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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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erfolgreich. Sie in einem global betrachtet kleineren Maßstab, aber dennoch erfolgreich. Sie war Karriere-Coach, und in den letzten Jahren war es bei ihr richtig gut gelaufen. Jeder wollte Karriere machen, und sie kannte die nötigen Tricks. Einiges hatte sie von Bertil gelernt, der mehr Erfahrung hatte als die meisten, aber vieles hatte sie sich selbst erarbeitet.
    Sie war kompetent.
    Als sich der schwedische Monarch zu ihr vorbeugte und ihr wegen des kirschfarbenen Kleids ein kleines Kompliment machte, war das deshalb keine indirekte Schmeichelei an Bertil Magnusons Adresse, sondern an sie selbst gerichtet.
    »Danke.«
    Es war nicht ihre erste Begegnung. Der Monarch und Bertil interessierten sich für die Jagd, vor allem auf Schneehühner. Zwei, drei Mal hatten sie in derselben Gesellschaft zusammen gejagt und bei der Gelegenheit ein paar Worte gewechselt. Soweit man mit einem König Worte wechseln kann, dachte sie. Jedenfalls waren es genug gewesen, um ihnen mehrere Einladungen zu kleineren Festessen mit Menschen aus dem engeren Umfeld des Königshauses einzutragen. Für Linn Magnusons Geschmack waren es etwas steife Veranstaltungen gewesen, die Königin war ja bekanntermaßen alles andere als ein Partygirl, aber für ihren Mann waren diese Essen wichtig. Es wurden Kontakte geknüpft, und es konnte nicht schaden, wenn sich herumsprach, dass man gelegentlich mit dem König dinierte.
    Linn Magnuson schmunzelte. Dinge dieser Art waren wichtig in der Welt ihres Mannes, in ihrer eigenen dagegen weniger. Wesentlich wichtiger war es zu versuchen, etwas gegen den Dreck zu unternehmen, mit dem die MWM im Moment beworfen wurde, denn dieser Dreck besudelte auch sie. Auf dem Weg zur feierlichen Verleihung hatte in der Västra Tradgårdsgatan eine kleinere Menschenmenge mit Transparenten gestanden, auf denen MWM ziemlich unschöne Dinge vorgeworfen wurden. Sie hatte Bertil angesehen, wie sehr ihn dies geärgert hatte. Er wusste, dass die Medien auch über die Proteste berichten und sie seiner Auszeichnung gegenüberstellen würden, die dadurch leider ein wenig von ihrem Glanz verlor.
    Das war bedauerlich.
    Sie schaute sich um. Die meisten Gäste kannte sie. Es war eine Versammlung von Leuten, die Pirre und Tusse und Latte und Pygge und Mygge und so weiter genannt wurden. Sie hatte nie wirklich behalten, wer von ihnen eigentlich wer war. In ihrer Welt hatte man etwas klarere Namen, aber sie wusste, dass diese Leute ihrem Mann wichtig waren. Es waren Männer, mit denen er auf die Jagd ging, segelte, Geschäfte machte und verwandt war.
    Allerdings nicht körperlich.
    So gut kannte sie ihren Mann.
    Sie liebten sich immer noch und hatten ein erfülltes Liebesleben. Sie machten es nicht besonders oft, aber wenn es dazu kam, war es völlig befriedigend.
    »Befriedigend«, dachte sie. Was für ein Wort für Sex. Und lächelte, als Bertil Magnuson sie ansah. Er sah elegant aus. Eine matt purpurfarbene Krawatte, ein einfacher, aber eleganter schwarzer Anzug, es war sein maßgeschneiderter ita lienischer. Das Einzige, was sie störte, war sein Hemd. Es war uniblau mit weißem Kragen und damit so ziemlich das Hässlichste, was sie sich vorstellen konnte. Jahrelang hatte sie eine regelrechte Kampagne gegen diese Art von Hemden geführt.
    Leider vergeblich.
    Manche Dinge saßen tiefer als Narben. Bei ihrem Gatten waren es blaue Hemden mit weißem Kragen. Sie waren eine Art archetypisches Emblem für ihn und sollten eine Zugehörigkeit signalisieren, die ihr selbst ziemlich fremd war.
    Zeitlose Klasse.
    Glaubte er.
    Ziemlich lächerlich, fand sie. Und hässlich.
    Bertil Magnuson erhielt seine Auszeichnung aus der Hand des Königs. Er verneigte sich nach links und rechts, schaute verstohlen zu Linn hinüber und zwinkerte ihr zu. Ich hoffe, seine Blase spielt mit, dachte sie. Dies war nicht der richtige Moment, um zur Toilette zu hetzen.
    »Champagner!«
    Eine Reihe angemieteter Kellner in weißen Livreen machte mit kleinen Tabletts, auf denen gekühlter Grande Cuvée stand, die Runde. Linn und Bertil Magnuson nahmen sich je ein Glas und stießen an.
    Im selben Moment klingelte das Handy.
    Besser gesagt, es vibrierte in Bertils Tasche.
    Er enfernte sich mit seinem Champagnerglas ein wenig von den anderen, fischte es heraus und nahm das Gespräch an.
    »Magnuson.«
    Am anderen Ende war ein ziemlich kurzer, aber für Magnuson schockierender Dialog zu hören, ein Ausschnitt aus einem aufgezeichneten Gespräch.
    Ich weiß, dass du bereit bist,

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