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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Schwester begutachten. Er trug ein zerlumptes Kleid und ein unansehnliches Kopftuch, das er tief in die Stirn gezogen hatte; in sein Gesicht hatte er sich Schmutz gerieben, auf dem Rücken trug er eine altersschwache Kiepe. Ein Lumpenknäuel unter dem Kleid täuschte einen Buckel vor, dazu machte er sich krumm, stützte sich auf einen Stock und probierte ein paar kleine, schlurfende Schritte.
    »Sieht echt aus«, versicherte Bertram.
    »Ob ich mir noch ein Auge zubinde?«, meinte Kuno und befolgte seinen eigenen Vorschlag sogleich. Dann blinzelte er Mechthild zu. »Machen wir die Probe.«
    Die Köchin ging nach draußen und rief dem Großknecht zu, er solle ihr eine der Gänse bringen, die bösartige alte.
    Fluchend machte sich der Knecht ans Werk und brachte schließlich schweißüberströmt die wütend schnatternde Gans, die erunter den Arm geklemmt hatte und mit beiden Händen am Hals festhielt.
    »Hoffentlich kommt sie endlich in den Topf«, murrte er.
    »Nein, pack sie dem Mütterchen in den Korb, sie wird sie für uns verkaufen«, antwortete Mechthild.
    Der Großknecht warf nur einen flüchtigen Blick auf das »Mütterchen«, dann stopfte er die krakeelende Gans in die Kiepe und half Kuno, sich den Korb auf die Schulter zu hieven.
    »Danke, Söhnchen, Gott wird es dir lohnen«, lispelte Kuno mit zittriger Altweiberstimme.
    »Das will ich hoffen nach der Schinderei«, brummte der Knecht. »Pass nur auf, Großmütterchen, dass dir das tückische Biest nicht aus dem Korb springt.« Er nickte dem »Großmütterchen« und der Köchin zu, dann ging er wieder nach draußen, immer noch vor sich hin schimpfend.
    Die anderen sahen sich an; Kuno konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Die Sache beginnt Spaß zu machen«, meinte er.
    »Wenn ich das gesagt hätte, würdest du mir ein paar hinter die Ohren geben und mich ermahnen, mehr Vorsicht walten zu lassen«, beanstandete Peter mit frechem Grinsen und fing sich dafür wirklich eine Kopfnuss ein. Dann tauschten die Burschen ein Verschwörerlächeln, und Mechthild wünschte Kuno von ganzem Herzen Gottes Segen für das Gelingen seines Planes.
     
    Wenig später stand der Rotschopf in seiner Verkleidung vor dem Eingang zu Randolfs Haus.
    »Scher dich weg, Alte«, fuhr ihn eine der Wachen an. »Du hast hier nichts verloren.«
    »Oh, bitte, bitte, jagt mich armes, altes Weib nicht davon«, jammerte Kuno mit verstellter Stimme und verbeugte sich demütig wieder und wieder. »Ich bring doch die Gans hier, die schöneGans. Soll sie in der Küche abliefern. Eure Herrin hat sie bestellt. Ich darf sie nicht verärgern.«
    »Lass mal sehen, Alte.« Unwirsch kam der Soldat näher.
    Kuno wich zurück und hielt den Arm ängstlich vors Gesicht, als ob er sich vor dem Mann fürchtete. Und das tat er auch wirklich, denn es war niemand anders als sein älterer Stiefbruder Martin.
    Schande über dich, dachte er wohl zum tausendsten Mal bei dessen Anblick. Würde sein Bruder ihn erkennen? Er drehte sich flink mit dem Rücken zu Martin und reckte ihm die Tragekiepe unter die Nase. »Hier, seht selbst, mein tapferer Recke, schaut hinein. So eine schöne fette Gans, ein wahrer Festschmaus für den Herrn und seine edle Dame.«
    Martin sah misstrauisch in den Korb und fuhr sofort zurück, weil ihn der bösartige Vogel anzischte.
    Kuno lachte in sich hinein, denn seine List würde gelingen.
    »Eine schöne Gans, schöne Gans«, wiederholte er mit zittriger Fistelstimme und wackelte dabei wie schwachsinnig mit dem Kopf.
    »Hab ja gesehen, Alte«, brummte Martin. »Dann troll dich, ab in die Küche.«
    »Danke, Söhnchen, danke«, lispelte Kuno. »Gott wird es dir lohnen.« Mit Ausschlag und mit Pestilenz, dachte er grimmig.
    Einige Zeit später wurden die Wachen durch lautes Geschrei von ihrem Würfelspiel abgelenkt. Martin ging nach draußen, um zu sehen, was dort vor sich ging, und traute seinen Augen nicht: Ein Küchenjunge jagte der Alten über den Hof nach und beschimpfte sie, die Alte fiel hin und rappelte sich mühevoll wieder auf, während die Gans aus dem Korb entfloh und ihm laut schnatternd entgegenflatterte.
    »Fang die Gans, fang die Gans!«, rief ihm der Küchenjunge zu, dessen Gesicht und Bundhaube mit Mehl bestäubt waren, undrannte selbst weiter lauthals schimpfend der Alten nach, die ihrerseits keifend und humpelnd davonlief.
    Martin rief seine Kumpane heran und versuchte, die aufgebrachte Gans zu fangen, die mit vorgestrecktem Hals zischend auf sie zukam. Es dauerte eine

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