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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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in der modernen schwedischen Geschichte sei dies gewesen. Als ein vergleichbares Beispiel falle ihm höchstens die Ermordung Axel von Fersens im Jahre 1810 ein, nachdem diesem fälschlich die Schuld am Tod des Kronprinzen gegeben worden sei. »Es ist eine widerwärtige Schuld, die sich diese Hetzer aufgebürdet haben! Ihr habt einen Menschen in den Selbstmord getrieben!«
    Eine gute Stunde nach seiner Tirade rief der Parteivorstand an und wollte ihn sehen.
    »Jetzt?«
    »Ja.«
    Als Grandén zu der Besprechung eilte, regten sich widersprüchliche Gefühle in ihm. Einerseits musste er an Bertils grauenvollen Selbstmord und an seine Frau denken. Er durfte nicht vergessen, sie anzurufen. Andererseits war er wegen des Treffens mit dem Parteivorstand freudig erregt, da er ganz selbstverständlich davon ausging, dass es um seinen zukünftigen Posten auf europäischer Ebene gehen würde, denn sonst hätte man ihn nicht so unvermittelt hinzugebeten. Es ärgerte ihn ein wenig, dass er keine Zeit mehr gehabt hatte, vor der Sitzung zum Friseur zu gehen.
    Die Presse würde mit Sicherheit vor Ort sein und berichten.
    *
    Mette Olsäter saß in ihrem Büro. In einigen Minuten würde sie sich zu einer Besprechung mit ihrem Ermittlungsteam treffen. Magnusons Selbstmord hatte alles nur noch schwieriger gemacht. Die Aufnahme des Gesprächs würde im Mittelpunkt stehen, aber keiner der beiden Gesprächspartner war noch am Leben. Die Chancen, einem möglichen Täter den Mord an Nils Wendt nachzuweisen, hatten sich radikal verringert.
    Vermutlich war er ebenfalls tot.
    Was sie in der Hand hatten, waren Indizien. Wunschdenken, würde ein gewiefter Anwalt der versammelten Presse dazu sagen.
    Also ließ Mette den Mord an Wendt für einen Moment ruhen und begann, einen Auszug aus Jackie Berglunds Computerdateien zu studieren. Eine von ihnen enthielt ein Kundenregister mit einer wüsten Mischung aus bekannten und unbekannten Personen. Einige Namen erregten jedoch ganz besonders ihre Aufmerksamkeit.
    Vor allem einer.
    *
    Grandén nahm an dem ovalen Tisch Platz. Normalerweise gehörten achtzehn Personen zum Vorstand. An diesem Tag hatte sich eine kleinere Gruppe versammelt. Er kannte jeden der Anwesenden gut. Manche von ihnen hatte er selbst in die Politik gelotst, andere hatte er akzeptieren müssen.
    So lauteten die Regeln des politischen Spiels.
    Er schenkte sich aus der Karaffe vor ihm lauwarmes Wasser ein und wartete ab, dass jemand die Initiative ergriff. Seine Augen schweiften über den Tisch, aber keiner begegnete seinem Blick.
    »Schon ein kleiner historischer Augenblick für uns alle, nicht nur für mich«, sagte er und zog die Unterlippe in seiner charakteristischen Bewegung ein wenig zurück. Die Gruppe betrachtete ihn.
    »Das mit Magnuson ist wirklich tragisch.«
    »Sehr«, erwiderte Grandén. »Wir müssen irgendwie Stellung beziehen gegen diese Pöbelmentalität, das könnte sonst wirklich jeden treffen.«
    »Ja.«
    Der Mann lehnte sich zu einem kleinen CD -Spieler auf dem Tisch vor. Kurz bevor er ihn einschaltete, hielt sein Finger kurz inne.
    »Das hier haben wir eben erst bekommen.«
    Sein Blick war unverwandt auf Grandén gerichtet, der sich gerade mit der Hand über die Haare strich und sich fragte, ob sie so dämlich abstanden, wie sie es bei etwas Gegenwind gerne einmal taten.
    »Aha?«
    Der Mann drückte auf den Knopf, und die Aufnahme eines Gesprächs begann. Grandén erkannte die Stimmen sofort. Zwei der drei Musketiere, der dritte war er selbst.
    »Jan Nyström ist heute Morgen tot in seinem Auto in einem See gefunden worden.«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Und?
    »Was soll ich sagen?
    »Ich weiß, dass du bereit bist, weit zu gehen, Bertil, aber ein Mord?
    »Niemand kann uns damit in Verbindung bringen.«
    »Aber wir wissen Bescheid.«
    »Wir wissen gar nichts … wenn wir nicht wollen. Warum regst du dich so auf?«
    »Weil ein unschuldiger Mensch ermordet worden ist!«
    »Das ist deine Interpretation.«
    »Und was ist deine?!«
    »Ich habe ein Problem gelöst.«
    An diesem Punkt des Gesprächs dämmerte es Grandén, dass es in dieser Sitzung nicht um seinen Absprung auf die europäische Bühne und in die Arme von Sarkozy und Merkel ging. Er versuchte, Zeit zu gewinnen.
    »Kannst du noch mal ein bisschen zurückgehen?«
    Der Mann bediente den CD -Spieler. Das Gespräch begann von vorn. Grandén lauschte intensiv.
    »Das ist deine Interpretation.«
    »Und was ist deine?!«
    »Ich habe ein Problem gelöst.«
    »Durch

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