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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wir uns am Bauernhof. Sag Tony, was passiert ist. Und fahr langsam. Drück nicht auf die Lichthupe, halte an den Zebrastreifen. Fahr so, als wäre es ‘ne verdammte Führerscheinprüfung. Kapiert?«
    »Ja«, sagte Jesse. Er rannte zum blauen Lieferwagen und rüttelte prüfend an den Hintertüren. Sie waren abgeschlossen. Gut. Er riß das braune Klebeband von den Nummernschildern, das dem Zweck gedient hatte, es der Polizei unmöglich zu machen, die Nummer des Wagens zu notieren: Tony Cox dachte eben an alles. Dann setzte Jesse sich hinter das Steuer.
    Jacko ließ derweil den Motor des Volvo an. Einer der Ganoven öffnete das Tor zur Straße. Die anderen stiegen bereits in ihre eigenen Fahrzeuge, zerrten sich die Strumpfmasken von den Köpfen und zogen die Handschuhe aus. Jesse lenkte den Lieferwagen durch das Tor und bog nach rechts ab; Jacko, in dem blauen Volvo, folgte ihm und fuhr nach links.
    Als er den Wagen beschleunigte, warf Jacko einen raschen Blick auf die Uhr: siebenundzwanzig Minuten nach zehn. Die ganze Sache hatte elf Minuten gedauert. »Ihr seid schneller auf und davon, als die Polizei braucht, um die paar Meter fünfzig vom Bullenkloster an der Vine Street bis zur Isle of Dogs zu kommen«, hatte Tony Cox gesagt und damit wieder mal recht gehabt.
    Ein sagenhafter Coup, dachte Jacko zufrieden – von dem Mißgeschick mit dem armen Einohr-Willie einmal abgesehen. Jacko hoffte, daß Willie mit dem Leben davonkam, damit er noch Gelegenheit hatte, seinen Anteil an der Beute auszugeben.
    Schließlich näherte er sich dem Krankenhaus. Jacko hatte sich bereits einen Plan zurechtgelegt, aber er mußte dafür sorgen, daß niemand Willie zu Gesicht bekam. Er sagte: »Willie? Könntest du dich auf den Boden legen?« Keine Antwort. Über die Schulter warf Jacko einen Blick auf die Rückbank. Willies Augen waren dermaßen verquollen und blutüberströmt, daß die Begriffe ›geöffnet‹ und ›geschlossen‹ nicht mehr anwendbar waren. Aber der arme alte Knacker war offenbar bewußtlos. Jacko streckte den Arm aus und zerrte an Willies Jacke, bis der Körper mit einem dumpfen Laut auf den Wagenboden fiel.
    Jacko lenkte den Wagen auf das Krankenhausgelände und stellte ihn auf dem Parkplatz ab. Dann stieg er aus und folgte den Hinweisschildern mit der Aufschrift NOTAUFNAHME. Gleich hinter der Eingangstür entdeckte Jacko ein Münztelefon. Er schlug das Telefonbuch auf und suchte die Nummer des Krankenhauses heraus.
    Er wählte, warf eine Münze in den Schlitz und ließ sich mit der Notaufnahme verbinden. Auf einem Schreibtisch, ein paar Meter von Jacko entfernt, klingelte der Apparat, und eine Schwester nahm den Hörer ab.
    Sie sagte: »Einen Moment, bitte«, und legte den Hörer auf die Schreibtischplatte. Die Schwester war eine mollige Frau in den Vierzigern, wie Jacko feststellte. Sie trug eine bretthart gestärkte Uniform und machte einen ausgesprochen trägen Eindruck. Die Schwester schrieb ein paar Worte in ein Buch, dann nahm sie den Hörer wieder auf.
    »Notaufnahme. Kann ich Ihnen helfen?«
    Jacko sprach leise und beobachtete dabei das Gesicht der Schwester. »Auf dem Parkplatz steht ein blauer Volvo. Auf dem … vor dem Rücksitz liegt ein Mann, der mit einem Schrotgewehr angeschossen wurde.«
    »Auf dem Parkplatz?«
    »Ja.«
    »Sie meinen, auf unserem Parkplatz?« Das Gesicht der Schwester wurde fast so weiß wie ihre Uniform.
    Jacko wurde wütend. »Herrgott noch mal, ja! Nun gukken Sie doch nicht so blöd, Sie dumme Kuh! Bewegen Sie Ihren dicken Hintern und lassen Sie den armen Kerl endlich in die Notaufnahme schaffen!« Er war versucht, den Hörer auf die Gabel zu schmettern, doch er hielt sich gerade noch zurück und drückte die Gabel statt dessen be hutsam mit der freien Hand herunter: Wenn er die Schwester sehen konnte, dann konnte sie ihn auch sehen. Er hielt den Hörer ans Ohr gedrückt, tat so, als würde er telefonieren, während er beobachtete, wie die Schwester auflegte, sich erhob und eine Kollegin herbeirief. Dann eilten die beiden an Jacko vorbei nach draußen zum Parkplatz.
    Jacko schaute auf die Hinweisschilder über dem Eingang. Er durchquerte die Hals-Nasen-Ohren-Station und verließ das Krankenhaus durch den Ausgang der Urologie. Vom Haupttor aus spähte er zum Parkplatz hinüber und sah, wie eine Bahre zum Volvo gerollt wurde. Jacko nickte zufrieden. Er hatte für Willie getan, was er konnte.
    Jetzt brauchte er erstmal einen anderen Wagen.

15

    Felix Laski war vom Büro Nathaniel

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