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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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würde er nie wieder vergessen.
    Als Erstes fiel ihm das Licht auf. Oder besser gesagt die Lichter. Mehrere Gerüste, an denen Scheinwerfer hingen, die den gesamten Raum in blitzend rotierendes, grelles rotes und grünes Licht tauchten. Stiltons Augen brauchten eine ganze Weile, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen.
    Dann sah er die beiden rechteckigen, drei Meter breiten und zwei Meter hohen Käfige in der Mitte. Sie waren aus Stahlrahmen zusammengesetzt worden, die Wände bestanden aus grauem Maschendraht.
    Und in den Käfigen sah er die Kinder.
    Zwei ungefähr zehn oder elf Jahre alte Jungen in jedem, die außer kurzen Hosen aus schwarzem Leder nackt waren und sich nahezu besinnungslos und ohne Handschuhe prügelten. An manchen Körperstellen sah man blutende Wunden.
    Und dann die Zuschauer.
    In mehreren Reihen standen sie rund um die Käfige, feuerten die Kinder an, schrien und hetzten sie aufeinander. Ihre Hände waren voller Geldscheine, die im Laufe der Schlägerei mehrfach den Besitzer wechselten.
    Käfigkämpfe mit Wetten.
    Wäre er durch Ackes Geschichte nicht vorgewarnt gewesen, hätte er lange gebraucht, um zu begreifen, was er da sah.
    Es fiel ihm auch so schwer genug.
    Dabei hatte er an einem Computer in der Redaktion von Situation Stockholm das Suchwort »Cagefighting« eingegeben und war auf erschreckende Informationen gestoßen. Das Ganze hatte offenbar vor einigen Jahren in England mit Eltern begonnen, die ihre Kinder in Metallkäfigen kämpfen ließen, um sie zu »trainieren«, wie ein Vater sich ausgedrückt hatte. Er hatte ein Video auf YouTube gesehen, in dem sich zwei Achtjährige in einem Stahlkäfig im Greenlands Labour Club in Preston geprügelt hatten. Ihm war fast schlecht geworden.
    Trotzdem hatte er weitergeklickt.
    Systematisch war er zu immer obskureren Informationen darüber vorgedrungen, wie sich dieses Cagefighting in anderen Ländern verbreitet hatte und immer weiter eskaliert war, wobei Geld und Wetten eine immer größere Rolle gespielt und sich das Ganze parallel zur immer weiteren Verbreitung immer mehr im Verborgenen abgespielt hatte. Um schließlich ganz im Untergrund stattzufinden.
    So blieben die Kämpfe den meisten Menschen verborgen, aber wer Gefallen daran fand, Kindern zuzusehen, die wie minderjährige Gladiatoren miteinander kämpften, wusste Bescheid.
    Wie zum Teufel lässt sich das geheim halten, dachte Stilton.
    Und wie brachten sie die Kinder nur dazu, dabei mitzuspielen?
    Die Antwort erhielt er durch weitere Recherchen. Das Kind, das einen Kampf gewann, stieg auf einer Rangliste nach oben. Wer nach zehn Kämpfen ganz oben stand, gewann Geld. Die Welt war voller armer Kinder, obdachloser Kinder, entführter Kinder, um die sich kein Mensch kümmerte und die vielleicht ihre Chance gekommen sahen, es zu etwas zu bringen, indem sie sich in diesen Käfigen schlugen.
    Oder es waren Kinder, die einfach nur versuchen wollten, auch etwas zur Haushaltskasse beizutragen.
    Widerlich, dachte Stilton. Er las, dass die Kämpfe häufig von Jugendlichen arrangiert wurden, die ihre Laufbahn selbst in den Käfigen begonnen hatten. Und dass es ein spezielles Tattoo gab, das signalisierte, wer sie waren.
    Zwei Buchstaben. KF . In einem Kreis.
    Wie einer der Männer es hatte, die den Obdachlosen an der Väster-Brücke misshandelt hatten.
    Kid Fighters, laut Acke.
    Deshalb lag er hier.
    Es fiel ihm schwer, den Blick weiter auf die Käfige zu richten. Einer der Jungen war niedergeschlagen worden und lag blutend auf dem Boden des Käfigs. Eine Metallluke wurde aufgezogen und sein Körper hinausgeschleift wie ein Kadaver. Der andere Junge tanzte durch den Käfig, während die Zuschauer johlten und ihn feierten und schließlich verstummten. Ein neuer Kampf sollte beginnen.
    Das war der Moment, in dem er niesen musste, und nicht nur ein Mal, sondern gleich vier Mal. Der Staub in dem Schacht war ihm offenbar in die Nase gestiegen. Beim vierten Niesen wurde er entdeckt.
    Vier Männer zerrten ihn aus der Öffnung, und einer schlug ihn nieder. Im Fallen prallte er mit dem Kopf gegen die Felswand. Sie schleiften ihn in einen kleineren Hohlraum, der sich den Blicken der Zuschauer entzog. Dort rissen sie ihm, immer noch zu viert, die Kleider vom Leib. Zwei der Männer waren etwas jünger, zwei schon älter. Sie stellten ihn auf und warfen ihn gegen die kalte Granitwand. Aus seiner Kopfwunde lief Blut über seine Schultern. Einer der Jüngeren zog eine Spraydose heraus und sprühte TRASHKICK auf

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