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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Begleitung eines total aufgekratzten Herrn an ihrer Seite, dem großen Nerz, einem Mann, der fast alles wagte.
    »Vor ein paar Jahren bin ich den K2 hoch, Sie wissen schon, den vierthöchsten im Himalaya, Göran Kropp, ich und ein paar Sherpas waren dabei, eisige Winde, minus zweiunddreißig Grad … es war echt hart.«
    »Haben Sie es bis zum Gipfel geschafft?«
    »Die anderen schon, aber ich musste mich um einen Engländer kümmern, der sich den Fuß gebrochen hatte, ich habe ihn auf dem Rücken ins Basislager hinuntergetragen. Es war übrigens ein Adliger, ich kann ihn jederzeit auf seinem Gut in New Hampshire besuchen.«
    »Liegt das nicht in den USA ?«
    »Wie heißt das Geschäft noch?«
    » Schräg & schön . Es liegt da vorne, in der Sibyllegatan.«
    Olivia blieb in einiger Entfernung von dem Laden stehen. Sie beschrieb, wie Jackie Berglund aussah und was sie brauchte.
    »Also ein Haar oder so?«, sagte der Nerz.
    »Oder Speichel.«
    »Oder eine Kontaktlinse, so haben wir jedenfalls den Typen in Halmstad geschnappt, er hatte die ganze Wohnung gesaugt, nachdem er seine Frau erschlagen hatte, und dann haben wir eine seiner Kontaktlinsen im Staubsaugerbeutel gefunden und die DNA ermittelt. Schon hatten wir ihn am Wickel.«
    »Ich weiß nicht, ob Jackie Berglund Kontaktlinsen benutzt.«
    »Dann muss ich improvisieren.«
    Der Nerz trabte zu der Boutique.
    Man konnte sich fragen, was er wohl unter Improvisation verstand. Jedenfalls betrat er ohne Umschweife das Geschäft, sah Jackie Berglund, die ihm den Rücken zukehrte und mit einer Kundin vor einem Kleiderständer stand, ging schnurstracks zu ihr und riss ihr eine kleine Haarsträhne aus. Jackie Berglund schrie auf und fuhr herum, woraufhin der Nerz ein sehr verblüfftes Gesicht machte.
    » WAS ZUM TEUFEL!? Entschuldigen Sie bitte! Ich dachte, Sie wären diese verdammte Nettan!«
    »Wer?«
    Der Nerz fuchtelte in klassischer Fixermanier mit den Armen, was ihm momentan nicht sonderlich schwerfiel.
    »Das tut mir jetzt echt leid!! Entschuldigung! Sie hat die gleiche Haarfarbe wie Sie und hat mir ein Tütchen Koks geklaut. Sie ist in diese Richtung gerannt! Ist sie hier gewesen?!«
    »Raus!!«
    Jackie Berglund packte seine Jacke und zerrte ihn zur Tür, was dem Nerz nur recht war. Seine Hand umschloss die Haarsträhne. Die Ladenbesitzerin drehte sich zu ihrer leicht schockierten Kundin um.
    »Diese Junkies! Sie treiben sich im Park herum und kommen manchmal vorbei und versuchen, etwas zu stehlen. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.«
    »Kein Problem. Hat er etwas gestohlen?«
    »Nein.«
    Eine Einschätzung, über die sich streiten ließ.
    *
    Erik Grandén war gerade dabei, seinen Terminkalender durchzusehen. Sieben Länder in ebenso vielen Tagen. Er liebte es zu reisen, zu fliegen, ständig in Bewegung zu sein. Das ließ sich zwar eigentlich nicht mit seinem Posten im Außenministerium vereinbaren, aber bislang hatte sich noch keiner beschwert. Letztlich war er ja auch immer über Twitter erreichbar. Dann rief Lisa Hedqvist an und wollte sich mit ihm treffen.
    »Das geht leider nicht.«
    Für ein solches Treffen hatte er nun wirklich keine Zeit. Sein arroganter Ton stellte klar, dass er wesentlich wichtigere Dinge zu tun hatte, als mit einer jungen Polizistin zu sprechen. Lisa Hedqvist würde sich wohl oder übel mit einem Telefonat begnügen müssen.
    »Es geht um das frühere Unternehmen Magnuson Wendt Mining.«
    »Was ist damit?«
    »Sie saßen doch im Vorstand der …«
    »Früher, ja. Das ist jetzt siebenundzwanzig Jahre her. Ist Ihnen das bekannt?«
    »Ja. Gab es damals im Vorstand der Firma einen Konflikt?«
    »Worüber?«
    »Das weiß ich nicht, aber gab es Differenzen zwischen Nils Wendt und Bertil Magnuson?«
    »Nein.«
    »Überhaupt keine?«
    »Meines Wissens nicht.«
    »Aber Ihnen ist bekannt, dass Nils Wendt erst kürzlich in Stockholm ermordet wurde?«
    »Das ist eine ungewöhnlich dämliche Frage. War es das jetzt?«
    »Im Moment ja.«
    Grandén hielt sein Handy in der Hand.
    Die Sache gefiel ihm nicht.
    *
    Es war viel leichter gewesen, als sie geglaubt hatte. Auf dem Weg zum Wohnwagen hatte sie sich eine umfangreiche Batterie von Argumenten zurechtgelegt und versucht, jede mögliche Gegenfrage zu bedenken, um eine Antwort auf sie zu haben, und dann sagte er bloß:
    »Okay.«
    »Okay?«
    »Wo sind die Haare?«
    »Hier!«
    Olivia gab ihm die kleine Plastiktüte mit den ausgerissenen Haaren Jackie Berglunds, und Stilton steckte sie in seine Tasche.

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