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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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allen Richtungen hagelte es Proteste und kritische Artikel über dubiose Geschäftsmethoden und Ausbeutung und Verstöße gegen das Völkerrecht und was sie sich sonst noch alles einfallen ließen.
    Andererseits war auf ihnen herumgehackt worden, solange Bertil denken konnte. Sobald es für Schweden im Ausland gut lief, wurde auf ihnen herumgehackt. Und für MWM lief es ganz hervorragend. Das kleine Unternehmen, das er einst mit einem Kollegen gegründet hatte, war zu einem multinationalen Konglomerat aus großen und kleinen Firmen gewachsen, die über die ganze Welt verteilt waren.
    MWM gehörte heute zu den Großen auf dem Weltmarkt.
    Er gehörte zu den Großen.
    Mit einer etwas zu kleinen Blase.
    *
    Lange nach der Zeit zum Auschecken war sie schließlich aufgewacht. Axel Nordeman war es egal gewesen. Olivia hatte es auf das Fieber, die klatschnassen Kleider, das »Hi neinplumpsen«, wie er es genannt hatte, geschoben. Ihm war es immer noch egal gewesen. Als sie zu erklären versuchte, dass sie normalerweise eine Frühaufsteherin war, hatte er sie gefragt, ob sie vielleicht noch eine Nacht bleiben wolle. Das wollte sie, einerseits, ihm zuliebe, aber andererseits wusste sie, dass sie zurückfahren musste.
    Ihrem Kater zuliebe.
    Es hatte sie einige Überredungskunst gekostet, Elvis bei einem Nachbarn unterzubringen. Einem Freak, der im Plattenladen Pet Sounds arbeitete, aber am Ende war es ihr gelungen.
    Für zwei Nächte.
    Drei wären unmöglich gewesen.
    »Tut mir leid, ich würde wirklich gerne bleiben«, sagte sie.
    »Die Insel hat Ihnen gefallen.«
    »Die Insel gefällt mir sehr. Das Wetter hätte besser sein können, aber ich komme gerne zurück.«
    »Das wäre nett.«
    So drücken sich nur echte Hummerjungen aus, dachte sie, als sie die Badhusgatan in Strömstad hinaufging und spürte, dass ihr Hals erneut zuschwoll. Sie war auf dem Weg zu einem pensionierten Polizisten namens Gunnar Wernemyr, dem Mann, der laut Betty Nordeman den Vamp Jackie aus Stockholm vernommen hatte. Olivia hatte Wernemyr im Internet gefunden und ihn angerufen, bevor sie an Bord der Fähre zum Festland gegangen war. Er war sehr freundlich gewesen und hatte nichts dagegen gehabt, sich mit einer jungen angehenden Polizistin zu treffen. Außerdem war ihm in weniger als drei Sekunden klar gewesen, welche Jackie aus Stockholm Olivia im Zusammenhang mit dem Mord auf Nordkoster meinte.
    »Sie hieß Jackie Berglund. An die erinnere ich mich noch gut.«
    Unmittelbar bevor sie rechts in die Västra Klevgatan einbog, klingelte ihr Handy. Es war Åke Gustavsson, ihr Dozent. Er war neugierig.
    »Wie läuft es denn so bei Ihnen?«
    »Beim Ufermord?«
    »Ja. Haben Sie mit Stilton gesprochen?«
    Stilton? Den hatte sie in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht auf dem Schirm gehabt.
    »Nein, aber ich habe mit Verner Brost von der Cold-Case-Einheit gesprochen, der meinte, Stilton habe aus privaten Gründen gekündigt. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Nein. Oder doch.«
    »Nein oder doch?«
    »Er hat aus privaten Gründen gekündigt.«
    »Okay. Nein, ansonsten habe ich noch nicht viel herausgefunden.«
    Sie fand, dass sie sich ihre Erlebnisse auf Koster lieber für eine spätere und besser durchdachte Zusammenfassung aufsparen sollte.
    Falls es jemals zu einer solchen kommen würde.
    Wernemyrs wohnten im ersten Stock eines hübschen älteren Hauses und hatten einen schönen Blick auf den Hafen. Gunnars Frau Märit hatte Kaffee gekocht und Olivia einen Löffel einer braunen Flüssigkeit gegen ihre Halsschmerzen gegeben.
    Jetzt saßen sie zu dritt in der grüngestrichenen Küche des Ehepaars, die wahrscheinlich seit Anfang der sechziger Jahre nicht mehr renoviert worden war. Auf den Fensterbänken konkurrierten kleine Porzellanhunde, Fotos von den Enkelkindern und rosa Mårbacka-Geranien um den vorhandenen Platz. Bilder erweckten immer Olivias Neugier. Sie zeigte auf eines.
    »Sind das Ihre Enkelkinder?«
    »Ja. Ida und Michel. Sie sind unser Ein und Alles«, antwortete Märit. »Sie kommen nächste Woche und bleiben über Mittsommer. Wir freuen uns schon darauf, uns um sie kümmern zu dürfen.«
    »Ach, nun übertreib nicht«, warf Gunnar lächelnd ein. »Du bist auch immer herzlich froh, wenn sie wieder nach Hause fahren.«
    »Sicher, es ist schon ziemlich anstrengend mit ihnen. Wie geht es Ihrem Hals?«
    Märit Wernemyr sah Olivia mitfühlend an.
    »Danke, etwas besser.«
    Olivia trank einen Schluck Kaffee aus der filigranen Porzellantasse mit einem

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