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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Sache wert sein. Ovette ging mit hocherhobenem Kopf zur U-Bahn-Station.
    Jackie Berglund räumte leicht manisch in ihrem Geschäft auf. Sie war erregt und verstört. Was machte sie hier? Ovette Andersson! Wie konnte sie es nur wagen? Schließlich drehte sie sich wieder um. Ovette war fort. Jackie dachte an sie. Ovette, die lebhafte, mit den fröhlichen Augen, die sie damals noch hatte. Die auf die Idee gekommen war, sich die Haare blau zu färben, was Carl bis zur Weißglut gereizt hatte. Ovette war weder besonders clever gewesen noch hatte sie strategisch gedacht. Zum Glück, dachte Jackie. Über manche Kunden wusste Ovette nämlich ein bisschen zu viel, aber sie hatte all die Jahre brav den Mund gehalten.
    Sie hat mit Sicherheit Angst vor mir. Sie weiß, wer ich bin und was passiert, wenn mir jemand droht. Sie ist bestimmt nur zufällig vorbeigekommen.
    Jackie Berglund arbeitete weiter, und es gelang ihr, den unangenehmen Anblick hinter der Fensterscheibe zu verdrängen. Nach einer Weile hatte sie mental eine Kehrtwende vollzogen. Dieses kleine Flittchen aus Kärrtorp, das einen Sohn am Hals hatte. Was für ein Abstieg! Statt abzutreiben und sich auf ein ganz anderes Niveau hochzuarbeiten. Manche Menschen treffen wirklich immer die falschen Entscheidungen im Leben, dachte sie und öffnete gleichzeitig lächelnd einer ihrer Stammkundinnen die Tür.
    Linn Magnuson.
    *
    Rune Forss leerte in der Kantine gerade seine zweite Tasse Kaffee, als Mette Olsäter zu seinem Tisch kam. Janne Klinga war bereits gegangen.
    »Hat Tom Stilton sich bei dir gemeldet?«, fragte Mette, als sie vor ihm stand.
    »Was meinst du mit gemeldet?«
    »Hat er heute mit dir gesprochen?«
    »Ja.«
    »Über diese Kämpfe und Kid Fighter?«
    »Ja?«
    »Gut. Tschüss!«
    Mette entfernte sich wieder.
    »Olsäter!«
    Mette drehte sich um.
    »Hat er dir auch davon erzählt?«, fragte Forss.
    »Ja. Gestern.«
    »Kaufst du ihm dieses Gelaber ab?«
    »Warum sollte ich das nicht tun?«
    »Weil er … Hast du nicht gesehen, in was für einem Zustand er ist?«
    »Was hat das mit seinen Informationen zu tun?«
    Mette und Forss sahen sich sekundenlang an. Ihre Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Als Forss seine Kaffeetasse hob, ging sie. Forss sah ihr nach.
    Wollte sich die Landeskripo jetzt etwa in seinen Fall einmischen?
    *
    Olivia lag halb aufgerichtet im Bett, das weiße Notebook auf dem Schoß und einen Becher Ben & Jerry’s in der Hand. Sie schaffte problemlos den ganzen und brauchte dann kein Abendessen mehr.
    Nicht sehr gesund, aber lecker.
    Zwei Stunden hatte sie im Internet gesurft und sich mit Nils Wendts früherem Leben als Unternehmer und Kompagnon von Bertil Magnuson beschäftigt. Sie fand nicht, dass sie damit ihr Versprechen brach, den Ufermord zu den Akten zu legen. Es gab doch gar keine Verbindung zwischen ihm und dem Mord an Wendt.
    Vorläufig nannte sie es eine Recherche, bei der es in erster Linie um die Firma Magnuson Wendt Mining ging, die sich auch damals schon mit ziemlich harscher Kritik von verschiedenen Seiten konfrontiert gesehen hatte. Vor allem wegen ihrer guten Beziehungen zu totalitären Staaten, genau wie Mårten Olsäter es bei seinem kleinen Wutanfall während des Essens angedeutet hatte.
    Ihre Gedanken schweiften zu der großen, alten Holzvilla vor den Toren Stockholms. Sie dachte an den Vorabend, der ein ziemlich überwältigendes Erlebnis gewesen war. Sie ließ sich Ausschnitte aus den Dialogen durch den Kopf gehen und versuchte, den verborgenen Untertönen zwischen Stilton und den Olsäters auf die Spur zu kommen, aber das war schwierig. Sollte sie jemals die Gelegenheit dazu bekommen, würde sie Mette oder Mårten fragen, wie ihre Beziehung zu Stilton eigentlich aussah und was sie darüber wussten, was mit Stilton geschehen war.
    Sie war sicher, dass die beiden mehr darüber wussten als sie.
    Plötzlich tauchte ein Foto von einem jungen Nils Wendt auf dem Bildschirm auf, der neben einem ebenso jungen Bertil Magnuson stand. Das Foto stammte aus einem Artikel von 1984, in dem es darum ging, dass die beiden Männer gerade einen millionenschweren Vertrag mit Präsident Mobutu im damaligen Zaire geschlossen hatten. Beide lächelten in die Kamera. Zu ihren Füßen lag ein toter Löwe.
    Magnuson zeigte sich stolz mit einem Gewehr in der Hand.
    Widerlich, dachte Olivia. Dann klingelte ihr Handy. Sie warf einen Blick auf das Display, aber die Nummer sagte ihr nichts.
    »Olivia Rönning.«
    »Hallo, hier spricht Ove Gardman,

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