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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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lächerlich«, sagte er. »Bei Scotland Yard gibt es nie eine vollkommen ruhige Nacht. Oder macht die Pressestelle einen Betriebsausflug?«
    »Wir könnten eine Story daraus machen«, sagte Hart. »›Die erste verbrechensfreie Nacht in London seit eintausend Jahren.‹«
    Harts Schnoddrigkeit machte Cole wütender, als er ohnehin schon war. »Laß dich nie mehr mit einer so blöden Auskunft abspeisen, wenn du beim Yard anrufst! Kapiert?« sagte er scharf.
    Hart errötete. Es war ihm peinlich, wie ein Volontär belehrt zu werden. »Soll ich noch mal anrufen?«
    »Nein«, sagte Cole, weil er merkte, daß seine Worte gewirkt hatten. »Ich möchte, daß du eine Story schreibst. Du hast doch schon von diesem neuen Ölfeld in der Nordsee gehört, oder?«
    Hart nickte. »Das Shield, nicht wahr?«
    »Genau. Heute, im Laufe des Tages, wird der Energieminister bekanntgeben, welches Unternehmen die Bohrrechte für dieses Ölfeld bekommt. Schreib die Rohfassung eines Artikels, so daß du ihn nur noch zu überarbeiten und den Namen des Unternehmens einzusetzen brauchst, das die Lizenz bekommt. Mach eine Hintergrundstory daraus – wo das Ölfeld liegt, wie groß es ist, welche Bedeutung die Bohrlizenz für die Firma hat, die den Zuschlag bekommt, auf welcher Grundlage der Minister seine Entscheidungen trifft, und so weiter und so fort. Wir können deinen Artikel heute nachmittag immer noch rausschmeißen und eine vernünftige Meldung in die Lücke setzen, falls sich was Besseres findet.«
    »Ist gut.« Hart wandte sich um und ging zur Handbiblio
    thek hinüber. Er wußte, daß ihm dieser langweilige Job als eine Art Strafe aufgebrummt worden war.
    Der Junge schluckte die bittere Pille mit Haltung, das muß man ihm lassen, dachte Cole. Für einen Augenblick schaute er dem jungen Reporter hinterher. Oh, Mann, wie ihm die langen Haare und die Gigolo-Anzüge dieses Burschen auf die Nerven gingen. Außerdem war der Grünschnabel ein bißchen zu vorlaut und zu selbstsicher – andererseits brauchte man als Reporter ein gerüttelt Maß an Dreistigkeit.
    Cole stand auf und ging zum großen, U-förmigen Tisch der Redakteure hinüber. Vor dem Redakteur fürs Ressort Innenpolitik lagen eine Fernschreibermeldung über die Verabschiedung des Mitbestimmungsgesetzes sowie die ersten Artikel, die Coles Reporter geschrieben hatten. Cole schaute dem Redakteur über die Schulter. Der Mann hatte auf ein Notizblatt die Meldung geschrieben:

    MITBESTIMMUNGSGESETZ
UMSTRITTEN

    Der Redakteur kratzte sich den Bart und schaute Cole an. »Was halten Sie davon?«
    »Nichts. Das ist doch keine Schlagzeile«, sagte Cole. »Tut mir leid, aber ich finde es bescheuert.«
    »Ich auch.« Der Redakteur riß das Blatt vom Notizblock, knüllte es zusammen und warf es in einen Mülleimer aus Blech. »Gibt es denn nichts Neues ?«
    »Noch nicht. Ich habe gerade erst die Tips unserer Ohrwürmer an meine Reporter verteilt.«
    Der bärtige Mann nickte und schaute gewohnheitsmäßig auf die Uhr, die vor ihm von der Decke hing. »Dann kann ich nur hoffen, daß ich in den nächsten drei Sekunden etwas Vernünftiges auf den Tisch bekomme.«
    Cole beugte sich über ihn, nahm einen Stift und schrieb auf den Notizblock:
    ARBEITNEHMER-MITBESTIMMUNG
IN GEFAHR!

    Er sagte: »Ein bißchen interpretatorische Freiheit muß erlaubt sein. Wir sind ja nicht die Buchhaltung.«
    Der Redakteur grinste. »Suchen Sie ‘nen Job?«
    Cole ging zurück an seinen Arbeitsplatz. Annela Sims kam zu ihm und sagte: »Der Vorfall an der Holloway Road war eine Niete. Nur eine Bande Rowdies. Keine Festnahmen, keine Verletzten.«
    »Schade«, sagte Cole.
    Joe Barnard legte den Telefonhörer auf und rief: »Das mit Feuer war nichts, Arthur! Keine Verletzten!«
    »Wie viele Bewohner hatte das Haus?« fragte Cole automatisch.
    »Zwei Erwachsene, drei Kinder.«
    »Dann ist eine fünfköpfige Familie knapp dem Tode entronnen. Schreib das.«
    Phillip Jones sagte: »Arthur? Die ausgeraubte Wohnung in Chelsea gehört Nicholas Crost, einem ziemlich bekannten Geiger.«
    »Gut«, erwiderte Cole. »Ruf beim Polizeirevier in Chelsea an und frag dort nach, was gestohlen wurde.«
    »Hab’ ich schon.« Phillip grinste. »Eine Stradivari ist verschwunden.«
    Cole lächelte. »Braver Junge. Schreib es, und dann fahr nach Chelsea raus. Sieh zu, daß du den niedergeschmetterten Maestro interviewen kannst.«
    Das Telefon klingelte, und Cole nahm den Hörer ab.
    Obwohl er es niemals zugegeben hätte, machte ihm die Arbeit

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