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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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vor lauter Gedanken und Fragen schwirrte, war sie extrem auf der Hut, als sie sich ihrem Hauseingang näherte. Wahrscheinlich würde sie diese Tür nie mehr öffnen können, ohne hellwach zu sein.
    Vor allem nach Stiltons Anruf zu dem DNA -Test, bei dem ihr sofort wieder Jackie Berglund eingefallen war, die sie so hasste.

E s gibt eine ganze Reihe selten aktiver Vulkane in Costa Rica und ein paar aktive, zum Beispiel den Arenal. Seine vulkanische Aktivität bildete ein spektakuläres Naturphänomen, vor allem nachts, wenn sich das Magma in bereits vorhandene Furchen ergoss, den Berg wie mit glühenden Tentakeln umarmte und der Rauch senkrecht und schwarzgrau in den Himmel hochstieg. Sah man einen solchen Aus bruch durch ein kleines, ovales Flugzeugfenster, hatte sich die Reise fast schon gelohnt.
    Abbas el Fassi interessierte sich nicht für Vulkane. Stattdessen hatte er Flugangst.
    Extreme Flugangst.
    Warum das so war, wusste er nicht. Wahrscheinlich gab es keine rationale Erklärung dafür. Aber wenn er nur von einer dünnen Plastikhülle umschlossen zehntausend Meter über der Erde schwebte, stand er jedes Mal kurz davor, in Panik zu geraten. Doch er hatte sich im Griff, und das musste er auch, aber da er kein Freund von Medikamenten oder alkoholhaltigen Betäubungsmitteln war, litt er jedes Mal aufs Neue.
    Nur sein natürlich brauner Teint verhinderte, dass er aussah wie eine frisch ausgegrabene Leiche, als er in San José mit ungeschminkten Augen die Ankunftshalle betrat und von einem zigarettenrauchenden, jüngeren Mann erwartet wurde, der ein Schild mit der Aufschrift » ABASELFAS « in der Hand hielt.
    »Das bin ich«, sagte Abbas.
    Er sprach sehr gut Spanisch. Rasch stiegen sie in das kleine, gelbgrüne Auto des Mannes, das vor dem Flughafen stand. Erst als er am Steuer saß, wandte sich der Mann Abbas zu.
    »Manuel Garcia. Polizeimeister. Wir fahren nach Mal Pais.«
    »Später. Erst müssen wir in die Calle 34 in San José, wissen Sie, wo das ist?«
    »Ja, aber ich habe Anweisung bekommen, dass wir direkt nach …«
    »Ich ändere diese Anweisung.«
    Garcia sah Abbas an, der seinen Blick erwiderte. Ihm steckte ein ziemlich übler Flug von Stockholm über London und Miami nach San José in den Knochen. Seine Nerven lagen blank, was Garcia offenbar begriff.
    »Calle 34.«
    Abbas hob vorsichtig den Deckel des kleinen Etuis ab und enthüllte zwei schmale, schwarze Messer. Spezialanfertigungen von seinem Hauptlieferanten in Marseille, einem schlanken, blassen Burschen, der kam, wenn Abbas ihn anrief, und für ihn bereithielt, was Abbas nicht durch die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen dieser Welt schleusen konnte. Deshalb musste der Blasse sie vor Ort herstellen. Ganz gleich, wo dieser Ort war.
    Diesmal war es die Calle 34 in San José in Costa Rica.
    Sie kannten sich schon lange.
    Deshalb nahm es der Blasse auch nicht übel, als Abbas ihn um zwei Spezialwerkzeuge bat, von denen er wusste, dass er sie dabeihatte. Mit Hilfe eines kleinen Mikroskops fügte er ein letztes Detail auf den Klingen hinzu.
    Um die Waffen perfekt auszubalancieren, was für das Überleben noch von entscheidender Bedeutung werden könnte.
    »Danke.«
    Sie nahmen die Fähre von Puntaneras zur Nicoya-Halbinsel und fuhren auf direktem Weg und sporadisch Konversation machend nach Mal Pais. Abbas erfuhr, welche Instruktionen Garcia von der schwedischen Polizei, also von Mette, bekommen hatte. Garcia sollte den schwedischen »Repräsentanten« fahren und ihm beistehen und ansonsten im Hintergrund bleiben. Irgendwann fragte der Polizist ihn, worum es bei seinem Aufenthalt gehe.
    »Um einen Schweden, nach dem gesucht wird.«
    Mehr erfuhr er nicht.
    Das gelbgrüne Auto wirbelte mächtig Staub auf. Die Straßen auf der Pazifikseite waren ungewöhnlich trocken.
    »Mal Pais!«, sagte Garcia.
    Sie näherten sich einer Siedlung, die genauso aussah wie alle anderen, an denen sie vorbeigekommen waren. Ein paar Häuser an einer schmalen, knochentrockenen Schotterpiste, nur einen Katzensprung vom Meer entfernt. Keine Form von Ortszentrum, nicht einmal eine Straßenkreuzung, nur eine staubige Straße, die schnurgerade hindurchführte. Das Auto hielt, und Abbas stieg aus.
    »Warten Sie im Wagen«, sagte er.
    Abbas drehte eine Runde mit einer kleinen Plastikmappe in der Hand, die zwei Fotos enthielt. Eins vom Mordopfer auf Nordkoster und eins von Dan Nilsson.
    Alias Nils Wendt.
    Sein Rundgang durch Mal Pais war ziemlich schnell beendet. Die Straße

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