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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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holen wollen, sahen ihn nun aber mit dem Burschen reden, den sie in einem Wohnwagen gefilmt hatten, als er eine von ihren Trashkicks gevögelt hatte, und der ihnen bei den letzten Kämpfen hinterherspioniert hatte.
    Ein Penner.
    Warum zum Teufel quatschte Acke mit dem?!
    »Vielleicht ist er ja gar kein Penner, sondern ein Bulle?«
    »Ein verdeckter Ermittler?«
    »Warum nicht?«
    Sie verließen die Imbissbude zu dritt. Die beiden Erwachsenen gingen zur S-Bahn-Station, und Acke lief in seine Richtung und merkte nicht, dass Liam und Isse ihm folgten. Neben dem verwaisten Fußballplatz holten sie ihn ein.
    »Acke!«
    Acke blieb stehen. Er kannte die beiden. Sie hatten ihn einmal zum Kämpfen abgeholt. Waren neue geplant? Aber er wollte doch gar nicht mehr mitmachen. Wie sollte er ihnen das klarmachen?«
    »Hallo«, sagte er.
    »Mit wem hast du da gerade einen Burger gegessen?«, wollte Liam wissen.
    »Wie meinst du das?«
    »Gerade eben. Wir haben dich gesehen. Wer waren die zwei?«
    »Ein Kumpel meiner Mutter und ein Freund von ihm.«
    »Der mit dem Pflaster?«, fragte Isse.
    »Ja.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Worüber denn? Ich hab nichts gesagt!«
    »Der Typ mit dem Pflaster ist neulich bei den Kämpfen aufgetaucht. Woher wusste er von denen?«, sagte Liam.
    »Das weiß ich doch nicht.«
    »Wir haben was gegen Typen, die andere verpfeifen.«
    »Ich hab niemanden …«
    »Halt’s Maul!«, schrie Isse.
    »Aber ich schwöre es! Ich hab …«
    Acke bekam einen Schlag ins Gesicht, und ehe er ausweichen konnte, noch einen. Liam und Isse packten Ackes Jacke, schauten sich um und verzogen sich mit dem kleinen, blutenden Jungen. Acke warf in panischer Angst einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wohin die Erwachsenen gegangen waren.
    Sie standen weit entfernt auf einem Bahnsteig.

D er Anruf kam mitten in der Nacht um kurz nach drei. Stilton brauchte eine Weile, um richtig wach zu werden und sich zu melden. Es war Abbas. Er war zwischengelandet und fasste sich kurz. Die ermordete Frau auf Nordkoster hieß Adelita Rivera, stammte aus Mexiko und erwartete ein Kind von Nils Wendt.
    Dann beendete er die Verbindung.
    Stilton saß lange auf seiner Pritsche und starrte das Handy in seiner Hand an. Abbas’ Informationen waren unglaublich. Nach dreiundzwanzig Jahren hatte er bekommen, was er damals nie gefunden hatte: einen Namen für das Opfer und einen Vater für das Kind.
    Adelita Rivera und Nils Wendt.
    Sie war vor fast vierundzwanzig Jahren ermordet worden, er vor einer Woche.
    Unfassbar.
    Als ihm das Unglaubliche etwa eine halbe Stunde lang durch den Kopf gegangen war, dachte er an Olivia. Sollte er sie anrufen und ihr alles ohne Umschweife erzählen? Oder nicht? Wie viel Uhr war es eigentlich? Er schaute wieder auf sein Handy. Halb vier. Das war noch ein bisschen früh.
    Er legte das Handy fort und betrachtete den Fußboden. Ein nie versiegender Ameisenstrom schob sich ein, zwei Meter vor seinen Füßen vorbei. Er beobachtete die Insekten. Es waren zwei Reihen, eine in jede Richtung, dicht nebeneinander. Keine von ihnen wich vom Kurs ab. Alle liefen in die Richtung, in die alle anderen auch liefen. Keine machte kehrt und krabbelte woandershin oder blieb stehen.
    Er wandte den Blick von den Ameisen ab.
    Eine Mexikanerin und Nils Wendt.
    Er kehrte in Gedanken wieder zu dem Unfassbaren zurück und versuchte nachzudenken, Zusammenhänge und Verbindungen zu erkennen. Fakten. Hypothesen. Er merkte, dass er langsam, aber sicher ein wenig von dem zurückgewann, was jahrelang verschüttet gelegen hatte. Auf einer primitiven Ebene funktionierte er wieder. Er konnte die Dinge zusammenfügen und auseinandernehmen, sie analysieren.
    Allerdings bei weitem noch nicht so wie früher. Wenn er damals ein Porsche gewesen war, dann war er heute ein Skoda ohne Räder. Aber immerhin.
    Er befand sich nicht mehr in der Leere.
    *
    Ovette Andersson stand vor dem Einkaufszentrum Gallerian in der Stockholmer Innenstadt und wartete. Es nieselte. Sie hatten zehn Uhr ausgemacht, und jetzt war es fast halb elf. Ihre blonden Haare waren nass.
    »Entschuldige!«
    Der Nerz trippelte auf sie zu und breitete in einer entschuldigenden Geste den Arm aus. Ovette nickte. Sie gingen in Richtung Norrmalmstorg und bildeten ein etwas ungewöhnliches Paar in dieser Umgebung und um diese Uhrzeit, zu der eifrige Konsumenten und Bankangestellte die Straße bevölkerten. Der Nerz warf einen kurzen Blick auf Ovette. Sie war zwar geschminkt, aber das nutzte ihr im

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