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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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Enforcement-Moleküle selbst verabreicht in der Hoffnung, sie später mit geeigneten Hilfsmittel wieder aus meinem Blut extrahieren zu können.»
    «Aber es hat nicht geklappt?!»
    «Nein. Schlimmer noch. Wie sich herausstellte, waren die Molekülverbindungen instabil. Mein Abwehrsystem drehte durch und begann mein myelopoesisches System lahmzulegen, das heißt den Teil des blutbildenden Systems, der für die Produktion von Granulozyten, Monozyten, Erythrozyten und so weiter verantwortlich ist. Das führte zu einer massiven Vermehrung unreifer Vorstufen der Myelopoese im Knochenmark und im Blut. – Willst du das wirklich wissen? – Das Krankheitsbild ist dem der myeloischen Leukämie täuschend ähnlich und ebenso tödlich.»
    «Und was hast du dann gemacht?»
    «Was jeder in meiner Situation gemacht hätte. Ich bin zum Arzt gegangen. Genauer gesagt: zu einem alten Bekannten.»
    «Lass mich raten. Life-Aid ?»
    «Ganz schön clever, Klunckerchen.» Mandy-Ursula mustert Carsten mit einem nachdenklichen Blick, alles oberflächlich Charmante ist von ihr abgefallen wie eine verwohnte Schlangenhaut. «Ja, ich habe mich an Jochen Heffter gewandt. Der konnte mir aber auch nicht helfen, medizinisch, meine ich. Also habe ich überlegt, wie ich unbemerkt zurück in die Labore kommen könnte, um einen neuen und diesmal möglicherweise erfolgreicheren Selbstversuch zu starten.»
    «Aber wie bist du auf mich gekommen?»
    «Purer Zufall. Ich musste jemanden für Kater Helmut finden, schließlich konnte ich ihn ja schlecht mit in die Kliniken nehmen. Jochen hat mich an einen alten Freund von ihm verwiesen, einen Tierarzt im Vorruhestand.»
    «Horst.»
    «Genau. Horst Gerlach. Horst hatte jemanden in petto.»
    «Den dummen Carsten Kluncker.»
    «Sei nicht gemein. Ich war froh, dass ich Helmut unterbringen konnte. Als ich Horst fragte, wer du bist, was du tust, beziehungsweise getan hast, und ob Erfahrungen mit Katzen vorliegen, fiel das Wort Kanalisation.»
    «Und bei dir fiel der Groschen.»
    «Jetzt ist der Groschen bei dir gefallen. Ich dachte mir, dass es doch irgendwie möglich sein müsste, dich zu einem kleinen unterirdischen Ausflug in die Kliniken zu überreden. Sozusagen unter allen Sicherheitseinrichtungen durch. – Aber es kam viel besser. Du hattest noch Pläne vom alten Abwassernetz und die habe ich mir unter den Nagel gerissen.»
    «Und warum bist du verschwunden, ohne ein Wort zu sagen?»
    «War nicht geplant. Ich wollte gemütlich mit euch Weihnachten feiern, vielleicht die letzten meines Lebens, aber dann bin ich umgefallen. Einfach kollabiert. Jochen Heffter hat mich beiseitegeschafft und soweit wieder aufgepäppelt, dass ich zumindest auf den Beinen stehen konnte. Das hat allerdings ein Weilchen gedauert. An eine Reise in die Labore war nicht mehr zu denken. Meine Lebenszeit schien endgültig abgelaufen. Vor mir lag nur noch das unschöne Stück Wegs bis zum finalen Kollaps aller Systeme.»
    «Und da kamen die Sprengmeister?»
    «Woher weißt du das? Doch nicht etwa von mir? Habe ich deliriert?»
    «Selbst zusammengereimt. Ist ja auch nicht schwer, oder?»
    «Nein, eigentlich nicht. Ein Sprengmeister kam zu mir und bot mir eine interessante Alternative zum langsamen, schmerzhaften und einsamen Tod. Ein letzter großer Vorhang vor der ewigen Spielpause. Wie du dir denken kannst, war ich nicht besonders gut auf Hellström und seine raffgierige Truppe zu sprechen. Und so habe ich mich breitschlagen lassen.»
    «Mich hättest du bei dieser Gelegenheit gleich mit breitgeschlagen.»
    Mandy-Ursula verzieht ihr Gesicht zu einer traurigen Grimasse.
    «Nicht böse sein, Klunckerchen. Ich habe ja nicht ahnen können, dass du dir noch etwas als Aushilfskellner dazu verdienen wolltest.» Mandy-Ursula knufft Carsten mit dem Ellenbogen in die Seite. «Das glaubst du mir doch, oder?»
    Sie bedenkt Carsten probeweise mit einem ihrer berühmt-berüchtigten charmant-verzweifelten Blicke von schräg unten. Übergangslos ist Carstens Großhirn in wattigen rosa Nebel getaucht, der Würgereiz ist verschwunden. Tatsächlich würde er ihr alles glauben, auch dass der Weihnachtsmann ein Hase ist und auf dem Mond wohnt.
    «Komm, sag, dass du mich liebst!» Sie knufft ihn erneut in die Seite. «Komm, sag es!»
    Carsten murmelt irgendetwas vor sich hin, legt aber immerhin einen Arm um Mandy-Ursula.
    «Ich habe nichts gehört. Los, sag schon!»
    «Ich, hm, … liebe dich auch», nuschelt Carsten immerhin.
    «Na, geht doch. War doch nicht

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