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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Fetts sehr angetan. Es war ein behagliches Zimmer mit unaufdringlichem Dekor; eine Umgebung, in der sich hervorragend Geschäfte machen ließen. Fett verzichtete auf solchen Firlefanz, wie Laski ihn bevorzugte, der den Schreibtisch in seinem Büro so neben das Fenster gestellt hatte, daß sein Gesicht stets im Schatten lag – die niedrigen, wackligen Besucherstühle oder die Kaffeetassen aus minderwertigem Porzellan (Laskis nichtsahnende Besucher hatten immer eine Heidenangst, unglücklich dagegenzustoßen, so daß dieser Nippes zu Boden fiel). Fetts Büro besaß die Atmosphäre eines noblen Clubs für Aufsichtsratsmitglieder, und genau diese Wirkung war zweifellos beabsichtigt. Laski fielen besonders zwei Dinge auf, als er Fetts lange, schmale Hand schüttelte: zum einen der große, offenbar selten benutzte Schreibtisch, zum anderen die Tatsache, daß Fett eine Clubkrawatte trug. Für einen Juden, dachte Laski, ist eine solche Krawatte eine seltsame Zier. Dann aber, bei genauerem Nachdenken, fand er es ganz und gar nicht seltsam; denn Fett trug diese Krawatte aus dem gleichen Grund wie seinen hervorragend geschneiderten Savile-Row-Nadelstreifenanzug. Es war eine Art Markenzeichen, das besagen sollte: Auch ich bin Brite. Interessant, sagte sich Laski: Selbst nach sechs Generationen Banken-und Börsen-Fetts ist Nathaniel noch immer ein bißchen unsicher. Das war eine Erkenntnis, die sich ausnutzen ließ.
    Fett sagte: »Nehmen Sie Platz, Laski. Möchten Sie Kaffee?«
    »Nein, danke. Ich trinke den ganzen Tag Kaffee. Ist schlecht fürs Herz.«
    »Einen Drink?«
    Laski schüttelte den Kopf. Kleine Gesten der Gastfreundschaft abzulehnen, war eine seiner Methoden, dafür zu sorgen, daß der Gastgeber sich im Nachteil befand. »Ich habe Ihren Vater recht gut gekannt«, sagte er, »bis er in den Ruhestand trat. Sein Tod war ein großer Verlust für uns alle. So etwas wird zwar von vielen Verstorbenen behauptet, aber bei Ihrem Vater trifft es wirklich zu.«
    »Danke.« Fett setzte sich vis-à-vis von Laski in einen Clubsessel und schlug die Beine übereinander. Hinter den dicken Brillengläsern waren seine Augen unergründlich. »Das ist zehn Jahre her«, fügte er hinzu.
    »So lange schon? Natürlich, Ihr Vater war viel älter als ich. Aber er wußte, daß ich aus Warschau stamme, genau wie seine Vorfahren.«
    Fett nickte. »Der erste Nathaniel Fett hat Europa mit einem Beutel voller Gold und einem Esel durchquert.«
    »Ich habe die gleiche Reise mit einem gestohlenen NaziMotorrad und einem Koffer voller wertloser Reichsmark gemacht.«
    »Dennoch war Ihr Aufstieg ungleich kometenhafter.«
    Es war eine Herabsetzung, wie Laski sofort erkannte. Im Grunde sagte Fett: Wi r mögen ja polnische Juden Emporkömmlinge sein, aber wir sind nicht halb solche Emporkömmlinge wie du.
    Laski versuchte, im Gesicht seines Gegenüber zu lesen, denn der Börsenmakler war sein Rivale bei diesem Spiel. Doch Fetts dicke Brille verbarg seine Gedanken so gut, daß er seinen Schreibtisch nicht ans Fenster zu stellen brauchte, damit er das Licht im Rücken hatte. Laski lächelte. »Sie sind wie Ihr Vater. Man wußte nie, was er wirklich gedacht hat.«
    »Sie haben noch nichts gesagt, worüber ich nachdenken könnte.«
    »Oh.« Offenbar ist der Smalltalk nun beendet, dachte Laski. »Tja, ich möchte mich dafür entschuldigen, daß mein Anruf ein bißchen geheimnisvoll war. Nett von Ihnen, daß Sie mich so kurzfristig empfangen.«
    »Sie haben gesagt, Sie könnten einem meiner Klienten ein Angebot in siebenstelliger Höhe unterbreiten. Wie hätte ich Sie da nicht empfangen können? Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten?« Fett erhob sich, nahm eine Kiste von einem Beistelltisch und klappte den Deckel auf.
    »Vielen Dank.« Laski blickte in die Kiste. Er ließ sich ein bißchen mehr Zeit als nötig, um seine Wahl zu treffen. Als er die Hand nach der Zigarre ausstreckte, sagte er: »Ich möchte die Hamilton Holdings von Derek Hamilton kaufen.«
    Die zeitliche Abstimmung war perfekt, doch Fett zeigte nicht das leiseste Anzeichen des Erstaunens. Dabei hatte Laski gehofft, daß Fett vor Überraschung die Zigarrenkiste fallen ließ. Aber Fett hatte natürlich gewußt, daß sein Besucher genau diesen Augenblick wählen würde, um die Bombe platzen zu lassen. Mehr noch – Fett hatte diesen Augenblick nur zu diesem Zweck herbeigeführt.
    Fett klappte die Zigarrenkiste zu und gab Laski Feuer, ohne ein Wort zu sagen. Dann setzte er sich und schlug wieder die

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