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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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sie.
    Jedenfalls fast.
    Eine Nacht würde sie auf der Insel bleiben. Nicht länger. Sie hatte eine kleine Hütte in einer Ferienhaussiedlung mitten auf der Insel gebucht, die ziemlich teuer war, immerhin war Hauptsaison. Sie schaute wieder hinaus. In der Ferne erblickte sie einen dunklen Küstenstreifen und erkannte, dass dies die norwegische Küste sein musste. So nah, dachte sie, gleichzeitig klingelte ihr Handy. Es war Lenni.
    »Man könnte meinen, du wärst tot! Ich habe ewig nichts von dir gehört! Wo steckst du?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Nordkoster.«
    »Und wo liegt das?«
    Geographie gehörte nicht zu Lennis Stärken, auf einer Karte hätte sie nicht einmal angeben können, wo Göteborg lag. Aber sie hatte andere Talente. Und an diesen ließ sie Olivia jetzt teilhaben. Mit Jakob war es super gelaufen, mittlerweile waren sie so gut wie zusammen und wollten gemeinsam zum Musikfestival Peace & Love fahren.
    »Erik ist mit Lollo nach Hause gegangen, aber vorher hat er nach dir gefragt!«
    Wie nett, dachte Olivia, wenigstens war man die erste Wahl.
    »Und was machst du da? Auf der Insel, meine ich. Hast du jemanden kennengelernt?«
    Olivia erklärte ihr ein wenig, aber nicht alles, da sie wusste, dass Lenni an ihrer Ausbildung nur mäßig interessiert war.
    »Warte mal, es klingelt!«, unterbrach Lenni sie. »Das ist bestimmt Jakob! Bis bald, Olivia! Ruf mich an, wenn du zurück bist!«
    Während Lenni sich verabschiedete, näherte sich das Fährboot dem Sund zwischen den beiden Kosterinseln.
    Es legte am Kai im südöstlichen Teil von Nordkoster an. Auf dem Anleger parkten einige der obligatorischen Lastenmofas mit ihren obligatorischen Inselbewohnern. Die erste Lieferung des Tages war eingetroffen, zu der auch Olivia gehörte.
    Sie trat auf den Kai hinaus und spürte, dass sich alles drehte. Fast hätte sie das Gleichgewicht verloren, und es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr klar wurde, dass der Anleger fest war. Sie selbst war es, die schwankte.
    »Hoher Seegang?«
    Die Fragestellerin, eine ältere, grauhaarige Frau in einem langen, schwarzen Regenmantel und mit einem wettergegerbten Gesicht, kam auf Olivia zu.
    »Ein bisschen.«
    »Betty Nordeman.«
    »Olivia Rönning.«
    »Haben Sie kein Gepäck?«
    Olivia hielt eine Sporttasche in der Hand und war unübersehbar der Meinung, dass dies eine Form von Gepäck war. Immerhin würde sie nur eine Nacht bleiben.
    »Nur die hier.«
    »Haben Sie Sachen zum Umziehen dabei?«
    »Nein, wieso sollte ich mich umziehen?«
    »Sie merken es doch selbst, der Wind kommt vom Meer und wird mit Sicherheit stärker werden, und wenn es dann noch anfängt zu regnen, ist hier draußen die Hölle los. Oder hatten sie vor, den ganzen Tag in ihrer Hütte zu hocken?«
    »Nein, aber ich habe noch einen zweiten Pullover dabei.«
    Betty Nordeman schüttelte den Kopf. Dass diese Landratten es aber auch nie lernten. Nur weil auf dem Festland die Sonne schien, fuhren sie mit Badehose und Schnorchel zur Insel hinaus und mussten eine Stunde später in Leffes Laden rennen und sich Regenjacken und Gummistiefel und Gott weiß was besorgen.
    »Wollen wir?«
    Betty Nordeman marschierte los, und Olivia folgte ihr. Hier galt es, nicht den Anschluss zu verlieren. Sie kamen an einer großen Zahl von Reusen vorbei, und Olivia zeigte auf sie.
    »Sind das Hummerreusen?«
    »Ja.«
    »Werden hier viele Hummer gefischt?«
    »Nicht mehr so viele wie früher, heute darf jeder Fischer nur vierzehn Reusen haben, in den guten alten Zeiten hatten wir so viele, wie wir wollten. Aber es ist im Grunde ganz gut, dass man so entschieden hat, da draußen gibt es ohnehin kaum noch Hummer.«
    »Schade, ich mag Hummer.«
    »Ich nicht. Das erste Mal, dass ich einen Hummer gegessen habe, war mein letztes Mal, seither esse ich Krabben. Die da lieben Hummer!«
    Betty zeigte auf zwei riesige Motoryachten an einem Anleger.
    »Norweger. Sie segeln hierher und kaufen jeden Hummer auf, den wir fangen. Wenn das so weitergeht, kaufen sie bald ganz Nordkoster.«
    Olivia lachte auf. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, dass es zu einigen Spannungen zwischen neureichen Norwegern und alteingesessenen Inselbewohnern kam, so nahe, wie sie wohnten.
    »Aber die Hummersaison fängt erst im September an, bis dahin werden sie sich also noch gedulden müssen … oder welche aus Amerika einfliegen lassen, wie dieser Magnuson es früher getan hat.«
    »Wer ist das?«
    »Ich zeige es Ihnen, wenn wir vorbeikommen.«
    Sie gingen durch die kleine

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