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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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seinen nackten Rücken.
    Ein anderer zog ein Handy aus der Tasche.
    Ein Nachteil von Handys bestand darin, dass es einem leicht passierte, jemanden versehentlich anzurufen. Von Vorteil war dagegen, dass man schnell an die zuletzt gewählte Rufnummer kam. Das war der Fall, als das Telefon des Nerzes klingelte. Ein zweiter Anruf von einer Person, die beim letzten Telefonat konzentriert und lebhaft geklungen hatte, nun jedoch in einer völlig anderen Verfassung war, einer so schlechten Verfassung, dass der Nerz nur ein schwaches Röcheln hörte. Das Display zeigte ihm jedoch an, wer am anderen Ende der Leitung war: Stilton.
    Dem Nerz war schnell klar, wo er ungefähr sein musste.
    Årsta war groß, wenn man nicht wusste, wo man suchen sollte, so dass der Nerz einige Zeit darauf verwandte, nichts und niemanden zu finden. Schließlich rief er Ovette an, ließ sich Acke geben und bekam von ihm eine etwas genauere Beschreibung davon, wo er zu suchen hatte, die ihm zumindest ein bisschen weiterhalf, weil er sich nun ein passables Bild von der näheren Umgebung machen konnte, so dass er Stilton am Ende fand. Er saß zusammengesunken, nackt und blutig an eine graue Steinwand gelehnt. Seine Kleider lagen um ihn herum verstreut. Er hielt sein Handy in der Hand. Der Nerz sah, dass man Stilton übel mitgespielt hatte, aber er lebte und war ansprechbar. Es gelang ihm, Stilton die Hose und eine Jacke anzuziehen.
    »Du musst ins Krankenhaus.«
    »Nein!«
    Stilton hasste Krankenhäuser. Der Nerz überlegte, ob er ihn zwingen sollte, entschied sich jedoch dagegen und rief ein Taxi.
    Das erste machte sofort kehrt, als der Fahrer die beiden sah. Das zweite hielt, aber der Fahrer schlug ihnen vor, sie sollten lieber einen Krankenwagen rufen, und fuhr davon. Das dritte hatte gerade einen Fahrgast abgesetzt, als der Nerz es heranwinkte. Mittlerweile hatte er seine Lektion gelernt und Stilton ein paar Meter entfernt hinter einem Strauch abgesetzt. Schnell erklärte er dem Taxifahrer, dass sein Kumpel Prügel bezogen hatte und ein paar Pflaster benötigte, und bevor der Fahrer noch etwas sagen konnte, hatte der Nerz ihm durchs Fenster schon zwei Fünfhunderter zugesteckt. Den Wettgewinn des Tages.
    »Ich bin selbst viele Jahre Taxi gefahren, ich weiß, wie das manchmal mit Betrunkenen und so ist, aber keine Sorge, wir wollen nur zum Wiboms väg in Solna, tausend Kronen bar auf die Hand und ohne Taxameter, das klingt doch nicht schlecht, was?«
    Olivia saß mit ihrem aufgeklappten Notebook in der Küche und aß ein Eis. Plötzlich ließ sie das Eis fallen und starrte auf den Bildschirm. Sie war aus reiner Neugier auf Trashkick gegangen. Zunächst hatte sie auf ziemlich dunklen Bildern einen nackten Mann gesehen, der in einem Felsraum misshandelt wurde. Danach wurde sein Körper irgendwo hinausgeworfen und landete an einer Steinwand.
    Stilton?!!
    Im ersten Moment wurde ihr innerlich ganz kalt. Dann wählte sie Stiltons Nummer und wartete.
    Elvis schleckte in der Zwischenzeit rasch das schmelzende Eis vom Boden auf.
    Würde er sich melden? Schließlich nahm eine fremde Stimme das Gespräch an.
    »Hallo, hier spricht der Nerz, der an Stiltons Handy geht.«
    Der Nerz? War das einer der Männer, die ihn misshandelt hatten? Hatte er Stiltons Handy geklaut? Aber warum meldete er sich dann?
    »Hallo, ich heiße Olivia Rönning und … Ist Tom da? Stilton?
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In Veras Wohnwagen. Was wollen Sie?«
    Veras Wohnwagen? Die Vera, die ermordet worden war?
    »Wie geht es ihm? Ich habe im Internet gesehen, dass er zusammengeschlagen wurde, und …«
    »Er ist okay. Kennen Sie ihn?«
    »Ja.«
    Halb gelogen, dachte Olivia, aber am besten mache ich in dem Stil weiter.
    »Er hilft mir im Moment bei einem Job. Wo steht Veras Wohnwagen?«
    Der Nerz brauchte Hilfe. Vor allem benötigte er Verbandszeug und Pflaster, und Olivia konnte ihm das alles besorgen, so dass er ihr erklärte, wo Veras Wohnwagen stand, und sie bat, sich zu beeilen.
    Olivia suchte ihren Verbandskasten heraus und warf sich ins Auto. Warum, war ihr nicht ganz klar. Hatte sie Mitgefühl mit dem misshandelten Stilton?
    Wahrscheinlich.
    Aber letztlich folgte sie vor allem einem spontanen Impuls.
    Stilton zeigte ihm den Schrank, in dem die Salbe stand. Vera hatte sie selbst einige Male benutzt, wenn sie sich verletzt hatte. Der Nerz holte ein Glas mit einem gelblich braunen, wachsartigen Inhalt heraus. Auf dem handgeschriebenen Etikett stand »Wundharz« sowie eine Auflistung der

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