Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Laden florierte. Ja, dachte Tony. Mumm liegt bei den Cox’ nun mal in der Familie.
    Das Messer war jetzt scharf genug; denn als Tony die Klinge erneut mit dem Daumen prüfte, schnitt er sich. Er steckte den Daumen in den Mund und ging in die Küche.
    Seine Mutter war in der Zwischenzeit zurückgekommen.
    Lillian Cox war klein und hatte ein bißchen Übergewicht – ihr Sohn hatte die Veranlagung zur Pummeligkeit von ihr geerbt, nicht aber die zur Kleinwüchsigkeit –, und sie hatte mehr Energie als eine Durchschnittsfrau von dreiundsechzig Jahren. Sie sagte: »Ich mach’ dir ein paar Scheiben gebratenen Speck, ja?«
    »Wunderbar.« Tony legte das Messer zur Seite und machte sich auf die Suche nach einem Pflaster für die Schnittwunde.
    »Sei vorsichtig mit dem Messer, Mom. Ich hab’s ein bißchen zu scharf geschliffen.«
    Worauf Mrs. Cox die Schnittwunde entdeckte und einen ziemlichen Aufstand machte. Tony mußte den Daumen unter fließendes kaltes Wasser halten und bis hundert zählen. Dann schmierte seine Mutter eine Salbe gegen Entzündungen darauf, legte ein Stück Mull auf die Wunde, wikkelte einen Verband darum und steckte ihn mit einer Sicherheitsnadel fest. Tony stand artig da und ließ die Prozedur widerspruchslos über sich ergehen.
    Mrs. Cox sagte: »Du bist ein braver Junge, daß du die Messer für mich wetzt. Aber sag mal, wo bist du eigentlich so früh am Tag gewesen?«
    »Ich war mit dem Hund im Park spazieren. Und ich mußte jemanden anrufen.«
    Mrs. Cox stieß ein widerwilliges Schnauben aus. »Ich werde nie begreifen, warum du unseren Apparat im Wohnzimmer nicht benutzen willst.«
    Tony beugte sich über die Pfanne und schnüffelte am brutzelnden Speck. »Du weißt doch, wie das ist, Mom. Die Polypen könnten das Telefon angezapft haben.«
    Sie drückte ihm eine Teekanne in die Hand. »Quatsch! Geh lieber schon mal rüber und schenk uns Tee ein.«
    Tony ging mit der Kanne ins Wohnzimmer. Auf dem altersschwachen Tisch lag bereits Besteck für zwei Personen auf der bestickten Tischdecke; daneben standen Salz-und Pfefferstreuer sowie Flaschen mit Ketchup und Soßen.
    Tony stellte die Teekanne auf ein Deckchen und setzte sich auf den Stuhl am Kamin, auf dem sein Vater immer gesessen hatte. Dann beugte er sich zur Seite und nahm zwei Tassen und zwei Untertassen aus der Anrichte. Wieder stellte Tony sich seinen Alten vor, wie er bei den Mahlzeiten präsidiert und mit Argusaugen und so manchem derben Spruch für gute Tischmanieren gesorgt hatte. »Nimm die Flossen von der Platte!« raunzte er immer, wenn jemand die Hände auf den Tisch gelegt hatte. Oder wenn Tony die Finger nahm: »Du frißt wie ein Schwein, Sohn! Messer … äh, rechts, Gabel links.«
    Nur eins nahm Tony seinem Vater heute noch übel: wie er Mom behandelt hatte. Obwohl sie so hübsch und so liebevoll war, ging der Alte fremd, und manchmal gab er sogar sein ganzes Geld dafür aus, diesen Weibern Gin zu kaufen, statt die Moneten nach Hause zu bringen. Immer, wenn das der Fall war, gingen Tony und sein Bruder zum Smithfield Market, klauten Fettgrieben und verkauften sie für ein paar Shilling an die Seifenfabrik.
    »Was ist mit dir?« Mrs. Cox, die soeben ins Zimmer gekommen war, riß Tony aus seinen Gedanken. »Willst du weiterschlafen, oder möchtest du uns den Tee eingießen?« Sie stellte Tony einen Teller hin und setzte sich zu ihm an den Tisch. »Laß nur gut sein. Ich mach’ das schon selbst.«
    Tony nahm das Besteck, wobei er das Messer wie einen Bleistift hielt, und begann mit der Mahlzeit. Der Hund lag neben Tonys Stuhl und sah hoffnungsvoll zu seinem Herrchen auf: Es gab Würstchen, Spiegeleier, gebratene Speckscheiben und eingemachte Tomaten, die sich zwar in eine unappetitlich aussehende Matsche verwandelt hatten, aber sehr lecker schmeckten, wie Tony feststellte, als er zuerst eine Gabel voll davon aß, bevor er die Hand nach der Ketchup-Flasche ausstreckte. Nach dem anstrengenden Morgen war er sehr hungrig.
    Seine Mutter reichte ihm seine Tasse Tee. »Ich glaube nicht«, sagte sie, »daß du mit dem Telefon recht hast. Dein Vater, Gott hab ihn selig, hatte nie Angst, den Apparat zu benutzen. Er hat schließlich immer darauf geachtet, keine Schwierigkeiten mit der Polizei zu bekommen. Er war ein sehr vorsichtiger Mann.«
    Tony runzelte die Stirn. Zu seines Vaters Lebzeiten hatten sie noch gar kein Telefon besessen. Aber er ließ seine Mutter in dem Glauben. Statt dessen sagte er: »Ja. Er war so vorsichtig, daß er als

Weitere Kostenlose Bücher