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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Raum.
    »Auch wenn wir das Ergebnis abwarten müssen, können wir jedenfalls festhalten, dass Magnuson durch Wendts Anrufe mächtig unter Druck geraten ist, da er in der Aufnahme immerhin die Beteiligung an der Ermordung eines Journalisten zugibt«, sagte Mette. »Die Konsequenzen einer Veröffentlichung dieser Aufnahme müssen ihm bewusst gewesen sein.«
    »Also hat er versucht, an die Kassette zu kommen, indem er Nils Wendt ermordete.«
    »Das ist zumindest ein naheliegendes Motiv.«
    »Aber Wendt hatte in Costa Rica doch eine Kopie der Aufnahme.«
    »War das Magnuson bekannt?«
    »Das wissen wir nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass Wendt es als eine Art Lebensversicherung erwähnt hat, immerhin wusste er, wozu Magnuson fähig war.«
    »Dann hat Magnuson also versucht, die Kassette in Mal Pais zu finden, als Abbas el Fassi in Wendts Haus überfallen wurde?«
    »Ja«, antwortete Mette. »Natürlich wissen wir das nicht mit absoluter Sicherheit, aber es erscheint mir doch ziemlich wahrscheinlich.«
    »Und wenn es so war, musste er erkennen, dass sein Versuch gescheitert und die Aufnahme bei uns gelandet war.«
    »Und daraufhin hat er sich erschossen.«
    »Was bedeutet, wenn er der Täter war, werden wir niemals ein Geständnis für den Mord an Nils Wendt bekommen.«
    »Ja.«
    »Und vielleicht auch nicht für die Ermordung von Adelita Rivera.«
    »Richtig.«
    Sie verstummten. An diesem Punkt waren sie in einer Sackgasse. Es gab keine Spuren, die Magnuson mit dem Mord an Wendt in Verbindung brachten. Alles, was sie hatten, waren Indizien, ein mögliches Motiv und ein eigentlich schon eingestelltes Ermittlungsverfahren.
    Falls sich nicht doch noch herausstellen sollte, dass Magnuson an der Briefmarke geleckt hatte.
    *
    Stilton ging davon aus, dass sie ihm von der Markthalle zum Wohnwagen gefolgt waren und diesen anschließend in Brand gesteckt hatten. Außerdem nahm er an, dass dieselben Täter Acke misshandelt hatten. Vielleicht hatten sie beobachtet, wie er sich mit dem Jungen getroffen hatte. Des Weiteren ging er davon aus, dass sie dachten, er wäre verbrannt. Wenn sie ihn wiedersähen, würde das Wirkung zeigen.
    Er hatte in der Redaktion vorbeigeschaut und einen Stapel Zeitungen gekauft. Alle hatten von dem Wohnwagen gehört, und er war von vielen umarmt worden.
    Nun stand er vor der Markthalle, verkaufte seine Zeitungen und war extrem wachsam.
    Für die Passanten sah er allerdings aus wie immer, wie ein obdachloser Verkäufer von Situation Stockholm , der dort stand, wo er in der letzten Zeit schon des Öfteren gestanden hatte.
    Sie hatten keine Ahnung.
    Als es donnerte und anfing, in Strömen zu regnen, ging er.
    Gewitterwolken hatten den Himmel verdunkelt, und Blitze zuckten über den Häuserdächern. Noch ehe sie den Lilla Blecktornspark erreichten, waren Liam und Isse klatschnass. Im Grunde brauchten sie sich zwischen den Bäumen unterhalb des Ringvägen gar nicht zu verstecken, und als sie in den Park gelangten, gab es ohnehin genügend Sträucher und Bäume, um sich den Blicken anderer zu entziehen. Außerdem trugen sie ihre dunklen Kapuzenjacken.
    »Da.«
    Isse zeigte auf eine Bank in der Nähe eines kräftigen Baums, auf der leicht gekrümmt eine große, hagere Gestalt mit einer Dose Bier in der Hand saß, über deren Körper der Regen lief.
    »Scheiße, das ist er!«
    Liam und Isse sahen sich an. Sie waren immer noch verblüfft. Als sie Stilton vor der Markthalle gesehen hatten, hatten sie ihren Augen nicht getraut. Wie zum Teufel hatte er das Feuer in dem Wohnwagen überlebt?! Isse zog einen kurzen Baseballschläger heraus, der im Zwielicht kaum zu sehen war. Liam warf einen kurzen Blick darauf. Er wusste, wozu Isse fähig war, wenn bei ihm eine Sicherung durchbrannte. Vorsichtig gingen sie ein paar Schritte und schauten sich um. Der Park war menschenleer, bei diesem Wetter ging kein Mensch freiwillig vor die Tür.
    Außer diesem Wrack auf der Bank.
    Stilton war in Gedanken versunken. In dieser Umgebung allein zu sein, ließ ihn an Vera denken, an ihre Stimme, an das einzige Mal, dass sie miteinander geschlafen hatten, kurz bevor sie erschlagen wurde. Diese Erinnerung war zum Verzweifeln.
    Dann bemerkte er sie aus den Augenwinkeln. Sie hatten seine Bank schon fast erreicht, und der eine hielt einen Baseballschläger in der Hand.
    Feiglinge, dachte er. Zwei gegen einen, und sie brauchen trotzdem so ein Ding. Gleichzeitig wünschte er sich, er hätte sein Treppentraining vor sechs Jahren

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