Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)
geniales!»
Theising kann ein breites Grinsen nicht mehr unterdrücken.
«Habe ich dir schon erzählt, dass ich mir ein neues Spielzeug geleistet habe?»
«Du leistest dir ständig neue Spielzeuge. Was für eins meinst du denn? Etwas zum Anziehen?»
Theising streicht sich gepflegt über das dezente Rautenmuster seines Kaschmirpullovers.
«Ach, Uhren habe ich genug. – Nein, es ist etwas größer ausgefallen.»
«Nun sag schon. Machs nicht so spannend.»
«Flieger.»
«Flieger? Du meinst: Flugzeug. Du hast doch schon eins, oder?»
«Jaaa, schon, aber nicht so eins. Ich habe mir einen Skybee-XXL geleistet, quasi der Ultraleichtflieger schlechthin. Braucht zum Starten und Landen fünfundzwanzig bis maximal fünfundvierzig Meter, sogar auf unbefestigten Bahnen. Maximales Startgewicht bis zu einer Tonne, Zweihundert-PS-Motor und eine Reichweite von sechshundert Kilometern bei einer Reisegeschwindigkeit von hundertdreißig Knoten. Super Steigleistung, Aluminiumkonstruktion, total widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. Kannst du draußen stehen lassen.»
«Seit wann kann man in Münster etwas draußen stehen lassen?»
«Nur so rein theoretisch, natürlich.»
«Und was willst du damit? Außer haben, haben, haben, natürlich?»
«Hast du mir nicht zugehört? Das Ding ist extrem schnell für seine Größe und braucht nur superkurze Start- und Landebahnen, die – und das ist das Beste – noch nicht einmal befestigt sein müssen. Damit kannst du auf deinem Rasen landen. Hubschrauber ginge natürlich auch. Ist nur zu laut. Ich will mich schließlich nicht mit meinen Nachbarn anlegen.»
«Ich habs immer noch nicht. Was willst du mit dem Ding?»
«Zum Flughafen fliegen.»
«Zum Flughafen? Du willst mit einem Flugzeug zum Flughafen fliegen? Und dann in ein Flugzeug steigen?»
«Genau.»
«Ist das nicht ein bisschen sehr extravagant. Ich meine – wir sind hier immerhin in Münster, nicht in Düsseldorf.»
«Ich fürchte, Ihre Durchlauchtigkeit ist länger nicht mehr draußen gewesen. Ich meine, warum auch, wenn man es nicht muss. Das ist bei mir leider anders.» Er zwinkert ihm zu. «Ich muss manchmal geschäftlich wohin.»
«Dann nimm doch einfach den Shuttlebus zum Flughafen.»
«Der Shuttle ist nur einfach gepanzert. Außerdem – da draußen herrschen rüde Sitten. Beim letzten Mal haben die mit irgendwelchen ekelhaften Flüssigkeiten nach uns geworfen. Das geht da nicht immer zivilisiert zu. Das ist teilweise wie in Berlin Downtown. Ach, was sage ich: Schlimmer! – Und nach den letzten Ereignissen … Ich meine, die sind doch irre. Die sind doch zu allem fähig, ich weiß gar nicht, was die wollen. Aber eins weiß sogar ich: Eine Landmine kann man mittlerweile auf dem Flohmarkt kaufen.»
Freiherr von der Hohen Ward hat von breitwand-jovial auf normal-nachdenklich geschaltet.
«Da hast wahrscheinlich gar nicht mal so unrecht. Wie viele Plätze hat dein Brötchenbomber eigentlich?»
«Zwei.» Theising klopft mit dem Handrücken auf die trotz der Bemühungen eines hervorragenden Schneiders leicht vorstehende Mittelpartie seines Freundes. «Du müsstest allerdings ein oder zwei Kilo abspecken, sonst kommen wir nicht hoch.»
«Kein Problem. Wie es aussieht, müssen wir in nächster Zeit sowieso alle den Gürtel etwas enger schnallen.» Ein leichtes Lächeln straft seine Aussage Lügen. Bevor er fortfahren kann, nähert sich ein blasser Herr im Frack in devoter Haltung. In der Hand hält er ein hochglanzpoliertes Tablett, auf dem ein Kristallkelch steht.
«Herr von der Hohen Ward. Ihr Champagner. Haben Sie bezüglich heute Abend schon gewählt? Darf ich das große Menü notieren?»
Er zwinkert Theising zu.
«Ich nehme die kleine Variante. Und lassen Sie auf jeden Fall den Kaviar weg. Davon bekomme ich Sodbrennen.»
xv Triebbefriedigung
Es klopft. Frisch geduscht und fesch gewandet sprintet Carsten zur Tür und reißt sie auf. Vor der Tür steht Mandy, das Zuckerbrötchen. Ehe Carsten Worte der Begrüßung finden kann, macht Mandy zwei schnelle Schritte vorwärts und springt ihm an den Hals wie ein Affenbaby, das seine Mutter wiedergefunden hat. Ihre weichen Lippen kommen dabei praktischerweise auf Carstens vor Staunen leicht geöffnetem Mund zu liegen und verursachen ein wahres Signalgewitter unter den dort beheimateten Tast- und Geschmackssensoren. Carsten verschränkt seine Hände unter Mandys noch immer wohlgeformter hinterer unterer Körpermitte, gibt der Tür einen Schubs, sodass sie ins
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