Die Spur der Hebamme
Leinen ergoss.
Verdammt! Und dummerweise hatte er jetzt nicht die Zeit, zu warten, bis er wieder bereit war. Der Blick, den ihm seine Frau zugeworfen hatte, als er aufgestanden war und die Halle verlassen hatte, war deutlich genug gewesen. Lästiges Weibsbild! Wie lange sollte er sich eigentlich noch in seinem eigenen Haus von ihr befehlen lassen?
Aber jetzt konnte er unmöglich länger fortbleiben und dann in ihr Bett steigen, wenn noch das Jungfernblut dieser Kleinen an seinem Schwanz klebte.
Er würde später wiederkommen müssen, wenn Richenza schlief, um sich an der süßen Unschuld schadlos zu halten. Was für eine Schande, im eigenen Haus heimlich herumschleichen zu müssen!
Wütend stieß er das Mädchen aufs Bett.
Nur ein Gedanke entschädigte ihn dafür, dass er sie nicht gleich packen und sich unterwerfen konnte: Ihr Grauen und ihre Angst würden ins Unermessliche wachsen, wenn er sie warten ließ, bis er zurückkam. Das wiederum würde seinen Genuss nur noch steigern.
»Du wartest hier, bis ich zurück bin«, sagte er drohend. »Und wage es ja nicht, dich zu bedecken oder wieder anzuziehen!«
Vielsagend zog er erneut die Peitsche aus dem Gürtel und hielt sie ihr vors Gesicht. Dann stürmte er hinaus. Johanna hörte, wie er draußen den Riegel wieder vorschob.
Als sie allein war, zog sie sofort ihre Kleider an. Dann suchte sie nach ihrem Essmesser am Gürtel und kauerte sich neben dieTür. Wenn er kam, würde sie nicht nackt im Bett liegen und darauf warten, dass er sie schändete und dann seinen Männern überließ. Selbst wenn sie ihn mit dem kleinen Messer nicht ernsthaft verletzen konnte – zur Strafe für ihren Angriff würde er sie umbringen. Das war immer noch besser als das Schicksal, das er ihr zugedacht hatte.
Mit hämmerndem Herzen hockte sie an der Tür und wartete, dass sich Schritte näherten.
Johanna hatte das Haus kaum verlassen, da zog Mechthild los, um Kuno und Bertram zu suchen. Die beiden waren mit den verbliebenen Pferden ausgeritten, die dringend bewegt werden mussten. Als Mechthild sie entdeckte, winkte sie ihnen von weitem zu. Sofort änderten sie die Richtung und lenkten die Pferde zu ihr.
Kunos sommersprossiges Gesicht wurde blass, als die Köchin aufgeregt berichtete, was geschehen war. Christian hatte ihm Johannas Sicherheit anvertraut. Durch seine Nachlässigkeit befand sie sich jetzt in den Händen dieses Ungeheuers! Er hätte sie nie alleinlassen dürfen.
»Weiß jemand, was sie von ihr wollen?«
Doch Mechthild schüttelte nur den Kopf.
»Kann nichts Gutes sein«, meinte Bertram verbissen. Er nahm dem Freund die Zügel ab, nachdem sie abgesprungen waren. »Ich kümmere mich um die Pferde, geh ruhig schon ins Haus«, meinte er.
Stattdessen trat Kuno an den Haselnussstrauch vor Christians Anwesen, den Marthe gepflanzt hatte, und starrte angestrengt zum Bergfried, als könne er durch dessen dicke Mauern hindurchsehen. Am liebsten würde er schnurstracks dorthin marschieren und die Herausgabe des Mädchens fordern. Aber das würde ihm im besten Fall Hohnlachen einbringen, eher wohleine kräftige Tracht Prügel und Bekanntschaft mit dem Verlies. Nein, hier brauchte er eine List, um zunächst einmal herauszufinden, wo sie steckte und welche Gefahr ihr drohte.
Er begann, nach Peter zu suchen. Der blies Trübsal, seit sowohl Christian als auch Marthe das Haus verlassen hatten. Er stromerte immer noch durchs Dorf, um Ausschau nach Melchiors Bande zu halten, auch wenn offiziell nun Randolfs Männer für die Sicherheit des Ortes zuständig waren. Aber heute, das wusste Kuno, hatte Mechthild ihm irgendwelche Arbeiten aufgetragen. Wo steckte der Bursche nur?
Kuno pfiff durchdringend, und wie auf Befehl tauchte Augenblicke später Peter vor ihm auf und starrte ihn fragend an.
»Arbeitet eure kleine Freundin noch in Randolfs Küche?«, wollte Kuno wissen. Richenza hatte sich bald nach ihrer Ankunft eines der Mädchen, die einst zu Melchiors Bande gehört hatten, als Magd geholt.
»Klar. Soll ich zu ihr gehen?«
Kuno überlegte einen Moment. Wenn Johanna Gefahr drohte, musste er sich irgendwie bei Randolf einschleichen. Zweimal würde ihm das kaum gelingen. Aber zuerst musste er in Erfahrung bringen, was dort vorging und wo sie war. Nur – durfte er den Jungen solcher Gefahr aussetzen?
Peter schien die Gedanken seines älteren Freundes zu erraten. »Vergiss nicht, was ich gelernt habe! Mich erwischt schon keiner.«
Der einstige Dieb grinste und rief nach seiner
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