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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Christian auch ihn wieder: Er war vor einem Jahr mit Melchiors Bande ins Dorf gekommen und hatte es vorgezogen, seinem »Meister« zu folgen, statt im Dorf zu bleiben und sich sein Brot mit ehrlicher Arbeit zu verdienen.
    Die drei anderen waren deutlich älter als der Bursche, einem fehlte ein Ohr, dem anderen eine Hand. Sie waren demnach alle schon einmal für ein Verbrechen bestraft worden.
    Der Lärm hatte längst die anderen Hausbewohner geweckt, die sich erschrocken versammelten. Allen voran der Bergmeister, der nur mit einem Pelzüberwurf bekleidet und mit einer Kerze in der Hand fassungslos auf das Geschehen in seinem Haus starrte.
    Als die Einbrecher gefesselt auf dem Boden lagen, stürzte Bertha auf Christian zu und warf sich auf die Knie.
    »Habt Dank, Herr«, flüsterte sie, immer noch schreckensbleich. »Ich hatte ein Geräusch gehört, da wollte ich nachsehen …«
    »Ich hätte nie zugelassen, dass dein Sohn auch noch seine Mutter verliert«, versuchte Christian sie zu beruhigen. Er lächelte ihr aufmunternd zu, doch Bertha fing nachträglich am ganzen Leib zu zittern an.
    Christian zog sie hoch und führte sie zu einer Bank. »Ich glaube, sie braucht jetzt einen Stärkungstrank«, sagte er zum Bergmeister. »Wenn Ihr so gut sein wollt.«
    Hermann erwachte aus seiner Erstarrung und schlug ein Kreuz. Dann eilte er davon, um Wein zu holen, ohne ein Wort über die vertauschten Rollen zu verlieren.
    Christian flößte Bertha etwas davon ein, denn ihre Finger zitterten immer noch. Vielleicht hätte sie es auch nicht gewagt, etwas aus den Händen ihres Dienstherrn anzunehmen.
    Christian sah sich suchend um, fand einen Umhang an einem Haken an der Wand hängen und legte ihn Bertha über die Schultern. Eine Magd hatte inzwischen das Feuer geschürt, so dass nun flackerndes warmes Licht den Raum erhellte.
    Der Feuerschein fiel auf die vier gut verschnürten Diebe und die Spuren ihrer hektischen Suche nach einem Geldversteck: verschobene Möbel und eine aufgegrabene Stelle im Fußboden vor dem Herd.
    Der Bergmeister schenkte nun selbst auch Christian, Lukas, Bertram und Kuno Wein ein. »Ich wage gar nicht zu Ende zu denken, was hätte passieren können«, meinte er. »Wie kann ich Euch je meinen Dank ableisten?«
    Christian räusperte sich. »Indem Ihr Stillschweigen bewahrt, Euren Haushalt wieder zu Bett schickt und uns für die Nacht diesen und einen weiteren Raum überlasst.«
    »Selbstverständlich. Soll ich etwas zu essen bringen lassen?«
    »Das ist nicht nötig. Kann einer Eurer Knechte eine Nachricht an Herwart überbringen?«
    Mit einem Wink schickte Hermann sein aufgeregtes Gesinde bis auf einen jungen Knecht wieder zu Bett, vergewisserte sich, dass Bertha den ersten Schreck überwunden hatte, und verließ dann selbst die Halle, nicht ohne sich noch einmal bei Christian und seinen Männern bedankt zu haben.
    Christian bat den Knecht zu warten, dann wandte er sich den Gefangenen zu, die gefesselt am Boden lagen. Spätestens am Morgen musste er sie an Randolf ausliefern. Doch er verließ sich lieber nicht darauf, dass der Burgvogt ihn freiwillig von dem in Kenntnis setzte, was er den Gesetzlosen an Geständnissen abgepresst hatte.
    »Ihr wisst, wer ich bin?«, fragte er grimmig in die Runde.
    »Der schwarze Reiter«, wimmerte der jüngste der Gefangenen, derjenige, der sich durch das Fenster geschlängelt hatte.
    »Halt’s Maul!«, fuhr ihn derjenige an, der Bertha hatte töten wollen.
    Christian stellte einen Fuß auf den Brustkorb des Gebrandmarkten. »Falsche Antwort«, sagte er. Dann blickte er auf die anderen. »Sind noch mehr von euch im Dorf? Wo ist euer Versteck? Wer hat euch geschickt?«
    »Von uns erfahrt ihr nichts«, zischte der Gebrandmarkte voller Hass.
    »Das wird sich zeigen«, meinte Christian verächtlich. »Der Vogt wird euch als Diebe hängen lassen – wenn ihr Glück habt. Wie ich ihn kenne, wird er euch Gesindel erst eine Weile foltern und dann vierteilen lassen. Oder pfählen. Das ist im Moment die Todesart, für die er eine besondere Vorliebe hegt. Dagegen wird euch der Strang als Gnade vorkommen.«
    Der Gebrandmarkte sah, dass seine Kumpane erbleichten.
    »Keiner von euch redet, habt ihr gehört«, schrie er den anderen zu. »Er ist verflucht, er und sein Weib, die Hexe!«
    Wütend zerrte Christian den Gefangenen hoch und verpasste ihm einen Fausthieb. »Meine Frau ist keine Hexe. Und vor mir solltest du dich etwas mehr fürchten«, fuhr er ihn an.
    Dann stieß er den

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