Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Gefesselten zu Kuno hinüber. »Schaff ihn nach nebenan und bewach ihn. Bertram geht mir dir«, befahl er.
    Die beiden Burschen packten den Gesetzlosen an den Armen und zerrten ihn nach nebenan in die Vorratskammer.
    »Was für ein Tölpel«, meinte Kuno kopfschüttelnd. »Sich erst gefangennehmen lassen und dann noch die Dame Marthe beleidigen.« Wütend stieß er seinen Gefangenen in die Rippen. »Damit machst du dir hier keine Freunde, weißt du. Und auch nicht, indem du die brave Bertha bedrohst.«
    Er ließ den Fremden fallen und beugte sich über ihn. »Es sind beides gute, ehrbare Frauen. Und Ritter Christian hat zwar gesagt, ich soll auf dich Dreckstück aufpassen. Aber er hat nichts davon gesagt, dass ich dir vorher nicht noch ein bisschen Benehmen gegenüber Damen beibringen darf.«
     
    Als der Anführer der vierköpfigen Diebesgruppe aus dem Raum war, zog Christian seinen Dolch und wandte sich den verbliebenen Einbrechern zu. »Ich glaube nicht, dass der Vogt euch alle und vollständig braucht.«
    Wie erwartet musste er keine Gewalt anwenden, um die Gesetzlosen zum Reden zu bringen, nachdem ihr Anführer aus dem Raum geschafft worden war.
    Als Erster sprach der Jüngste, der sich durch das Fenster gezwängt hatte. Und nachdem er zu reden begonnen hatte, überboten sich auch die beiden anderen mit Auskünften, um eine mildere Strafe zu bekommen.
    Nein, sie seien allein hierhergekommen, sie hätten gedacht, die Münzen aus dem Haus eines reichen Christiansdorfers zu stehlen sei leichter als ungemünztes Silber aus einem gutbewachten Bergfried.
    Ja, Melchior sei ihr Meister, aber der sei noch nicht da, sondern mit dem Rest der Bande erst auf dem Weg hierher. Sie seien nur eine Vorhut, um die Lage auszukundschaften, und hätten dabei den Fehler begangen, auf eigene Faust zu handeln und sich erwischen zu lassen.
    Nachdem Christian das gehört hatte, schickte er den Knecht des Bergmeisters zu Herwart. Er sollte Bescheid geben, dass die Einbrecher gefangen und in dieser Nacht nach deren Worten keine weiteren Eindringlinge zu erwarten seien.
    »Jetzt wird sich zeigen, ob ihr die Wahrheit sagt«, drohte Christian. »Sollten meine Männer auch nur einen einzigen Fremden sehen, werdet ihr euer schnelles Ende herbeisehnen.«
    Ein durchdringender Gestank verriet inzwischen, dass der Jüngste vor Angst die Kontrolle über sein Gedärm verloren hatte.
    »Wann kommt der Rest der Bande? Und wer schickt euch aus?«
    Die Gesetzlosen wechselten verstohlene Blicke miteinander.
    Drohend baute sich Christian vor dem jungen Dieb auf.
    »Der Meister wird uns töten, wenn wir das verraten«, wimmerte der.
    »Dazu müsste er sich schon sehr beeilen, denn schon morgen baumelt ihr am Galgen«, warf Lukas ungerührt ein.
    Der Junge brach in Tränen aus und erzählte, was er wusste. Christian und Lukas wechselten einen düsteren Blick, als sie hörten, welche Gefahr ihrem Dorf drohte. Melchior hatte eine neue Bande um sich gesammelt. Diesmal bestand sie nicht aus Kindern, sondern aus skrupellosen Dieben, Mördern und anderen Gesetzlosen, denen er reiche Beute in dem Silberdorf versprochen hatte. Den ganzen Winter über war Melchior umhergezogen und hatte Vogelfreie um sich geschart, eine Armee von vier Dutzend Männern, die bald hier eintreffen würde. Doch auch Melchiors Bande war nur ein Vorauskommando. Sie erwarteten militärische Unterstützung vom Thüringer Landgrafen. Der junge Ludwig fand, dass er durchaus teilhaben sollte an dem Reichtum, der Markgraf Otto durch das Christiansdorfer Silber zufloss. Und angesichts der beiden Niederlagen im vergangenen Jahr, bei denen seine und Melchiors Leute von Christian und seinen Männern vernichtend geschlagen worden waren, wollte er diesmal eine noch größere Gruppe gutbewaffneter Leute schicken.
    Nachdem Christian das erfahren hatte, sandte er den Knecht des Bergmeisters erneut zu Herwart und forderte ein paar zusätzliche Männer an, um die Gefangenen zu bewachen. Dann ließ er Konrad, seinen Knappen, rufen.
    Mit solchen Neuigkeiten konnte er nicht bis zum Morgen warten.
     
    Marthe saß schon die halbe Nacht in der Halle und hoffte, dass die Männer unversehrt zurückkommen würden, nachdem Peter ihr begeistert von seiner Entdeckung und seinem heimlichen Einsatz mit Kuno und Bertram erzählt hatte. Fröstelnd in ein warmes Tuch gehüllt, versank sie immer mehr in düstere Grübeleien.
    Sie zuckte zusammen, als es draußen klopfte.
    »Bergmeister Hermann schickt mich im Auftrag des

Weitere Kostenlose Bücher