Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)
Mandy-Ursulas Körper gepumpt werden, ist noch kein weiteres Wort an Carsten gerichtet worden. Carsten wiederum ist zu verwirrt, um sinnvolle Sätze aneinanderzureihen.
«Was machst du für ein Gesicht, Klunckerchen? Freust du dich nicht, mich zu sehen?»
«Ich …»
«Schon gut. War wahrscheinlich alles ein bisschen überraschend für dich.»
«Äh …»
«Du brauchst nichts zu sagen. Ich verstehe schon.»
« … »
«Nein, nein, lass stecken. Schon gut.» Dann nach einer Pause: «Sag mal, Carsten, du guckst mir doch nicht etwa auf die Möpse, oder?»
c Up and away
Schon eine knappe halbe Stunde später ist Mandy-Ursula auf den Beinen. Mit ein paar etwas zu großen Schlappen an den Füßen und in einen knappen weißen Kittel gehüllt, könnte sie auch eine Diätspezialistin gegen Ende einer längeren Eigenanwendung sein. Carsten, der mit der umgehängten Waffe aussieht wie der Wachmann in einem Mausoleum, versucht mit ihr Schritt zu halten.
«Nun warte doch mal! Du weißt doch gar nicht, wo wir hin müssen.»
«Erst mal müssen wir hier weg. Egal in welche Richtung.»
«Aber was ist mit Berty. Wir können ihn doch nicht einfach dort zurücklassen.»
«Was meinst du denn mit dort ?»
«Na ja, in dem Labor.»
«Berty ist nicht in dem Labor. Jedenfalls nicht so, wie du meinst.»
«Wo ist er denn dann?»
«Bei seinen Freunden.»
«Berty hat Freunde?»
«Hundefreunde, Affenfreunde, …»
«Hattest du was mit Berty?»
Mandy-Ursula stoppt abrupt, dreht sich zu Carsten und nimmt sein Gesicht in ihre Hände. Vorsichtig zieht sie seinen Kopf zu sich herunter und drückt ihre Lippen auf seinen Mund. Es dauert nur eine winzige Zeitspanne, bis sich die Sache verselbstständigt. Als sich die beiden Minuten später schwer atmend voneinander loseisen, hängt der Himmel zumindest für Carsten schon wieder voller Geigen.
«Ist – glaube ich – doch nicht so wichtig.»
«Dummes Klunckerchen.» Mandy-Ursula packt Carsten an der Hand und zieht ihn weiter. «Glaub mir, da war nichts. Jedenfalls nicht von meiner Seite.
«Aber …»
«Das Leben hat er mir schon gerettet, aber gebeten habe ich ihn nicht darum.»
«Berty hat gesagt, dass ihr Kollegen gewesen seid, dass du gar nicht Mandy Brenning heißt.»
Mandy hat zwei Schritte Vorsprung gewonnen. Carsten kann ihr Gesicht nicht sehen.
«Na ja, nicht direkt. Ein bisschen aber schon.»
«Kann man ein bisschen irgendwie heißen?»
«Geht schon.»
«Und wie geht das?»
«Als ich geboren wurde, nannten meinen Eltern mich Ursula Mandy Brenning. Als ich geheiratet habe, wurde ich zu Ursula Theben. Ist schon lange vorbei, die Sache mit meinem Mann, meine ich, aber den Namen habe ich behalten. Gewisse Umstände haben mich allerdings veranlasst, wieder auf meinen Mädchennamen zurückzugreifen. Mandy. Klingt doch süß, oder? Bei dir hat es jedenfalls gewirkt. Besser als ich dachte.» Mandy-Ursula wendet den Kopf und schickt ein überirdisches Lächeln zu Carsten, das in seinem Kopf sofort zu einer Art libidinöser Supernova anschwillt. Es dauert eine Weile, bis sich sein Sprachzentrum aus den Klauen der jüngsten Reizattacke befreit hat.
«Und wie soll ich dich jetzt nennen?»
«Nenn mich doch, wie du mich immer genannt hast: Zuckerschnecke.»
ci Spirituelle Sammlung
Mit zusammengekniffenen Augen mustert Freiherr von der Hohen Ward, Hohepriester der Hüter vom Heiligen Gral, seine Ordensbrüder. So ist es recht. Wenn der Heerruf erklingt, haben die Vasallen zu erscheinen. Der zusammengewürfelte Haufen, der in lockerer Formation, aber im vollen Putz der Ordensgewänder vor ihm steht, ist nicht unbedingt eine Freude für das Auge, einige von ihnen sind pudelnass, andere tragen Freizeitschlappen, eins aber ist ihnen gemeinsam: Alle sind bis an die Zähne bewaffnet – von einfachen Jagdwummen mit und ohne Zielfernrohr bis hin zu mittelschweren Schnellfeuergewehren aus ehemaligen Armeebeständen. Wer viel hat, muss viel verteidigen.
«Liebe Brüder im Geiste progressiver Prosperität», beginnt er launig, «ich habe gute und schlechte Nachrichten für euch. Unser geschätzter Bruder und Mitstreiter Professor Hellström ist im Kampf für eine bessere, weil mehrwertgebundene Wissenschaft von uns gegangen. Gott sei seiner armen Seele gnädig.»
«Und wie lautet die gute Nachricht?», lässt sich ein fettsteißiger Mittvierziger mit hochrotem Kopf aus der zweiten Reihe vernehmen.
«Das war die gute Nachricht. Hellström kann uns nicht mehr an der Nase
Weitere Kostenlose Bücher