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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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am Kai ist sie halbnackt vor den armen Hummerjungs herumstolziert, bis die Stielaugen bekommen haben. Aber dann ist sie von der Polizei vernommen worden!«
    »Sie wurde zur Sache befragt?«
    »Ach, das weiß ich nicht, sie haben erst hier mit ihr gesprochen, und dann habe ich gehört, dass die Polizei sie nach Strömstad mitgenommen und da weiter verhört hat. Das hat Gunnar mir erzählt.«
    »Und wer ist das?«
    »Gunnar Wernemyr, ein Polizist, aber mittlerweile ist er in Rente.«
    »Und wie hieß dieser Vamp?«
    »Sie hieß … wie hieß sie denn noch, das weiß ich nicht mehr, aber sie hatte denselben Vornamen wie Kennedys Frau.«
    »Und wie hieß die?«
    »Sie wissen nicht, wie Kennedys Frau hieß? Die war doch später mit diesem Griechen zusammen, mit Onassis.«
    »Aha?«
    »Jackie … Jackie Kennedy. Also hieß dieser Vamp Jackie, aber an den Nachnamen erinnere ich mich nicht mehr. Das ist Ihre Hütte!«
    Betty Nordeman zeigte auf eines der gelben Häuschen und begleitete Olivia bis zur Tür.
    »Der Schlüssel hängt innen. Sollten Sie etwas brauchen, wohnt Axel gleich da drüben.«
    Betty zeigte auf ein Haus aus Eternit auf einem Hügel in der Nähe. Olivia öffnete die Tür und stellte ihre Sporttasche ab. Betty Nordeman blieb vor der Tür stehen.
    »Ich hoffe, sie ist in Ordnung.«
    »Sie ist völlig in Ordnung!«
    »Schön. Vielleicht sehen wir uns ja heute Abend im Hafen. Der Hansdampf spielt im Strandkanten Posaune, falls es Sie dorthin verschlagen sollte. Tschüss!«
    Betty Nordeman machte sich auf den Weg. Plötzlich fiel Olivia ein, was sie die Frau schon die ganze Zeit hatte fragen wollen, ohne eine Chance dazu zu bekommen.
    »Frau Nordeman!«
    »Betty.«
    »Betty … ich frage mich nur, es gab damals doch einen kleinen Jungen, der gesehen hat, was am Ufer passiert ist, nicht wahr?«
    »Das ist Ove gewesen, Gardmans Junge, sie wohnten im Wald.«
    Betty Nordeman zeigte auf den dunklen Wald hinter den Hütten.
    »Die Mutter lebt nicht mehr, und der Vater wohnt in einem Altersheim in Strömstad, aber das Haus gehört immer noch Ove.«
    »Ist er da?«
    »Nein, er ist verreist. Er ist, wie heißt das … Meeresbiologe, aber wenn er in Schweden ist, kommt er ab und zu vorbei und schaut nach dem Rechten.«
    »Okay. Danke!«
    »Ach ja, Olivia, denken Sie bitte daran, was ich über das Wetter gesagt habe, es wird stündlich schlechter werden, gehen Sie also bitte nicht alleine auf die Klippen an der Nordseite. Wenn Sie dahin wollen, sollte Axel Sie vielleicht begleiten. Da oben könnte es gefährlich werden, wenn man den falschen Weg nimmt.«
    Betty Nordeman ging. Olivia blieb einen Moment stehen und sah ihr nach. Dann betrachtete sie das Haus, in dem ihr Sohn Axel wohnte. Der Gedanke, dass ein fremder Mann sie als eine Art Leibwächter begleiten sollte, nur weil es etwas stürmisch war, kam ihr ein bisschen komisch vor.
    *
    Er hatte in Strömstad einen Trolley gekauft, einen Koffer mit Rädern und einem ausziehbaren Griff. Als er an Bord der Fähre nach Koster ging, sah er aus wie ein gewöhnlicher Tourist.
    Aber das war er nicht.
    Ein Tourist war er vielleicht schon, aber kein gewöhnlicher.
    Er war ein Mann, der während der Anreise von Göteborg mit einem wachsenden Chaos in seiner Brust gekämpft hatte und sich erst vor Kurzem wieder in den Griff bekommen hatte.
    Als er an Bord ging.
    Jetzt wusste er, dass es nicht mehr weit war und er sich im Griff haben musste. Bei seinem Vorhaben konnte er sich keine Schwäche leisten. Er musste sich stählen.
    Als die Fähre ablegte, war sein Inneres so kalt und glattgeschliffen wie die Felsen, an denen er vorüberglitt. Plötzlich fiel ihm Bosques ein.
    Sie hatten sich umarmt.
    Olivia hatte sich auf das schlichte Bett in ihrer Hütte gelegt. Im Zug hatte sie schlecht geschlafen. Jetzt streckte sie sich und sog den leicht feuchten und schimmeligen Hüttenduft ein. Vielleicht riecht die Luft aber auch gar nicht schimmelig, überlegte sie, sondern nur etwas muffig. Ihr Blick schweifte über die kahlen Wände. Kein Bild, kein Plakat, nicht einmal eine alte Fischerkugel aus grünem Glas. Betty Nordeman würde sicher nie von Schöner Wohnen interviewt werden, genauso wenig wie ihr Sohn Axel, falls er für die Einrichtung verantwortlich gewesen sein sollte. Sie griff nach der Karte, die sie gekauft hatte, ehe sie in Strömstad an Bord gegangen war. Es war ein ziemlich detaillierter Plan der Insel, auf dem viele Orte mit Namen eingetragen waren. Seltsame Namen. Spannende

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