Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
Vom Netzwerk:
Rettungshubschrauber war. Ich dachte, jemand wäre aus einem Boot ins Wasser gefallen oder so, aber dann ist am nächsten Morgen die Polizei gekommen und hat mit allen auf der Insel gesprochen und … na ja, es war ziemlich gruselig … aber wie kommt es, dass Sie diesen alten Fall als Seminaraufgabe bekommen? Will die Polizei ihn wieder aufrollen?«
    »Ach wo, die haben den Mord längst zu den Akten gelegt. Ich habe es nicht einmal geschafft, den Typen zu erwischen, der damals die Ermittlungen geleitet hat. Aber diese Jackie Berglund hat mich ein bisschen neugierig gemacht.«
    »Ist sie dort gewesen, als es passiert ist?«
    »Ja.«
    »Was hat sie auf der Insel gemacht?«
    Olivia erzählte, dass Jackie sich zum Zeitpunkt des Mordes auf der Insel befunden und die Polizei sie vernommen habe, ohne dass sich daraus jedoch etwas ergeben habe.
    Eva Carlsén nickte kurz.
    »Diese Dame könnte durchaus in so Einiges verwickelt gewesen sein. Ich habe sie vor ein paar Jahren interviewt, wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen die Datei.«
    »Das wäre echt klasse.«
    Olivia riss ein Stück Papier aus ihrem Block, notierte ihre Mailadresse darauf und reichte der Journalistin den Zettel.
    »Danke. Aber passen Sie ein bisschen auf«, sagte Eva Carlsén.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, wenn Sie Jackie Berglund hinterherschnüffeln wollen, sie umgibt sich mit ziemlich brutalen Gestalten.«
    »Okay.«
    Eva Carlsén wollte aufstehen.
    »Woran arbeiten Sie im Moment?«, erkundigte sich Olivia.
    »Ich schreibe eine Serie von Artikeln über gewaltbereite Jugendliche oder das, was sich in den Filmen im Internet manifestiert. Jugendliche, die Obdachlose misshandeln und ihre Taten anschließend ins Netz stellen.
    »Die Clips habe ich gesehen … abstoßend.«
    »Ja. Seit heute Morgen gibt es einen neuen Fall.«
    »Ist er genauso widerwärtig?«
    »Nein, der neue ist noch schlimmer.«
    *
    Jelle hatte die ganze Nacht damit verbracht, über seinen Besuch in Veras Wohnwagen nachzugrübeln, und war in seinem Schuppen erst im Morgengrauen kurz eingenickt. Jetzt saß er in den Räumen des Wohltätigkeitsvereins Neue Gemeinschaft und versuchte, seinen Körper mit Hilfe eines kaum genießbaren, pechschwarzen Kaffees zum Leben zu erwecken. Er hatte beschlossen, nicht zu kneifen. Das hatte keinen Sinn. Er würde zu Vera am Ring gehen, oder wo sie heute stehen mochte, und sie um Entschuldigung bitten.
    Viel mehr konnte er nicht tun.
    Als er aufstand, piepste sein Handy. Eine SMS . Sie war voller Rechtschreibfehler, aber ihre Bedeutung war glasklar und die Unterschrift kurz.
    Pärt.
    Bis er den Waldrand erreichte, war Jelle vieles durch den Kopf gegangen. Seine Fantasie hatte ihn zu den finstersten Verliesen geführt. Zeitweise war er gerannt, jetzt hastete er keuchend zwischen Bäumen und Felsen hindurch. Dann sah er ihn schließlich, neben dem Wohnwagen: Rune Forss.
    Der Polizist.
    Früher einmal hatte er mit Forss zu tun gehabt und wusste deshalb nur zu gut, was für ein Typ er war. Im Moment stand Forss vor dem abgesperrten Wohnwagen und rauchte eine Zigarette. Jelle schlich sich hinter einen Baum und versuchte, sich zu beruhigen. Sein Herz war in der letzten halben Stunde in allen möglichen Taktarten gerast. Schweiß lief ihm unter den Jackenkragen. Plötzlich sah er eine Hand, die ihm zwischen ein paar Sträuchern zuwinkte.
    Pärt.
    Jelle ging zu ihm. Der Este saß vollkommen verheult auf einem großen Stein, auf seinem Kinn vermischten sich Speichel und Rotz. Er hatte seinen Pullover ausgezogen, und sein nackter Oberkörper war auf Bauch und Rücken mit Tattoos von blau- und rotgemusterten Porzellantellern überzogen. Er wischte sich sein verzweifeltes Gesicht mit dem Pullover ab. Pärt hatte sie gefunden, Hilfe gerufen und war bei ihr geblieben, bis die Polizei kam und die einäugige Vera in einen Krankenwagen getragen wurde, der mit heulenden Sirenen davonfuhr.
    »War sie am Leben?!«
    »Ich glaube … ja …«
    Jelle starrte zu Boden und sank ein wenig in sich zusammen. Wenigstens lebte sie. Pärt erzählte, dass die Polizei ihn vernommen habe. Die Beamten hatten festgestellt, dass man sie Stunden vorher, irgendwann im Laufe der Nacht, zusammengeschlagen haben musste. Jelle begriff schlagartig, wann es passiert sein musste: Als er selbst den Wohnwagen verlassen und sich aus dem Staub gemacht hatte.
    Ohne jeden Grund hatte er sich davongeschlichen wie eine Ratte.
    Im nächsten Moment musste er sich übergeben.
    Der Mann, der aus dem

Weitere Kostenlose Bücher