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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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der Sun auf, um sich das Nacktfoto anzuschauen. Jeder hatte bestimmte Gewohnheiten, die ihm halfen, in den Arbeitstag hineinzufinden.
    Cole hielt es für richtig, die Reporter ein paar Minuten in Ruhe zu lassen, bevor man ihnen die Arbeit zuwies. Es trug dazu bei, eine halbwegs entspannte Atmosphäre und eine gewisse Ordnung zu schaffen. Cliff Poulson, der Chef der Nachrichtenredaktion und Coles unmittelbarer Vorgesetzter, handhabte die Sache jedoch anders. Poulson, der froschähnliche grüne Augen und einen Yorkshire-Akzent besaß, beherzigte den Wahlspruch: »Laßt uns keine Sekunde Zeit verlieren, Leute.« Seine Vorliebe für spontane Entscheidungen, seine permanente Unrast und seine spröde Aura der Jovialität schufen eine hektische Atmosphäre: Poulson war ein Geschwindigkeitstüchtiger, ein TempoVerrückter. Cole konnte sich nicht erinnern, daß ein Arti kel schon mal nicht erschienen war, weil jemand sich eine Minute Zeit genommen hatte, genauer darüber nachzudenken.
    Kevin Hart war seit nunmehr fünf Minuten in der Redaktion. Er stand in einem gestreiften Anzug, eine Hüfte lässig an die Schreibtischkante gelehnt, da und las im Mirror. Cole rief ihm zu: »Kevin! Ruf bitte beim Yard an, ob es etwas Neues gibt.« Der junge Mann nahm den Hörer ab.
    Die Bertie-Chieseman-Tips lagen vor Cole auf dem Nachrichtenschalter: ein dickes Bündel von Durchschlägen. Cole schaute in die Runde. Die meisten Reporter waren inzwischen eingetrudelt. Jetzt wurde es Zeit, sie auf Trab zu bringen. Cole blätterte Berties Informationen durch. Einige Durchschläge spießte er auf einen Metalldorn, andere reichte er mit kurzen Anweisungen an verschiedene Reporter weiter. »Hier, Anna. In der Holloway Road ist gestern nacht ein Streifenbeamter in Schwierigkeiten geraten. Telefoniere mit dem nächsten Bullenkloster und versuch herauszufinden, was da passiert ist. Wenn es um Trunkenheit geht, laß die Sache sausen, es sei denn, es ist Blut geflossen. – Joe, im East End hat es diese Nacht einen Brand gegeben. Ruf die Feuerwache an, und laß dir Genaueres erzählen. – Phillip, für dich habe ich einen Einbruchsdiebstahl in Chelsea. Guck aber vorher im ›Who is Who‹ nach, ob unter dieser Adresse ein Prominenter wohnt. – Barney: ›Polizei hat einen Iren verfolgt und festgenommen, nachdem sie zu einem Haus in der Queenstown Street in Camden gerufen wurde.‹ Ruf beim Yard an und frag nach, ob der Bursche irgendwas mit der IRA zu tun hat.«
    An Coles Arbeitsplatz am Redaktionstisch klingelte das Haustelefon. Er nahm den Hörer ab. »Arthur Cole.«
    »Was hast du denn heute Schönes für mich, Arthur?«
    An der Stimme erkannte Cole den Fotoredakteur. Er sagte: »Im Moment sieht es so aus, als wäre die Abstimmung im Unterhaus der Knüller des Tages.«
    »Die Abstimmung? Die ist gestern abend schon im Fernsehen gezeigt worden!«
    »Hast du mich angerufen, um mich was zu fragen, oder um mir was zu erzählen?«
    »Tja, ich glaube, dann sollte ich jemand in die Downing Street schicken, um ein aktuelles Foto vom Premierminister zu schießen. Gibt es sonst noch was Neues?«
    »Ja. Aber das kannst du alles in den Morgenzeitungen nachlesen.«
    »Schon gut, Arthur.«
    Cole legte auf. Es ist armselig, dachte er, eine Story von gestern als Aufmacher zu bringen. Dennoch tat er sein Bestes, um den Artikel über das Mitbestimmungsgesetz auf den neuesten Stand zu bringen: Zwei Reporter riefen Gott und die Welt an, um Reaktionen darauf zu bekommen. Im Parlament bekamen sie jedoch nur Hinterbänkler an die Strippe, die Unfug redeten und sich zu profilieren versuchten.
    Ein Reporter mittleren Alters mit einer Pfeife im Mund rief: »Mrs. Poulson hat gerade angerufen. Cliff kommt heute nicht. Er hat sich Montezumas Rache zugezogen.«
    Cole stöhnte: »Wie kann er sich in Orpington den Dünnschiß holen?«
    »Zu viel Curry zum Abendessen.«
    »Sieh mal an.« Dieser clevere Mistkerl, dachte Cole. Es sah ganz so aus, als wäre heute der langweiligste Tag seit Monaten, was interessante Nachrichten betraf, und Poulson meldete sich krank. Und da der zweite verantwortliche Nachrichtenredakteur Urlaub hatte, war Cole auf sich allein gestellt.
    Kevin Hart kam an Coles Tisch. »Beim Yard gibt es nichts Neues«, sagte er. »Es war die ganze Nacht vollkommen ruhig.«
    Cole schaute auf. Hart war ungefähr dreiundzwanzig Jahre alt und sehr groß, hatte blondes gewelltes Haar, das er ziemlich lang trug. Cole unterdrückte eine Aufwallung von Zorn.
    »Das ist

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