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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Polizeischule fixiert und jetzt auf diesen Ufermord.
    Deshalb beschlossen Lenni und sie, sich einen Filmabend zu gönnen. Nur sie beide. Horrorfilme gucken, Bier trinken und Käseflips essen. Und alles würde wieder so sein wie früher.
    Vor Jackie Berglund.
    *
    Die Roulettekugel rollte immer langsamer. Schließlich landete sie in der Null, die jedes todsichere System zu Fall bringen konnte. Wenn es ein solches überhaupt gab.
    Manche behaupteten es oder glaubten sogar fest daran, aber Abbas tat dies nicht. Abbas el Fassi war der Croupier am Tisch und hatte die meisten Systeme kommen und gehen sehen. Hier, im Casino Cosmopol in Stockholm, und in einer Reihe anderer Casinos in der ganzen Welt. Er wusste, dass es kein System gab, mit dem man beim Roulette ein Vermögen machen konnte. Es gab Glück, und es gab Betrug, kein System.
    Aber Glück gab es, und damit konnte man an jedem Roulettetisch Geld machen. Vor allem, wenn man den erlaubten Höchsteinsatz auf die Null gesetzt hatte und die Kugel in ihr landete, was gerade passiert war. Das bescherte dem Spieler eine hübsche Summe, in diesem Fall einem Unternehmer mit operativ entfernten Tränensäcken und einem großen, quälenden Problem.
    Bertil Magnuson nahm den ansehnlichen Gewinn entgegen, schnippte Abbas den üblichen Anteil zu und schob einen weiteren Teil der Chips dem Mann neben sich zu. Lars Örnhielm, der im Allgemeinen Latte genannt wurde und zu Bertil Magnusons Entourage gehörte. Er war solariumgebräunt und armanigekleidet. Latte nahm die Jetons fröhlich entgegen und verteilte sie willkürlich auf dem Tisch. Wie ein aufgescheuchtes Huhn, dachte Abbas.
    Dann vibrierte Bertil Magnusons Handy in seiner Tasche.
    Er hatte vergessen, es auszuschalten, stand auf, zog es gleichzeitig heraus und zwängte sich durch die Schar der Schaulustigen hinter den Rücken der Spieler, um sich ein paar Meter zurückzuziehen.
    Allerdings nicht so weit, dass Abbas ihn als der professionelle Croupier, der er war, nicht weiterhin im Auge behalten hätte. Er sah nichts, beobachtete jedoch alles. Er war ganz auf den Spieltisch konzentriert, verfügte aber über Facettenaugen, für die eine Wespe gerne die Art gewechselt hätte.
    Deshalb sah er jetzt auch, dass Magnuson, einer seiner Stammkunden, sich das Handy ans Ohr hielt, ohne ein einziges Wort zu sagen, aber mit einem Mienenspiel, das einiges von dem enthüllte, was er hörte.
    Es war etwas, was ihm nicht gefiel.
    Als er später ins Riche kam, dachte Abbas über dieses Telefonat nach. Nicht weil es besonders lang gewesen wäre, sondern weil Magnuson unmittelbar nach dem Gespräch das Casino verlassen hatte. Am Tisch hatte er ein kleineres Vermögen und einen offensichtlich verblüfften Spielkameraden zurückgelassen, der erst merkte, dass Magnuson gegangen war, als er seine letzten eigenen Jetons verloren hatte. Daraufhin hatte Latte begriffen, dass er seinem Freund wohl besser nachgehen sollte. Doch vorher versuchte er noch, Magnusons Kapital nach bestem Wissen und Gewissen zu verwalten, und verlor innerhalb einer Viertelstunde alles.
    Wie ein aufgescheuchtes Huhn.
    Dann ging er.
    Es war das Telefonat, das Abbas so beschäftigte. Warum war Magnuson danach sofort verschwunden? Worum war es gegangen? Um Geschäftliches? Vielleicht, aber da Magnuson schon lange zu seinen Stammkunden zählte, wusste er, dass er normalerweise sein Geld zusammenhielt. Er war nicht geizig, aber auch niemand, der es zum Fenster hinauswarf. Diesmal hatte er jedoch achtlos einige Tausender liegen lassen.
    Und war einfach gegangen.
    Abbas bestellte an der Bar ein Glas stilles Wasser und stellte sich etwas abseits. Er war ein Beobachter, fünfunddreißig Jahre alt, marokkanischer Herkunft, aufgewachsen in Marseille. In einem früheren Leben hatte er sich als Straßenverkäufer von Markentaschenimitaten über Wasser gehalten. Zunächst in Marseille, später in Venedig. Nach einer Messerstecherei an der Rialtobrücke hatte er seine geschäftlichen Aktivitäten nach Schweden verlagert. Danach kam es zu diversen weniger erfreulichen Kontakten mit der Polizei, die damit endeten, dass Abbas sowohl seine Lebensanschauung als auch den Beruf wechselte, eine Ausbildung zum Croupier absolvierte und vom Sufismus fasziniert war.
    Heute war er Angestellter des Casino Cosmopol.
    Ein eleganter Mann, hätten manche nach einem flüchtigen Blick auf ihn gesagt. Zartgliedrig, glattrasiert. Manchmal benutzte er einen diskreten Kajalstrich, um seine Augen zu akzentuieren. Er

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