich nicht verkaufen lässt.
»Sechstausend im Monat sind ein bisschen wenig für einen Kredit dieser Höhe, oder?«, fragt Jack.
»Lesen Sie weiter.«
Jack liest weiter.
Schon findet er, was er gesucht hat.
Ein handgreifliches Motiv für Brandstiftung.
Eine Schlussrate von 600 000 Dollar.
Zahlbar in sechs Wochen.
Kein Wunder, dass Nicky so dringend an seine Entschädigung will.
»Haben Sie diesen Vertrag abgeschlossen, Gary?«, fragt Jack.
»Schien eine gute Idee zu sein, damals.«
»Tja. Die Zeiten haben sich geändert.«
Jack stellt sich Nickys Yacht vor, mit dem coolen Gary an Bord, reichlich Koks, ein paar heißen chuchas – und ein bisschen Business-Talk mit Nicky. Was sind schon anderthalb Mille unter Freunden?
Jetzt geht die Party los.
»Würden Sie darauf wetten, dass er die Schlussrate zahlt?«, fragt Jack.
Gary lacht. »Klar würde ich darauf wetten.
»Das ist aber kein Pappenstiel.«
»Hey, es gibt schließlich Sicherheiten«, sagt Gary. Und es klingt wie: Leck mich, jetzt musst du den Spaß bezahlen.
»Ja, klar«, sagt Jack. »Aber freuen Sie sich nicht zu früh. Nicky schuldet dem Finanzamt siebenundfünfzigtausend Dollar.«
Jetzt wird Gary bleich.
»Pfändbar?«
»Ich fürchte, ja.«
»Dann stellen Sie bitte das Entschädigungsgebot auf uns aus«, sagt Gary.
»Auf Sie und Vale«, sagt Jack.
Denn so ist es vorgeschrieben. Wird eine Entschädigung geboten, dann geht das Gebot an den Hauseigentümer und an den Kreditgeber. Sollen die sich einigen. In diesem Fall müssen sie sich natürlich auch noch mit den Finanzämtern in Sacramento und Washington einigen. Dürfte lustig werden.
»Das kann doch nicht wahr sein!«, jammert Gary.
Jack zuckt mit den Schultern. »Das Gesetz ist nun mal so.«
»Und macht Nicky kaputt.«
»Sind Sie mit ihm befreundet?«
»Klar sind wir Freunde«, sagt Gary. »Er macht mich fertig.«
Die Party ist vorbei.
»Hat er noch mehr faule Kredite bei Ihnen?«, fragt Jack.
Gary will antworten, Jack sieht es an seinem Blick.
Dann überlegt er es sich anders.
»Keine, die Sie betreffen«, sagt er.
Er darf es mir nicht sagen, denkt Jack. Nicky hat noch mehr Schulden, aber weil sie nicht von California Fire and Life gedeckt sind, darf er nicht darüber reden.
»Ich habe eine Vollmacht«, sagt Jack.
»Sie haben nur eine Vollmacht für Nicky Vale«, sagt Gary und starrt ihn vielsagend an.
Jack hat kapiert.
Nicky steht auch mit einer Firmenbeteiligung bei ihm in der Kreide.
»Können Sie mir das kopieren?«, fragt Jack und gibt Gary den Hypothekenbrief zurück.
Gary bringt ihm die Kopien und fragt: »Wann dürfen wir mit dem Entschädigungsgebot rechnen?«
»Wenn wir den Scheck ausschreiben.«
»Und das heißt?«
Jetzt sieht man die Gier in
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